Vatikan kooperiert mit Italien bei Ermittlungen zu illegalen Datenlecks im Finanzprozess

Eine Anhörung im Finanzverfahren des Vatikans im November 2021
Vatican Media

Der Vatikan kooperiert mit der italienischen Staatsanwaltschaft, um die mutmaßliche Weitergabe vertraulicher Finanzdaten zu untersuchen, die im Zusammenhang mit dem großen Finanzprozess des Heiligen Stuhls stehen, der im vergangenen Jahr endete.

Laut Berichten italienischer Medien ermitteln die Behörden gegen zwei Personen, die sich wiederholt und ohne Genehmigung Zugang zu einer Datenbank mit verdächtigen Finanztransaktionen verschafft haben sollen.

Diese Datenbank, die von Banken mit den italienischen Behörden geteilt wird, könnte sensible Informationen über italienische Politiker sowie die Angeklagten im Vatikan-Prozess enthalten.

Die Datenbank wird von Anti-Mafia-Staatsanwälten und Richtern in Fällen von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt.

In einer kurzen Mitteilung des vatikanischen Presseamts am Dienstag hieß es, dass der vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi und der Kommandant der vatikanischen Gendarmerie, Gianluca Gauzzi, am 17. September mit dem Staatsanwalt und dem stellvertretenden Staatsanwalt von Perugia, Italien, zusammengetroffen seien.

Die Staatsanwaltschaft von Perugia ist für die Untersuchung von Straftaten zuständig, die von Richtern und Staatsanwälten in Rom begangen wurden.

Bei dem Treffen vereinbarten die beiden Justizbehörden, bei der laufenden Untersuchung des „unbefugten Zugriffs auf ein Computer- oder Telematiksystem“ zusammenzuarbeiten. Dieses Delikt wird im italienischen Sprachgebrauch als „dossieraggio“ bezeichnet und stellt einen Straftatbestand dar.

Zu welchem Zweck die Informationen gesammelt wurden oder ob dies im Auftrag einer anderen Person geschah, ist bisher nicht bekannt.

Die Staatsanwaltschaft von Perugia führt Ermittlungen gegen Pasquale Striano, einen Leutnant der italienischen Finanzpolizei, sowie gegen Antonio Laudati, einen der Staatsanwälte des Nationalen Büros für Antimafia und Antiterrorismus. Ihnen wird vorgeworfen, unbefugt auf nicht öffentliche Informationen zugegriffen zu haben, die möglicherweise bis zu 172 italienische Politiker und andere prominente Persönlichkeiten betreffen.

Striano soll zudem die Quelle für Berichte gewesen sein, die von zwei Journalisten der italienischen Tageszeitung Domani veröffentlicht wurden. Auch gegen diese Journalisten wird ermittelt, da sie angeblich vertrauliche Informationen weitergegeben haben, wie die Zeitung Il Giornale berichtet.

Sowohl Striano als auch Laudati haben die Anschuldigungen öffentlich zurückgewiesen.

Laut der Mitteilung des vatikanischen Presseamts hat Staatsanwalt Diddi zudem ein eigenes Ermittlungsverfahren zu den „angeblichen illegalen Zugriffen auf Informationen“ eingeleitet, die im Rahmen der Untersuchungen zum Kauf eines Gebäudes in London ans Licht kamen.

Il Giornale berichtete im März, dass Striano 2019 angeblich von einer unbekannten Person, möglicherweise aus dem Vatikan, gebeten wurde, Informationen über mindestens fünf Personen zu beschaffen. Diese Personen wurden später im großen Finanzprozess des Vatikans, der im Dezember 2023 endete, angeklagt und verurteilt: Kardinal Angelo Becciu, Cecilia Marogna, Raffaele Mincione, Fabrizio Tirabassi und Gianluigi Torzi.

Im Jahr 2019 befand sich die vatikanische Staatsanwaltschaft in den frühen Phasen der Untersuchung der Londoner Investition des Staatssekretariats unter Kardinal Pietro Parolin und baute ihren Fall gegen die zehn Angeklagten auf, denen schließlich Verbrechen wie Finanzbetrug zur Last gelegt wurden.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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