Löwen - Samstag, 28. September 2024, 11:50 Uhr.
„Die Säkularisierung hat in Belgien und Luxemburg viel verändert, obwohl beides traditionell sehr katholische Länder sind“, sagte Thomas Philipp Reiter, der in Brüssel lebt und als Journalist die Benelux-Staaten schon seit vielen Jahren journalistisch begleitet. Am Freitag sprach der gebürtige Belgier mit EWTN News in der Universitätsstadt Leuven (Löwen) über den ersten Besuch von Papst Franziskus in Belgien.
„Die Katholische Kirche hat in der Bevölkerung immer noch eine starke Position, in der Politik ist es dagegen etwas anders“, so Reiter. „Es gibt in Belgien starke liberale Kräfte, die für das ‚Recht auf Abtreibung’ oder die ‚Homo-Ehe’ kämpfen.“
Der Kampf zwischen beiden sich widerstrebenden Positionen spiele sich jedoch – anders als beispielsweise in Deutschland – nicht zwingend in aller Öffentlichkeit ab. „Es gibt da eine Art Koexistenz zwischen der Bevölkerung, von denen sich mehr als 50 Prozent als katholisch identifizieren, auch wenn sie nicht mehr so häufig zur Heiligen Messe gehen.“ Dieser Kampf zwischen traditionellen, katholischen Werten und einer selbsternannten „modernen“ Politik, gehöre in Belgien zum Alltag, so der Journalist.
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Die Hauptthemen, mit denen sich die Kirche in Belgien momentan auseinandersetze, sind nach Ansicht von Thomas Philipp Reiter vor allem die Themen der Euthanasie und der sogenannten „Sterbehilfe“, sowie Diskussionen zum Klimawandel und Frauenrechte. „Papst Franziskus hat mit seinem Besuch und seinem Treffen mit den Missbrauchsbetroffenen deutlich gemacht, dass die Kirche bereit ist, sich diesen Themen zu stellen und sich auch in die Diskussionen einzubringen“, so der belgische Journalist gegenüber EWTN News.
Auf die Frage, wie es denn sein könne, dass ausgerechnet in einem so katholisch geprägten Land wie Belgien auch Praktiken wie Euthanasie und Abtreibung gestattet werden, erklärte Reiter: „Es gehört zur belgischen Tradition, dass beide Kräfte sehr stark sind. Gleichzeitig ist es gewissermaßen auch eine Art von ‚belgischer Tradition‘, dass sich beide Seiten gegenseitig gewähren lassen, nach dem Motto, ‚leben und leben lassen‘.“
Papst Franziskus hatte die katholische Universität Leuven (Löwen) am Freitagnachmittag besucht und dabei die dortigen Professoren dazu aufgefordert, „die akademische und kulturelle Bildung zu einem kritischen Raum zu machen, der das Leben sowohl versteht als auch darüber spricht“. Wörtlich sagte der Pontifex: „Liebe Professoren, anstatt in intellektuellen Überdruss oder einen seelenlosen Rationalismus zu verfallen, sollten auch wir lernen, wie Jabez zu beten: ‚Herr, erweitere unsere Grenzen!‘ Bitten wir Gott um den Segen für unsere Arbeit im Dienste einer Kultur, die in der Lage ist, sich den heutigen Herausforderungen zu stellen.“