Wien - Dienstag, 10. Januar 2023, 11:35 Uhr.
Im Rahmen eines zentralen Requiems haben die Bischöfe in Österreich sowie Vertreter des Staates am Montag Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI. genommen, der am 31. Dezember 2022 gestorben war. Im Wiener Stephansdom predigte Kardinal Christoph Schönborn OP, der auf fast 50 Jahre der Bekanntschaft und Freundschaft mit Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt, zurückblickte.
Schönborn, der Erzbischof von Wien, würdigte die „Einfachheit, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit“ von Ratzinger. Als er Präfekt der Glaubenskongregation war, habe in keiner anderen Kongregation eine bessere Atmosphäre geherrscht. Es habe sich bei Ratzinger um eine beeindruckende Persönlichkeit gehandelt, die menschenfreundlich, humorvoll, intelligent und kompetent gewesen sei, ohne gleichzeitig überheblich zu wirken.
Entgegen der Kritik einiger Beobachter, vor allem in den Medien, an Kardinal Ratzinger und seiner Arbeit als Präfekt der Glaubenskongregation, hielt Schönborn fest, es sei ihm weniger darum gegangen, Abweichler zu tadeln, als positiv die Lehre der Kirche darzulegen. Tatsächlich könne „die Wahrheit dem Suchenden auf- und einleuchten“.
Der Wiener Erzbischof räumte ein, dass die Schriften von Ratzinger, etwa das Dokument Dominus Iesus der Glaubenskongregation, wonach Jesus Christus und seine Kirche für das Seelenheil notwendig sind, durchaus auch Anstoß geben konnten. Für andere habe es sich indes um angemessene Wegweisung gehandelt.
Über die unmittelbaren dogmatischen Fragen hinaus habe Benedikt XVI. auch ein großes theologisches Werk hinsichtlich des Verhältnisses von Politik zu Ethik, Gewissen und Verantwortung hinterlassen, das es weiterhin aufzuarbeiten gelte. Konkret verwies Schönborn auf die Ansprachen des Papstes in den Parlamenten von London und Berlin.
Papst Benedikt XVI. war Österreich sehr verbunden und war selbst unweit der Grenze in Bayern aufgewachsen. Im Jahr 2007 besuchte er Österreich für mehrere Tage als Papst, darunter den berühmten Marienwallfahrtsort Mariazell. Die unter treuen Katholiken beliebte Hochschule des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz im Wienerwald trägt heute seinen Namen.
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