Bischof Wilmer: Kirche in Deutschland durch Synodalen Weg schon jetzt „eine andere“

Bischof Heiner Wilmer SCJ
screenshot / YouTube / Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Wenige Tage vor Beginn der fünften und letzten Synodalversammlung des deutschen Synodalen Wegs hat Bischof Heiner Wilmer SCJ betont: „Die katholische Kirche in Deutschland ist jetzt schon eine andere, und sie wird sich weiter verändern.“

Zwar sei im Jahr 2022 „ein Grundtext zur Sexualität durchgefallen“, der vorsehe, „dass gleichgeschlechtliche Menschen im kirchlichen Dienst nicht das Nachsehen haben dürfen, dass gleichgeschlechtliche Menschen, die in einer Partnerschaft leben, mit Respekt und Wohlwollen behandelt werden müssen.“ Und doch: „Die Wahrheit aber ist, dass eine ganze Reihe von Bistümern in Deutschland eine neue Grundordnung zum kirchlichen Arbeitsrecht eingeführt haben, in der die gerade genannten Themen bereits umgesetzt sind.“

Er selbst sei „unbedingt für eine Erneuerung“, betonte der Bischof von Hildesheim im Gespräch mit der Rheinischen Post am Mittwoch. Dabei räumte er ein: „Wir sind aber zu ungeduldig. Uns fehlt in Deutschland mitunter etwas der lange Atem. Es fehlt manchmal die Bereitschaft anzuerkennen, dass nicht alles innerhalb der eigenen Lebensspanne umgesetzt werden kann.“

Mit Blick auf die bevorstehende Synodalversammlung sagte er, inzwischen sei „die Stimmung emotional bis zum Anschlag aufgeladen. Da hoffe ich einfach auf mehr Gelassenheit. Was nicht heißt: unernster; sondern nur: weniger dramatisch.“

Das Thema Missbrauch werde die Kirche weiterhin beschäftigen, zeigte sich Wilmer überzeugt: „Wir müssen uns dem Thema wirklich stellen, und im Zentrum muss in Gottes Namen der Mensch stehen, der verwundete Mensch, und nicht der Glanz der Institution; im Zentrum muss die Gerechtigkeit stehen, nicht die perfekte Gesellschaft – wie in alten Texten die Kirche auch beschrieben wird.“

Die Lehre von der Kirche als „societas perfecta“ – als „vollkommene“ oder „perfekte“ Gesellschaft – geht zurück auf Aristoteles. Papst Leo XIII. hatte im Jahr 1885 in seiner Enzyklika Immortale Dei erläutert, dass die Kirche eine „societas perfecta“ sei, weil sie „durch Gottes gnädigen Ratschluss in sich und durch sich alles besitzt, was zu ihrem Bestand und ihrer Wirksamkeit erfordert wird“. In diesem Sinne sei auch der Staat eine „societas perfecta“. Die Bezeichnung „societas perfecta“ weist also nicht darauf hin, dass es keine Sünden oder anderweitige Probleme gibt.

Wilmer wird ernstzunehmenden Gerüchten zufolge als neuer Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre gehandelt. Der Bischof von Hildesheim hat nie Dogmatik gelehrt, war aber jahrelang Lehrer am Gymnasium und später auch Schulleiter.

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