Genf - Donnerstag, 13. Oktober 2016, 13:35 Uhr.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat während der 67. Vorstandssitzung des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen seine eigene Vergangenheit ins Gedächtnis gerufen: "Vor mehr als 6 Jahrzehnten war ich selbst ein vom Krieg Vertriebener. Ich habe das am eigenen Leib erfahren und habe daher Verständnis für ihre Angst und Verwirrung bitten."
Ban Ki-moon war von 1950 bis 1953, während des Koreakrieges, Binnenflüchtling. Heute sind 65,3 Millionen Menschen weltweit Vertriebene – eine Rekordzahl.
Firdau Bukar, 17, ist eines der weltweit 28 Millionen Kinder, die durch Konflikte und Gewalt zwangsvertrieben wurden. Sie ist ein von der islamistischen Terror-Organisation Boko Haram verschlepptes nigerianisches Mädchen, das sich jetzt in einem Vertriebenenlager aufhält. Sie wird von UNICEF versorgt, "Meine ältere Schwester und ich haben es hierher geschafft, aber meine jüngere Schwester haben sie mitgenommen."
Der Hohe UN Flüchtlingskommissar Filippo Grandi forderte zu gemeinsamer Verantwortung, Einsatz, Engagement und Tapferkeit auf.
"Es ist höchte Zeit, die Freiwilligen zu unterstützen, ihnen die Hand zu reichen, die sich heute angesichts der sich entwickelnden Krise solidarisch zeigen, so Grandi. Und auch den glaubensbasierten Organisationen und religiösen Führungspersönlichkeiten, die durch Demut, Mitleid und praktisches Handeln ein Beispiel geben."
Die ebenfalls 17 Jahre alte Sofia ist ein Beispiel für die Geschichte von Flucht und Migration in Amerika: Sie floh aus ihrer Heimatstadt in El Salvador vor der Gewalt krimineller Banden. Sie versuchte, über Mexiko in die Vereinigten Staaten einzuwandern, um zu ihrer Mutter zu gelangen, die drei Jahre vorher ausgewandert war. Die mexikanischen Behörden fassten und verhafteten sie. Nun wartet sie auf ihre Deportation.
Während der 67. Vorstandssitzung des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen in Genf ergriff auch der Heilige Stuhl das Wort und betonte, die Rechte von Flüchtlingen würden weiterhin missachtet.
Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf sagte: "Würde man die bestehenden Rechte der Flüchtlinge sicherstellen – zusammen mit ökonomischen und finanziellen Investitionen und vor allem politischem Willen; dann würden dadurch Flüchtlinge zu 'Entwicklungshelfern' in ihren Gastgeber-Ländern, und nicht nur zu Hilfsempfängern oder lediglich tolerierten Gästen."
Pater Frans Thoolen SMA ist Experte für Flucht und Vertreibung der Delegation des Heiligen Stuhls in Genf sagte, dass die Ursachen bis heute die gleichen seien: " ...nämlich Verfolgung und Krieg. Bei Verfolgung, bei Missachtung ihrer Menschenrechte, verlassen die Menschen das Land. Natürlich gibt es aber auch kriegsähnliche Situationen, ob es nun ein Bürgerkrieg ist oder bewaffnete Truppen im Land...auch hier ziehen die Menschen weg. Auslöser ist auch der Waffenhandel, denn wenn sie keine Waffen bekommen, können sie nach einer Weile nicht mehr kämpfen. Aber sie werden ja immer mit Waffen versorgt und um Waffen zu bekommen brauchen sie Geld, also werden sie anfangen, mit Drogen zu handeln.
Gleichzeitig sehen wir viel Armut in der Welt, die Menschen auch dazu treiben kann, wegzugehen und mehr oder weniger zu Migranten zu werden."
Pater Thoolen sagt dass auch die Wirtschaft, internationale Rohstoffpreise, und die Entwicklungshilfe in enger Verbindung mit dem Vertriebenenproblem stehen und Mit Verursacher sind.
Das Vorstandskomitee des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen in Genf merkte an, die Verabschiedung der New Yorker Erklärung für Flüchtlinge und Migranten vom 19. September 2016 bestätige den Wert, besonders der Jugend, wo immer möglich Zugang zu humanitärer Hilfe und anderen Entscheidungsprozessen zu gewähren, die sie selbst und ihre Gemeinschaften beträfen.
Es bestärke die Bedeutung der Konvention von 1951 und des Protokolls von 1967, die sich auf den Status von Flüchtlingen als Mittelpunkt der internationalen Gesetzgebung zum Schutz von Flüchtlingen bezögen. Sie rufe Artikel 2 der Statuten des Amtes des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen ins Gedächtnis, indem sie dessen Verpflichtung zu internationaler Solidarität, Verantwortung und Lastenausgleich für alle Mitglieder der Vereinten Nationen bestärke, an die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit erinnere, besonders bei der Unterstützung von Gemeinschaften und Ländern, die eine große Zahl von Flüchtlingen beherbergten, um Schutz und Hilfe sicherzustellen und Lösungen für Flüchtlinge zu finden, in Anbetracht dessen, dass das Erwirken internationaler Zusammenarbeit beim Lösen internationaler Probleme humanitären Charakters eine der Zielsetzungen der Vereinten Nationen darstelle, wie sie in ihrer Charta definiert seien.
Bei diesem seinem letzten Besuch in Genf als Generalsekretär bei den Vereinten Nationen, pflanzte Ban Ki-moon den Schössling eines Ginkgo-Baumes aus Hiroshima. Für manche ist der Ginkgo ein Symbol für die Einheit von Gegensätzen.
Dieser Beitrag wurde vom U.N.-Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency in Genf, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Pax Press Agency unter www.paxpressagency.com
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