Vatikanstadt - Donnerstag, 6. April 2023, 10:30 Uhr.
Papst Franziskus hat bei der Ölweihmesse am Gründonnerstag den Priestern „für euer Zeugnis und euren Dienst“ gedankt, „für das verborgene Gute, das ihr tut, für die Vergebung und den Trost, den ihr im Namen Gottes spendet“, und „für euren Dienst, der oft mit viel Mühe und wenig Anerkennung einhergeht“. Gleichzeitig warnte er sie davor, zu einem „Werkzeug der Spaltung“ zu werden.
Die Kirche feiert am Gründonnerstag nicht nur die Einsetzung der Eucharistie, sondern auch die Einsetzung des Priestertums. Die Weihe der heiligen Öle, die etwa für die Spendung von Taufe und Firmung benötigt werden, findet gewöhnlich am Morgen statt, das Abendmahlsamt, häufig mit Fußwaschung, hingegen am späten Nachmittag oder am Abend.
In seiner Predigt am Morgen im Petersdom, der mit hunderten Priestern gefüllt war, ging der Pontifex besonders auf den Heiligen Geist ein, ohne den es „kein christliches Leben“ geben könne. Ohne die Salbung des Geistes sei Heiligkeit unmöglich, denn er sei „der Hauptakteur“.
Salbung
Im Leben des Priesters gebe es „eine erste Salbung“, erläuterte Franziskus, „die mit einem Ruf der Liebe begann, der unser Herz erobert hat“. Auf eine Zeit der Begeisterung folge „nach Gottes Zeitplan für einen jeden die österliche Phase, die den Augenblick der Wahrheit darstellt. Und das ist ein Moment der Krise, der verschiedene Formen annimmt. Alle erleben früher oder später Enttäuschungen, Mühen und Schwäche, das Ideal scheint sich unter den Anforderungen der Wirklichkeit abzunutzen, ein gewisser Alltagstrott macht sich breit, und bestimmte Prüfungen, die man sich vorher nur schwer vorstellen konnte, lassen die Treue schwieriger erscheinen als in früheren Zeiten.“
„Diese Phase stellt für diejenigen, die die Salbung erhalten haben, einen entscheidenden Grat dar“, betonte der Papst. „Man kann ihn auf eine schlechte Weise verlassen, in eine gewisse Mittelmäßigkeit abgleiten und sich müde in einer ‚Normalität‘ fortschleppen, in die sich drei gefährliche Versuchungen einschleichen können: die des Kompromisses, wobei man sich mit dem begnügt, was man tun kann; die der Surrogate, bei der man versucht, mit etwas anderem als mit unserer Salbung ‚aufzutanken‘; die der Entmutigung, bei der man unzufrieden aus reiner Gewohnheit weitermacht. Und hier liegt die große Gefahr: Während der Schein gewahrt bleibt, verkrümmt man sich in sich selbst und schlägt sich lustlos durchs Leben; der Duft der Salbung verleiht dem Leben keinen Wohlgeruch mehr und das Herz weitet sich nicht, sondern verengt sich eingewickelt in Ernüchterung.“
Aber eine solche Krise könne „auch zum Wendepunkt des Priesterlebens werden, zur ‚entscheidenden Etappe des geistlichen Lebens, in der die endgültige Wahl getroffen werden muss zwischen Jesus und der Welt, zwischen dem Heldenhaften der Nächstenliebe und der Mittelmäßigkeit, zwischen dem Kreuz und einem gewissen Wohlbefinden, zwischen der Heiligkeit und einer braven Treue zum religiösen Engagement‘.“
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Es sei an dieser Stelle für die Priester also die Zeit einer „zweiten Salbung“ gekommen, „bei der wir den Geist nicht in die Begeisterung unserer Träume, sondern in die Zerbrechlichkeit unserer Wirklichkeit hinein empfangen. Es ist eine Salbung, die tief im Innern Wahrheit bringt, so dass der Geist unsere Schwächen, unsere Mühen und unsere innere Armut salben kann.“
So rief der Papst die Priester auf, „die Anrufung des Heiligen Geistes“ nicht als „eine gelegentliche Übung“ zu verstehen, sondern als „Atem eines jeden Tages“: „Ich als von ihm Gesalbter bin aufgerufen, mich in ihn zu versenken, sein Licht in die undurchsichtigen Bereiche meines Lebens eindringen zu lassen, um wiederzuentdecken was ich in Wahrheit bin.“
Harmonie
„Nachdem ich zu euch von der Salbung gesprochen habe, möchte ich nun etwas über die Harmonie sagen, die ihre Folge ist“, leitete Franziskus zum zweiten Hauptteil seiner Predigt über: „Der Heilige Geist ist nämlich Harmonie.“
Der Heilige Geist „erweckt die Vielfalt der Charismen und fügt sie zu einer Einheit zusammen, er schafft eine Eintracht, die nicht auf Vereinheitlichung beruht, sondern auf der Kreativität der Nächstenliebe. So schafft er Harmonie unter den Vielen.“
In diesem Zusammenhang mahnte der Pontifex, dass die Schaffung von Harmonie „nicht so sehr eine gute Methode zur Verbesserung des kirchlichen Gefüges“ sei, „es ist keine Frage der Strategie oder Höflichkeit: Es ist eine innere Notwendigkeit im Leben des Geistes.“
„Man versündigt sich gegen den Geist, der Gemeinschaft ist, wenn man auch nur leichtfertig zu einem Werkzeug der Spaltung wird; und man betreibt damit das Spiel des Feindes, der nicht in die Öffentlichkeit tritt und Gerüchte und Unterstellungen liebt, der Parteienbildungen und Seilschaften fördert und die Sehnsucht nach der Vergangenheit sowie Entmutigung, Pessimismus und Angst nährt“, sagte Papst Franziskus. „Lasst uns bitte darauf bedacht sein, die Salbung des Geistes und das Gewand der Mutter Kirche nicht mit Uneinigkeit, Polarisierungen oder mit fehlender Nächstenliebe und Gemeinschaft zu beschmutzen.“