35 Jahre Mauerfall: Wie Johannes Paul II. dabei half, Deutschland zu vereinen

Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996
Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996
Vatican Media
Papst Johannes Paul II. mit Martin Rothweiler im Jahr 1983
Papst Johannes Paul II. mit Martin Rothweiler im Jahr 1983
EWTN / Vatican Media
Der heilige Papst Johannes Paul II.
Der heilige Papst Johannes Paul II.
Wikimedia

Als die Menschen am Abend des 9. November 1989 den Fernseher einschalteten, trauten viele ihren Augen nicht: Die Berliner Mauer, ein Bauwerk, das die Stadt seit fast dreißig Jahren entzweite und unüberwindbar schien, war gefallen. 

Dieses Ereignis vor 35 Jahren löste eine Kettenreaktion aus, die letztlich zum Untergang der Sowjetunion und zum Ende des Kommunismus in Europa führte. Für viele Menschen in Europa ist es bis heute ein Wunder – andere sehen darin auch das Wirken eines Mannes, der vor zehn Jahren von Papst Franziskus heiliggesprochen wurde.

„Ohne Johannes Paul II. keine deutsche Einheit“

„Ich bin vollkommen überzeugt, dass es ohne Papst Johannes Paul II. die deutsche Einheit nicht gegeben hätte“, sagt Martin Rothweiler in einer gestern veröffentlichten Dokumentation von EWTN. Als der heute 65-Jährige geboren wurde, war Deutschland noch in zwei Teile geteilt, in Ost- und West-Deutschland. Berlin, die einstige Hauptstadt, wurde vom „Eisernen Vorhang“ brutal entzweit, wer auch immer versuchte, den sogenannten „antifaschistischen Schutzwall“ zu überwinden, riskierte sein Leben: die DDR-Grenzschützer hatten einen Schießbefehl.

Elf Jahre nach der „Wende“ brachte Martin Rothweiler das aus Amerika stammende katholische Mediennetzwerk EWTN nach Deutschland. Im Keller seines Privathauses in Bonn – der einstigen Hauptstadt Westdeutschlands – machte der deutsche Ableger von EWTN ab 2000 seine ersten Gehversuche, lange bevor EWTN Deutschland sein eigenes Büro und Studio in Köln aufbauen konnte (mehr zur Geschichte von EWTN Deutschland lesen Sie hier).

Doch 1989 war Martin Rothweiler gerade in Rom, als am Abend des 9. Novembers in Berlin die Mauer fiel. „Irgendwie ist mir die ganze Sache surreal vorgekommen“, erinnert sich Rothweiler. „Du siehst Menschen über die Mauer klettern, du siehst massenhaft Menschen von Ost-Berlin nach Westberlin strömen. Das war für mich einfach unglaublich. Man ist als Kind großgeworden in dieser Situation, in der man sagte: es gibt den Ostblock, es gibt den Westen, es gibt den Warschauer Pakt auf der einen Seite und die Nato auf der anderen Seite, das war zementiert!“

Das Attentat auf den Papst und die Folgen

Der Geschäftsführer von EWTN Deutschland ist nicht der einzige Deutsche, der überzeugt ist, dass Johannes Paul II. eine wichtige Rolle gespielt hat. Der 2017 verstorbene deutsche Kardinal Joachim Meisner war ein persönlicher Freund des polnischen Papstes und sagte 2016 in einem Interview mit EWTN: „Ohne ihn gäbe es keine ‚Solidarnosc‘-Bewegung in Polen. Ich weiß auch nicht, ob ohne Johannes Paul II. der Kommunismus überhaupt untergegangen wäre. Also man kann sicher die Verdienste von Johannes Paul II. am Untergang des Kommunismus gar nicht hoch genug einschätzen.“ 

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Papst Johannes Paul II. hatte auch nach seiner Papstwahl nicht damit aufgehört, hinter den Kulissen den Gegnern der kommunistischen Diktatur zu helfen. 1981 überlebte er um Haaresbreite ein Attentat und beschloss darauf hin, Russland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, so, wie es die Muttergottes den Kindern von Fatima aufgetragen hatte.

Die Weihe Russlands

Kardinal Stanislaw Dziwisz, der ehemalige Erzbischof von Krakau, diente Johannes Paul II. jahrelang als Privatsekretär. In einem Interview mit EWTN im Jahr 2016 betonte der Kardinal, dass man, wenn man über die politischen Transformationen nachdenke, die letztlich zum Mauerfall führten, nie den Aspekt der „Vorsehung Gottes“ außer Acht lassen dürfe, den „marianischen Aspekt“ durch die vollzogene Weihe Russlands.

Dziwisz wird in der neuen Dokumentation wörtlich zitiert: „Ich kann nur das sagen, was ich aus dem Mund der Bischöfe aus den östlichen Ländern gehört habe: Von dieser Weihe an hat ein Prozess begonnen, der mit der Freiheit jener Nationen geendet hat, die durch den Kommunismus und Marxismus unterdrückt wurden. Denn die Muttergottes forderte und versprach zugleich, dass dann die Freiheit kommen wird.“

Der frühere Privatsekretär von Johannes Paul unterstrich, dass nach diesem Ereignis „die Welt eine andere“ geworden sei: „Nicht nur der eiserne Vorhang ist gefallen, sondern auch der Marxismus in der Welt, der vor allem in den Universitäten und in Kreisen auf der ganzen Welt verwurzelt war.“ 

Helmut Kohl und Michail Gorbatschow: Zeitzeugen sprechen über Johannes Paul II.

Als Papst Franziskus seinen Vor-Vorgänger 2014 schließlich heiligsprach, erinnerte sich der frühere Bundeskanzler von Deutschland, Helmut Kohl, in einem Zeitungsbeitrag an den ersten Besuch von Johannes Paul II. im wiedervereinigten Deutschland.

Kohl schrieb damals in der Bild-Zeitung: „An den Abend des 23. Juni 1996 erinnere ich mich, als sei es gestern gewesen. Auf der Ostseite des Brandenburger Tors fand eine Kundgebung anlässlich des Papstbesuches statt. Auf dem Weg dorthin gingen der Papst und ich gemeinsam von West nach Ost durch das Brandenburger Tor. In diesem Moment fasste er mich bei der Hand und sagte: ‚Herr Bundeskanzler. Das ist ein großer Augenblick in meinem Leben. Ich, der Papst aus Polen, stehe mit Ihnen, dem deutschen Bundeskanzler, am Brandenburger Tor, und das Tor ist offen, die Mauer ist gefallen, Berlin und Deutschland sind nicht mehr geteilt, und Polen ist frei.‘“

Für Martin Rothweiler ist der Anteil des polnischen Papstes am Zusammenbruch des Kommunismus weiterhin unzweifelhaft. „Der beste Zeuge dafür ist Michail Gorbatschow, der damalige Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, der selbst bezeugt hat, dass ohne Johannes Paul II. diese Revolution wohl nicht stattgefunden hätte, jedenfalls nicht auf diese friedliche Art und Weise“, so Rothweiler. 

Eine weitere Weihe und das Warten auf ein Wunder

30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges herrscht in Europa wieder Krieg. Am 25. März 2022, knapp einen Monat nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, entschied sich Papst Franziskus dazu, die große Geste von Johannes Paul II. zu wiederholen und Russland mit den Bischöfen aus aller Welt gemeinsam der Gottesmutter zu weihen.

„Wir sind vom Weg des Friedens abgekommen“, mahnte Franziskus während der Zeremonie im Petersdom. „Wir haben die Lehren aus den Tragödien des letzten Jahrhunderts und das Opfer der Millionen in den Weltkriegen Gefallenen vergessen.“

Zwei Jahre später tobt der Krieg weiterhin mit ungebrochener Brutalität. Wenn das Leben von Johannes Paul II. jedoch eines gezeigt hat, dann dieses: Wunder geschehen oft gerade dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.

Die EWTN-Dokumentation zu 35 Jahre Mauerfall:

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