Familienbund der Katholiken gegen „neutrale Beratung zum Suizid“

Reichstagsgebäude
Fionn Große / Unsplash

Wenige Minuten vor Beginn der Debatte im Bundestag über die Beihilfe zum Selbstmord, oft Sterbehilfe genannt, hat der Familienbund der Katholiken sich am Donnerstagmorgen für den restriktiveren der beiden Gesetzesvorschläge ausgesprochen.

„Nach Auffassung des Familienbundes der Katholiken beschreitet der Entwurf der Abgeordnetengruppe um Katrin Helling-Plahr und Renate Künast den Weg zur gesellschaftlichen Normalisierung der Suizidhilfe und gefährdet das Leben von Menschen in existenziellen Krisen“, hieß es in einer Pressemitteilung. „Der Familienbund befürwortet den Entwurf der Abgeordnetengruppe um Lars Castellucci und Ansgar Heveling, der neben dem Recht auf selbstbestimmtes Sterben auch die durch Angebote geschäftsmäßiger Suizidhilfe entstehenden Gefahren für den Einzelnen und die Gesellschaft in den Blick nimmt.“

Ulrich Hoffmann, der Präsident des Familienbundes, bekräftigte: „Menschen in schweren Lebenskrisen benötigen Hilfe und Perspektiven und keine neutrale Beratung zum Suizid. Wenn der Entwurf von Helling-Plahr und Künast eine solche, neutrale Beratungsinfrastruktur für Menschen jeden Alters unabhängig vom Gesundheitszustand aufbauen und durch die öffentliche Hand fördern will, ist er nur scheinbar neutral. In Wirklichkeit fördert er Suizide.“

Hoffmann führte aus, beim Thema Suizid verbiete sich „jedes Freiheitspathos“. So habe auch das Bundesverfassungsgericht, das im Jahr 2020 ein Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zum Selbstmord kippte, festgestellt, „dass in rund 90 % der tödlichen Suizidhandlungen psychische Störungen, insbesondere in Form einer Depression vorlägen, die häufig schwer zu erkennen seien. Zudem würden 80 bis 90 % der aufgrund eines kurzfristigen Entschlusses durchgeführten Suizide von den geretteten Suizidenten im Nachhinein als Fehlentscheidung gewertet.“

„Das idealisierte Bild des freiverantwortlichen, nüchtern abgewogenen Suizids ist empirisch widerlegt“, betonte der Präsident des Familienbundes. „Es ist daher nach Auffassung des Familienbundes richtig, wenn der Entwurf von Castellucci und Heveling – im Gegensatz zum Entwurf Helling-Plahr und Künast – die Freiverantwortlichkeit und Dauerhaftigkeit des Suizidentschlusses durch eine zweimalige, im zeitlichen Abstand erfolgende fachärztliche Untersuchung prüft.“

Im Bundestag steht eine dreistündige Debatte zum Thema „Suizidhilfe“ auf der Tagesordnung, die um 9:05 Uhr begann und noch bis 12:05 Uhr andauern soll.

Der Bundesverband Lebensrecht veranstaltete zuvor eine Trauerdemonstration vor den Gebäuden des Bundestags. Der Mediziner Prof. Dr. Paul Cullen, Vorsitzender der Ärzte für das Leben und Vorstandsmitglied des Bundesverbands Lebensrecht, erklärte im Vorfeld: „Ein humaner Staat wird alles dafür tun, um den Suizid durch die Unterstützung engagierter Angehöriger, durch lebensbejahende Angebote und individuelle Hilfe zu verhindern. Er wird niemals etwas tun, um die Tötung von Menschen zu billigen und zu fördern.“

„Die Geringschätzung des menschlichen Lebens und die technokratische Kälte gegenüber menschlichem Leid, die in dieser Aktion im Bundestag aber sichtbar werden, verschlagen selbst mir, der ich in Sachen Lebensrecht einiges gewohnt bin, den Atem“, hielt Cullen fest.

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