Redaktion - Montag, 28. Oktober 2024, 16:00 Uhr.
Mehrere Diözesanbischöfe aus Österreich und der Schweiz, die an der mehrjährigen Weltsynode zur Synodalität teilgenommen haben, haben ihr persönliches Fazit gezogen.
Am Samstag hatte Papst Franziskus angekündigt, das mehr als 50 Seiten umfassende Abschlussdokument der Weltsynode zu übernehmen und kein eigenes Schreiben zu verfassen, wie es bei allen Bischofssynoden seit der Einführung durch Papst Paul VI. der Fall war, wie CNA Deutsch berichtete.
„Das habe ich in 40 Jahren Synodenerfahrung noch nicht erlebt,“ sagte Kardinal Christoph Schönborn OP am Sonntag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress zu der überraschenden Entscheidung des Papstes.
Für den Wiener Erzbischof ist dies Ausdruck eines neuen synodalen Weges und Ergebnis eines Prozesses des Hörens und Verstehens, der „Umkehr und Bekehrung“: „Gemeinsam auf dem Weg sein geht nicht, ohne dass ich mich ändere. Ich muss mein Leben ändern, und zwar in den ganz praktischen Fragen: ‚Will ich meinen Weg alleine gehen? Will ich meinen Weg durchsetzen? Oder bin ich bereit, mich auf einen gemeinsamen Weg einzulassen?‘“
„Das wichtigste Ergebnis ist, dass wir als Kirche lernen, gemeinsam zu gehen“, so der Kardinal. Besonders wichtig sei ihm, dass die Rolle der Frau in der Kirche umfassend und nicht nur in Bezug auf die Weiheämter diskutiert werde: „Die Frauenfrage nur auf die Weihefrage zu beschränken, wäre eine Reduktion.“
Auch der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, äußerte sich zum Schlussdokument der Weltsynode, wie kath.ch berichtete: „Das Schlussdokument gefällt mir sehr gut, weil es sehr reich ist und viele konkrete Anweisungen hat. Und es nimmt die Themen auf, die die Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz aufs Tapet gebracht haben. Das ist sehr wichtig. Dezentralisierung, Multikulturalität. Wir haben etwa 40 Prozent der Gläubigen mit Migrationshintergrund. Und das Thema Frauen, das ist einfach in unseren Breitengraden top. Das Dokument ist aber viel größer und viel weiter und es gibt einem viele Anweisungen und Ideen und eröffnet neue Horizonte. Ich bin also wirklich zufrieden.“
Zudem begrüße er die Entscheidung des Papstes, kein eigenes nachsynodales Schreiben zu verfassen, sondern die Beschlüsse der Synode als solche stehen zu lassen: „Es ist ein sehr starkes Zeichen, dass der Papst keine nachsynodale Apostolische Exhortation schreibt, sondern das Dokument noch in der Synodenaula direkt in Kraft gesetzt hat. Das heißt, er nimmt die Arbeit der Synodalinnen und Synodalen ernst.“
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Nachsynodale apostolische Exhortationen sind päpstliche Dokumente, die nach einer Bischofssynode veröffentlicht werden. Sie fassen die Ergebnisse der Synode zusammen und bieten Richtlinien für die pastorale Arbeit.
Ebenso ist für den österreichischen Erzbischof Franz Lackner OFM die Weltsynode zu einem „positiven und hoffnungsvollen Abschluss“ gekommen, wie Kathpress berichtete: „Wie immer man im Detail zu den bisherigen Ergebnissen steht: Klar ist, dass der Synodale Prozess das kirchliche Leben nachhaltig verändert.“
Zudem sei der von Papst Franziskus vor drei Jahren angestoßene weltweite Prozess „in seiner Art einmalig“ und soll in Zukunft „Messlatte und Prüfstein für alle Arten von Kirchenversammlungen“ sein.
„Für mich ist es eigentlich nicht mehr vorstellbar, als Bischof weitreichende Entscheidungen ohne synodale Beratung zu treffen und ich erwarte mir hier so wie die überwiegende Anzahl der Synodenteilnehmer auch zusätzliche kirchenrechtliche Bestimmungen“, so Lackner wörtlich.
Es brauche nicht nur einen „langen Atem“, sondern auch ein gemeinsames Bild einer synodalen und zugleich hierarchisch verfassten Kirche, resümierte der Erzbischof.
Ende September hatte Lackner die Weltsynode schon als „historisch“ bezeichnet und deren Bedeutung betont: „Für mich ist klar: Ein Zurück hinter diese Synode wird es nicht geben. Sie wird etwas verändern, aber vielleicht anders, als wir es jetzt erwarten.“