Vatikanstadt - Freitag, 20. Oktober 2023, 7:30 Uhr.
Im Rahmen der Weltsynode zur Synodalität hat Papst Franziskus am Donnerstagabend auf dem Petersplatz einen Gebetsmoment für Migranten und Flüchtlinge gehalten.
„Wie der barmherzige Samariter sind wir aufgerufen, heute allen Menschen auf der Straße nahe zu sein, ihr Leben zu retten, ihre Wunden zu heilen und ihren Schmerz zu lindern. Migranten müssen aufgenommen, geschützt, gefördert und integriert werden. Dies ist eine langfristige Verantwortung“, forderte der Pontifex.
Der Papst begann den Gebetsmoment gegen 19:15 Uhr mit dem Kreuzzeichen und der Anrufung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes vor der Skulptur „Angels Unawares“ des Künstlers Timothy Schmalz, die eine diverse Gruppe von Migranten darstellt.
Einer der Vorleser wandte sich dann mit folgenden Worten an die Gläubigen und Geistlichen, die anwesend waren: „Wir versammeln uns heute Abend auf dem Petersplatz in der Nähe des Denkmals ‚Angels Unawares‘, um für all diejenigen zu beten, die ihr Leben auf den verschiedenen Migrationsrouten verloren haben, für ihre Familien, für diejenigen, die überlebt haben, und für alle Flüchtlinge und Migranten, die noch auf dem Weg sind.“
Anschließend sprach Papst Franziskus ein Gebet: „Herr, für den niemand ein Fremder ist und niemand zu weit weg, um Hilfe zu erhalten, blicke gütig auf die Flüchtlinge und Vertriebenen, auf die ausgegrenzten Menschen und Kinder, damit du ihnen eine Rückkehr in ihre Heimat gewährst und uns eine wirksame Nächstenliebe für die Bedürftigen und Fremden schenkst.“
Anschließend las ein Priester den Abschnitt über den barmherzigen Samariter aus dem Lukasevangelium vor. Am Ende hielt Franziskus eine Ansprache.
„Die Straße, die von Jerusalem nach Jericho führte, war keine sichere Straße, genauso wenig wie die vielen Migrationsrouten heute, die durch Wüsten und Wälder, über Flüsse und Meere führen“, sagte der Papst.
Und er fuhr fort: „Wie viele werden unterwegs überfallen, ausgeraubt und verprügelt? Sie werden von skrupellosen Menschenhändlern getäuscht, dann als Ware verkauft, entführt, eingesperrt, ausgebeutet und zu Sklaven gemacht. Sie werden gedemütigt, gefoltert und vergewaltigt. Und viele sterben, ohne jemals ihr Ziel zu erreichen.“
„Die Migrationsrouten unserer Zeit“, so der Papst, „sind bevölkert von verwundeten und verlassenen Männern und Frauen, halb tot, von Brüdern und Schwestern, deren Schmerz nach der Gegenwart Gottes schreit“. Er beklagte, oft seien es „Menschen, die vor Krieg und Terrorismus fliehen, wie wir in diesen Tagen leider sehen“.
In diesem Zusammenhang erinnerte der Pontifex daran, das Evangelium schlage vor, „Barmherzigkeit“ zu praktizieren, was er als „Einprägung Gottes in unseren Herzen“ bezeichnete. „Der Stil Gottes ist Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit. Das ist der Schlüssel, das ist der Wendepunkt“, betonte er.
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Er rief auch dazu auf, sich „für die Herausforderungen der heutigen Migration zu schulen, die kritischen Aspekte zu verstehen, aber auch die Chancen, die sie bietet, mit Blick auf das Wachstum von integrativeren, schöneren und friedlicheren Gesellschaften“.
„Wir müssen uns alle dafür einsetzen, die Straßen sicherer zu machen, damit die Reisenden von heute nicht zum Opfer von Banditen werden. Es ist notwendig, die Anstrengungen zu vervielfachen, um kriminelle Netzwerke zu bekämpfen, die mit den Träumen von Migranten spekulieren, und um sicherere Routen aufzuzeigen“, fügte er hinzu.
Für den Pontifex ist es im gegenwärtigen Weltszenario „klar, dass es notwendig ist, die Bevölkerungs- und Wirtschaftspolitik mit der Migrationspolitik zum Nutzen aller Beteiligten zu verbinden, ohne jemals zu vergessen, die Schwächsten in den Mittelpunkt zu stellen“.
„Es ist außerdem notwendig, einen gemeinsamen und mitverantwortlichen Ansatz für die Steuerung der Migrationsströme zu fördern, die in den kommenden Jahren noch zunehmen werden“, fuhr er fort.
Am Ende seiner Überlegungen lud Papst Franziskus zu einer kurzen Schweigeminute ein, um „all derer zu gedenken, die es nicht geschafft haben, die ihr Leben auf den verschiedenen Migrationsrouten verloren haben, sowie derer, die benutzt und versklavt wurden“.
Dann begann er mit der Vorstellung der Gebetsanliegen und erinnerte daran, dass „jeder Tag unseres Lebens eine Gnade des Herrn ist, eine Gelegenheit, die in unsere Hände gelegt wurde, um Gutes zu tun und das Reich Gottes zu bauen“.
An dieser Stelle wurde besonders für die Weltsynode, für die Kirche, für die Opfer der Migrationsrouten, für Flüchtlinge und Migranten und schließlich für den Frieden gebetet.
Papst Franziskus schloss die Gebetsstunde mit einem Vaterunser und dem apostolischen Segen.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.