Passau - Mittwoch, 6. Dezember 2023, 6:30 Uhr.
Bischof Stefan Oster SDB hat sich erneut mit deutlichen Worten von der Gründung des Synodalen Ausschusses distanziert. Der Papst lasse keinen Zweifel, dass der Synodale Ausschuss aus seiner Sicht zu jenen „Schritten“ gehöre, mit denen sich „große Teile“ der Kirche in Deutschland „immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“, erläuterte der Passauer Bischof in einem neuen Beitrag auf seiner Internetseite.
Oster zitiert aus dem Brief des Papstes an vier Frauen, die vorzeitig aus dem deutschen Synodalen Weg ausgestiegen waren und diese Maßnahme in einem Brief an den Papst begründet hatten.
Papst Franziskus antwortete ihnen daraufhin persönlich. Das Schreiben wurde in der Zeitung „Welt“ öffentlich gemacht. Bischof Oster veröffentlichte den Papstbrief nun auf seiner Webseite und ergänzte ihn mit persönlichen Hinweisen und Erläuterungen.
Mit dem Antwortbrief mache der Papst auch deutlich, „dass er die bislang beigebrachte Argumentation zur Rechtfertigung des Synodalen Rates nicht teilt und nicht annimmt. Er macht deutlich, dass es auch bei dem, was im Beschlusstext zum Synodalen Ausschuss/Synodalen Rat steht, um einen Widerspruch zur ‚sakramentalen Struktur‘ der Kirche geht.“
Mit diesem kritischen Hinweis widerspricht Oster der abweichenden Einschätzung des Pressesprechers der deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, der im Auftrag des Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing dem Vorwurfs eines „Rechtsbruchs“ durch die Gründung eines Synodalen Rates bestritten hatte. Matthias Kopp hatte beschwichtigend auf kritische Zuschriften von Katholiken reagiert, die auf Facebook veröffentlicht wurden.
Der Kirchenrechtler Bernhard Anuth von der Universität Tübingen hatte zuvor in einem Interview mit dem Kölner Domradio von einem „offenen Ungehorsam zum Papst“ gesprochen und der DBK sowie dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) vorgeworfen, die „mehrfach geäußerte Kritik des Papstes uminterpretierend weitestgehend zu ignorieren“.
Der deutsche Synodale Weg hatte am 10. September 2022 beschlossen, einen Synodalen Rat als neues Entscheidungsgremium der Kirche in Deutschland und einen vorbereitenden Synodalen Ausschuss zu gründen. Dies hatte zu Diskussionen zwischen dem Vatikan und der Mehrheit der deutschen Bischöfe geführt.
Mit Datum vom 16. Januar 2023 untersagte der Vatikan die Gründung des Synodalen Rates und veröffentlichte das betreffende Schreiben, das der Papst ausdrücklich approbiert hatte. In seinem Grußwort an die Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz hatte der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović, – „von Amts wegen beauftragt“ – bekräftigt, „dass nach richtiger Auslegung des Inhalts dieses Schreibens nicht einmal ein Diözesanbischof einen synodalen Rat auf diözesaner oder pfarrlicher Ebene errichten kann“.
Dennoch gründete die Mehrheit der deutschen Bischöfe – teils unter dem Protest und Fernbleiben einzelner Diözesanbischöfe – am 10. November den Synodalen Ausschuss zur Vorbereitung des Synodalen Rates. Genau an diesem Datum schrieb Papst Franziskus nun an die vier ehemaligen Teilnehmerinnen der deutschen Synodalversammlung und teilte deren „Sorge“ über das Entfernen der deutschen Ortskirche von der Weltkirche.
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Bischof Oster wies auf seiner Internetseite auf die vielfältige Kritik des Papstes am Synodalen Weg in Deutschland hin. Und er kritisiert selbst, dass trotz der „überdeutlichen Reaktion aus Rom“ der Synodale Ausschuss gegründet wurde.
„Vereinnahmung“ durch die DBK
Bischof Oster kritisierte außerdem seine „Vereinnahmung“ durch die DBK, da er laut deren Mitteilung „qua Amt als Diözesanbischof automatisch Mitglied“ des Synodalen Ausschusses sei. Nachdem das Geld zu dessen Finanzierung nicht vom Rechtsträger der deutschen Bischofskonferenz, dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD), kommen könne und eine eigene Trägerstruktur gebildet werde, die von den vier Bistümern Würzburg, Münster, München-Freising und Limburg getragen werde, sei auch die DBK nicht dessen Träger. In der Vergangenheit sei die Deutsche Bischofskonferenz erst dann Träger einer gemeinsamen Sache geworden, wenn sie es im Verbund mit dem VDD war.
Oster fragte deshalb: „Wie kann dann die Deutsche Bischofskonferenz als Ganze der Träger sein? Auf welcher rechtlichen Grundlage? Sie ist es nach meiner Auffassung nicht, wenn nicht wenigstens alle Diözesanbischöfe zu dieser Trägerschaft bereit sind.“
Der Passauer Bischof begründete seine Distanz zu diesem Vorhaben. Er sehe die Gefahren, die Papst Franziskus und die Kurie nun schon mehrfach formuliert hätten: „Ich teile weitgehend ihre Diagnose – und habe mich daher bewusst für das Gehen mit der Weltkirche entschieden.“
Oster nutzt seinen Text auf der Internetseite auch zu grundsätzlicher Kritik am Synodalen Weg in Deutschland. Er sei in wesentlichen Fragen zur Lehre vom Menschen und zur Lehre von der Kirche „dezidiert anderer theologischer Auffassung als die meisten der vorgelegten Grund- oder Handlungstexte“. Diese Themen hätten „größte Sprengkraft für eine sich weiter beschleunigende Polarisierung in der Weltkirche“.
Lobend äußert er sich über seine Erfahrungen bei der Weltbischofssynode in Rom. „Während des ganzen Monats Oktober konnte ich in Rom zusammen mit 275 Bischöfen und knapp hundert weiteren Frauen und Männern aus der ganzen Weltkirche tiefer verstehen lernen, was der Papst mit Synodalität meint: zu lernen, aufeinander zu hören und methodisch und existenziell in der Begegnung mit anderen in eine gemeinschaftliche Unterscheidung zu finden, die vom Hl. Geist geleitet ist.“
Wer, wenn nicht der VDD, hat nun die umstrittene Durchführung der Gründungsversammlung des Synodalen Ausschusses finanziert? „Ein Verein der finanzierenden Mitglieder befindet sich in Gründung“, erklärte der DBK-Pressesprecher Matthias Kopp auf Anfrage von CNA Deutsch.
Bislang habe, so Kopp weiter, das Bistum Limburg die Kosten übernommen und sei so „in Vorleistung“ getreten. Bischof von Limburg ist Georg Bätzing, der Vorsitzende der DBK.