Redaktion - Donnerstag, 11. Januar 2024, 19:08 Uhr.
Die Kirche in Afrika hat geschlossen der Einführung einer nicht-liturgischen, pastoralen Segnung homosexueller Paare im Sinne von Fiducia Supplicans eine Absage erteilt.
Das hat der Vorsitzende des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) am heutigen Donnerstag mitgeteilt.
Das fünfseitige Schreiben, das der Redaktion vorliegt, trägt die Überschrift „Keine Segnung homosexueller Paare in den Kirchen Afrikas“.
Darin fasst Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo, die Positionen afrikanischer Bischofskonferenzen zur Erklärung aus dem Vatikan zusammen.
Kardinal Ambongo betont einerseits die Treue der Kirche in Afrika zum Papst und erklärt, dass sein Schreiben vom 11. Januar die Zustimmung von Papst Franziskus habe, wie auch von Kardinal Víctor Manuel Fernández, der als Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre die umstrittene Erklärung veröffentlicht hat.
Gleichzeitig stellt der Kardinal fest: „Innerhalb der Kirchenfamilie Gottes in Afrika hat diese Erklärung eine Schockwelle ausgelöst, sie hat Missverständnisse gesorgt und Unruhe bei vielen gläubigen Laien, Personen geweihten Lebens und sogar Pfarrer ausgelöst“.
Das Schreiben hat „heftige Reaktionen“ provoziert, so der afrikanische Hirte weiter.
Verweis auf die heilige Schrift
Es sei das Wort Gottes, auf das die Bischöfe Afrikas in diesem Zusammenhang verwiesen, betont Ambongo: Die Bischöfe zitierten „Passagen, die Homosexualität verurteilen, vor allem Lv 18:22-23, wo Homosexualität ausdrücklich verboten und als Greuel bezeichnet wird.“
„Eine Bischofskonferenz ergänzte den Skandal der Homosexuellen von Sodom (vgl. Gen 19,4-11). Nach der Erzählung des Textes ist die Homosexualität so abscheulich, dass sie zur Zerstörung der Stadt führen wird.“
Kardinal Ambongo weiter: „Im Neuen Testament verurteilt der heilige Paulus im Brief an die Römer ebenfalls, was er widernatürlichen Verkehr nennt (vgl. Röm 1,26-33) oder Unzucht (vgl. 1 Kor 6,9-10)“.
Das Schreiben erinnert auch an den Katechismus der Katholischen Kirche und die früheren Klarstellungen wie Erwägungen des Glaubensdikasteriums, die eine Segnung homosexueller Paare ablehnen.
Naturrecht, Ehe und Familie
Neben den biblischen Gründen, so der Kardinal, sei der kulturelle Kontext in Afrika ein weiterer Grund, „der tief verwurzelt ist in den Werten des Naturrechts in Bezug auf Ehe und Familie“.
Die Bischofskonferenzen Afrikas, schreibt er, bekräftigten zwar ihre Einheit mit Papst Franziskus. Die Erteilung von „außerliturgischen Segnungen“, wie sie Fiducia Supplicans vorschlägt, werde es aber nicht geben.
Vielmehr erinnere man die Gläubigen und alle Menschen guten Willens, „dass die Lehre der Kirche über die christliche Ehe und
Sexualität unverändert bleibt. Aus diesem Grund halten wir, die afrikanischen Bischöfe, es nicht für angebracht, in Afrika homosexuelle Partnerschaften oder gleichgeschlechtliche Paare zu segnen.“
Dabei gehe es keineswegs nur um afrikanische Kultur, betont der Kardinal erneut.
Vielmehr seien die Formulierungen von Fiducia Supplicans zu „subtil“, um von allen verstanden zu werden — und es entstehe der Eindruck, dass gleichgeschlechtliche Paare, die sich so segnen lassen, auch die Legitimität ihrer Verbindung einfordern, stellt der SECAM-Vorsitzende fest.
„Wir, die Bischöfe Afrikas, beharren im Aufruf zur Bekehrung aller Menschen“.
Der Kardinal beendet sein Schreiben: „Ich schließe diese Botschaft mit dem Aufruf an die christlichen Gemeinschaften, sich nicht erschüttern zu lassen. Seine Heiligkeit Papst Franziskus, der jede Form von kultureller Kolonialisierung in Afrika ablehnt, segnet das afrikanische Volk von ganzem Herzen und ermutigt es, wie immer der Verteidigung der christlichen Werte treu zu bleiben.“
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Worum es geht
Die auf Italienisch geschriebene Erklärung des Vatikans mit dem lateinischen Titel Fiducia Supplicans von Kardinal Victor „Tucho“ Fernandez wurde am 18. Dezember veröffentlicht — mit der Zustimmung von Papst Franziskus, der das Schreiben gegenzeichnete.
Das Dokument löste sofort eine weltweite Kontroverse und vehemente Debatten aus.
Fiducia Supplicans vermeidet einerseits, der bisherigen Lehre der Kirche zu widersprechen und räumt sogar ein, dass es keine liturgischen Segnungen homosexueller — und anderer, als „irregulär“ bezeichneter — Verbindungen geben kann, wie sie etwa in Deutschland von Bischöfen betrieben werden.
Gleichzeitig werden im Dokument — hier der volle Wortlaut — wörtlich „spontane“ Segnungen für „gleichgeschlechtliche Paare“ eingeführt, die „keine Legitimation für ihren eigenen Status beanspruchen, sondern darum bitten, dass alles, was in ihrem Leben und in ihren Beziehungen wahr, gut und menschlich gültig ist, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes bereichert, geheilt und erhöht wird.“
Der Erklärung zufolge sei dies „eine echte Weiterentwicklung dessen, was im Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über Segnungen gesagt wurde.“
Paare ja, Verbindungen nein?
Bischöfe in aller Welt haben die Möglichkeit der Segnung homosexueller Paare wie Verbindungen in ihrem Zuständigkeitsbereich ausgeschlossen — und auch kritisiert, dass dieser Vorstoß des Papst-Vertrauten ohne Beratungen erarbeitet wurde.
Andere haben so vorsichtig das Schreiben und weiteren Äußerungen des argentinischen Kardinals eingeordnet, dass eine Anwendung seiner Segnungs-Idee in der Praxis kaum möglich ist.
Dies gilt auch für Segnungen, die nur wenige Sekunden an einem unwichtigen Ort spontan passieren, wie der Glaubenspräfekt nach kritischen Reaktionen seine Vorstellungen präzisierte.
Zuvor hatte der Prälat in spanischsprachigen Interviews gesagt, es werde gemäß seiner Erklärung zwar das Paar gesegnet, aber nicht die Verbindung zwischen den beiden. Deshalb ändere sein Vorstoß auch nicht die Lehre der Kirche.
Kardinal Fernandez wörtlich: „Paare werden gesegnet. Die Verbindung wird nicht gesegnet, aus den Gründen, die in der Erklärung wiederholt über die wahre Bedeutung der christlichen Ehe und der sexuellen Beziehungen erläutert werden.“
Selbst wohlwollende Unterstützer des Vorstoßes geben zu: Dass plötzlich „spontane Segnungen“ von Paaren, aber nicht deren Beziehung, überhaupt in einer Weise möglich sein sollen, wie sie der Vorstoß von Papst Franziskus und Kardinal Fernandez beschreibt, ist fragwürdig.
Wie das Gebaren des Papstes und seines engen Vertrauten in diesem Fall mit der viel beschworenen Synodalität vereinbar sein soll: Das steht dabei als grundlegende Frage zusätzlich im Raum.
Besuch der deutschen Bischöfe?
Seit Veröffentlichung von Fiduccia Supplicans haben einige Bischöfe in Mittel- und Westeuropa den Vorstoß aus dem Vatikan begrüßt, darunter Bischof Georg Bätzing von Limburg.
In Deutschland werden jedoch bereits homosexuelle Verbindungen auf eine Weise gesegnet, die der Vatikan mit seinem Schreiben explizit weiter verbietet, aber der deutsche Synodale Weg fordert und umsetzt: Als liturgische Handlungen. Genau darüber will der Leiter der Glaubensbehörde vor Ort in Deutschland mit den Bischöfen sprechen.
In Deutschland erheben indessen führende Spitzenfunktionäre, die sich beim Synodalen Weg und in der Öffentlichkeit für eine homosexuelle „Ehe“ in der Kirche stark machen, schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus und seinen Glaubenspräfekten, wie CNA Deutsch berichtete.