Redaktion - Dienstag, 22. Oktober 2024, 11:00 Uhr.
Das Bistum Essen hat mit mehreren anderen Institutionen eine soziologisch-historische Studie in Auftrag gegeben, um den mutmaßlichen Missbrauch zu untersuchen, den der verstorbene Kardinal Franz Hengsbach laut Vorwürfen begangen haben soll. Die Studie soll bis Herbst 2027 abgeschlossen sein, aber bereits vorher Zwischenergebnisse präsentieren, wie es zuletzt auch im Rahmen der Missbrauchsstudien verschiedener Bistümer gehandhabt wurde.
Mit der Anfertigung der Studie beauftragt „wurden das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München und die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)“, teilte das Bistum Essen am Montag mit. „Beide waren schon an mehreren kirchlichen Missbrauchsstudien beteiligt.“
Hengsbach war von 1958 bis 1991 Bischof von Essen, wobei die Diözese erst 1958 gegründet worden war. 1988 machte Papst Johannes Paul II. ihn zum Kardinal. Von 1961 bis 1978 war Hengsbach auch als Militärbischof für die Bundeswehr zuständig. Zuvor war er von 1953 bis 1958 Weihbischof in der Erzdiözese Paderborn. Hengsbach war außerdem eine Zeit lang Generalsekretär und -assistent im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sowie Vorsitzender des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat.
So sind neben dem Bistum Essen auch die Militärseelsorge, das Erzbistum Paderborn, das ZdK und Adveniat Auftraggeber der Studie. Sie soll 785.000 Euro kosten.
Vor etwa einem Jahr hatte das Bistum Essen mitgeteilt, man prüfe Missbrauchsvorwürfe gegen Hengsbach, welche die 1950er Jahre bis 1970er Jahre betreffen.
„Zwei Vorwürfe betreffen Hengsbachs Zeit als Bischof von Essen, ein Vorwurf betrifft seine Zeit in Paderborn“, teilte das Bistum damals mit. „Ein erster Vorwurf gegen Hengsbach als Essener Bischof aus dem Jahr 2011 wurde 2014 von der meldenden Person zurückgezogen. Nach Kenntnis eines weiteren, erst im vergangenen Herbst erhobenen Vorwurfs hat Bischof Overbeck darauf hingewirkt, diese Vorwürfe gegen Hengsbach zu veröffentlichen. Zudem ruft er nun mögliche weitere Betroffene auf, sich zu melden.“
Auf diesen Aufruf hin seien sieben weitere Hinweise auf mögliche sexualisierte Gewalt beim Bistum Essen eingegangen, erklärte Generalvikar Klaus Pfeffer.
Der historische Ansatz der Studie habe das Ziel, auch zu erforschen, „wie sich Hengsbach zu gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen positionierte, welches Priesterbild er hatte und wie er über Sexualmoral dachte“, so das Bistum Essen. Es handelt sich um einen neuen Ansatz unter den in kirchlichen Institutionen in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudien.