Redaktion - Freitag, 12. Juli 2024, 14:15 Uhr.
An der im Mai veröffentlichte Priesterstudie hat der Kölner Regens Regamy Thillainathan die „Charakterisierung der Priester“ und ihre „Zuordnung zwischen konservativ und liberal“ kritisiert, stimmte aber gleichzeitig in vielen Punkten überein.
Gegenüber katholisch.de sagte Thillainathan am Mittwoch: „Ich würde junge Priester heute so charakterisieren: Sie kommen häufig aus gut funktionierenden Pfarreien und wollen diese Prägung erhalten und gestalten. Das sagt auch die Studie. Was ich aber feststelle: Sie stehen viel mehr für eine ganz bestimmte persönliche Erfahrung von Gott und der Kirche. Diese jüngeren Jahrgänge lassen sich nicht mehr so einfach in diese alten Schubladen konservativ-liberal einteilen.“
„Vor 20 Jahren hätte man vielleicht noch von der Kleidung eines Priesters auf seine kirchenpolitische Einstellung schließen können“, führte der Regens aus. „Heute geht das nicht mehr so ohne Weiteres: Da vermischen sich die Dimensionen. Liturgisch konservativ heißt nicht mehr unbedingt kirchenpolitisch konservativ und umgekehrt.“
„Die jungen Priester und Priesteramtskandidaten haben eine klare Vorstellung davon, weswegen sie den Schritt ins Seminar gewagt haben und lassen sich weder von mir als Ausbilder noch von der Gesellschaft in solche Schubladen stecken“, betonte Thillainathan.
„Es gibt kaum noch Volkskirche“, so der Regens in Anlehung an die Priesterstudie. „Wer heute ins Seminar eintritt, hat vielleicht noch mehr als in früheren Generationen bewusst an einem Punkt in seinem Leben eine Entscheidung getroffen, für die er bereit ist, sein Leben einzusetzen. Meiner Erfahrung nach haben die jüngeren Jahrgänge oft das Gefühl, dass gar nicht mehr auf die persönliche Einstellung geschaut wird, sondern alle mit einem Handstreich abgestempelt werden.“
Matthias Sellmann, der Bochumer Pastoraltheologe, der für die Anfertigung der Priesterstudie verantwortlich war, kommentierte bei der Veröffentlichung: „Ich sehe in den Ergebnissen eine starke Notwendigkeit zum Umsteuern in Berufungspastoral und Priesterausbildung.“ So gelte etwa mit Blick auf die Herkunft von Priesterberufungen, dass sie „genau in jenen Konstellationen die größte Wahrscheinlichkeit“ hätten, „die demografisch, gesellschaftlich und innerkirchlich austrocknen“.
Thillainathan räumte ein: „Ja, dieses Milieu trocknet aus. Die meisten, die ich begleite, kommen aber gar nicht aus Familien, die den Glauben praktizieren. Dennoch bringen sie natürlich eine bestimmte Prägung mit. Interessant finde ich, dass die Studie zeigt, was junge Priester als Jugendliche gemacht haben. Da kommen oft ein Ehrenamt in der Gemeinde, Kontakt zu einem Seelsorger, Gebet und Gottesdienstbesuch vor. Das hat zunächst gar nichts mit der familiären Ebene zu tun. Da haben junge Menschen erfahren, dass das, was sie tun, sie erfüllt – und überzeugte Seelsorgerinnen oder Seelsorger kennengelernt.“
„Ich glaube, wir haben eine Riesenchance, Menschen zu erreichen, auch ohne, dass wir die Ausrichtung unserer Berufungspastoral ändern müssen“, so der Regens, der Sellmann damit widersprach. „Berufung geschieht nicht ohne Beziehung. In der Berufungspastoral im Erzbistum Köln versuchen wir das, was die Leute als religiöse Praktiken ausüben, mit einer Beziehungsebene zusammenzubringen.“