Bischof Neymeyr: Dialog mit AfD „nicht mehr möglich“

Bischof Ulrich Neymeyr
screenshot / YouTube / katholisch.de

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat sich in einem Interview in der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ am Mittwoch zu den bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen und zur Bedeutung der AfD geäußert.

„Ich bete für den gesellschaftlichen Frieden in unserem Land. Aber ich bete nicht für den konkreten Ausgang von Wahlen“, betonte Neymeyr auf die Frage, ob er dafür bete, dass die AfD nicht zu stark werde. „Nachdenklich“ stimme ihn vor allem das Wahlergebnis im Landkreis Eichsfeld, wo zwei Drittel der Menschen katholisch seien.

Für Neymeyr sei das ein „Rätsel“ , das er damit erklärt, dass „sie mit der politischen Situation insgesamt unzufrieden sind. Da haben wir auch als Kirche die Aufgabe, genauer hinzusehen und Antworten zu finden“.

Den Grund für die deutliche Verurteilung der AfD durch die deutschen Bischöfe erklärt er wie folgt: „Wir gehen von einer akuten Gefährdung der Demokratie aus, sollte die AfD im Osten über 30 Prozent der Wählerstimmen bekommen“, wie es repräsentative Umfragen immer wieder andeuten.

Die Partei zeige durch ihr Verhalten, dass sie „kein Interesse an den demokratischen Formen der Meinungsbildung“ habe.

Auf die Frage, wie die Kirche mit AfD-Mitgliedern umgehen solle, differenzierte Neymeyr und fragte, „wie stark jemand in der AfD beheimatet ist, der sich zum Beispiel in einer Pfarrei engagieren möchte“. Ob jemand AfD-Wähler sei, wisse die Kirche nicht. Wenn ein Katholik aber Parteimitglied sei, zeige das aber, „dass er sich im Großen und Ganzen mit den Zielen der Partei identifiziert“.

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Bei Mandatsträgern geht Neymeyr sogar noch weiter und sagt: „Das schließt von Aufgaben in der katholischen Kirche aus. Aber auch da muss man wieder differenzieren: Um welche Aufgaben geht es? Kehrt jemand im Winter den Schnee vor der Kirche, oder erteilt er Religionsunterricht?“

Für AfD-Mandatsträger werde es nicht möglich sein, „im Namen der Kirche zu verkünden oder den christlichen Glauben zu lehren“.

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Viele Gläubige kämen mit kritischen Fragen zur AfD auf Neymeyr zu: „Diese Menschen fragen sich, welche Partei sich für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzt, und stoßen dann auf die AfD.“

Laut Europawahlprogramm ist die AfD die einzige der großen Parteien, die Abtreibung als Mittel der „Familienplanung“ konsequent ablehnt und sich für eine Kultur des Lebens einsetzt. Konkret fordert die Partei eine Verschärfung der bestehenden Abtreibungsgesetze. Die CDU beispielsweise gibt sich mit dem geltenden gesetzlichen Kompromiss zufrieden, dem in Deutschland jährlich mehr als 100.000 Kinder zum Opfer fallen.

Im Gegensatz zum christlichen Menschenbild verfolge die AfD beim Lebensschutz „völkische Interessen“, sagte Neymeyr, ohne diese Anschuldigung im Detail zu erläutern. Ein Dialog „wie mit anderen politischen Parteien“ sei „hier nicht mehr möglich“.

Zur Forderung Höckes nach einer positiven deutschen Erinnerungskultur betonte Neymeyr: „Dabei gibt es jedes Jahr, nein, jede Woche ein Bach-, Schiller- oder Goethejubiläum und anderes. Wir sind wirklich gut darin, diese Erfolge zu feiern.“ Der AfD-Politiker sei „definitiv ein Gegner der katholischen Kirche, so tritt er auch auf“.