Ordensfrau Philippa Rath erwartet erste Frauenweihen in „15, 20 Jahren“

Sr. Philippa Rath OSB
screenshot / YouTube / SWR1 Leute

Die fast 70-jährige Ordensschwester Philippa Rath OSB hat gesagt, sie glaube, dass in „15, 20 Jahren“ die ersten Frauenordinationen stattfinden werden.

Im Podcast „Laut + Leis“ von kath.ch beantwortete sie damit eine Frage, bei der sie aus einem ihrer Interviews mit der Welt am Sonntag zitiert wurde, in dem sie prophezeite: „Ich bin überzeugt, dass ich es noch erleben werde, dass die ersten Frauen geweiht werden.“

Rath sagte, sie glaube dies „tatsächlich immer noch“, auch wen sie nicht mehr wisse, wie lange ihre „Lebenserwartung jetzt noch ist“: „Damals hatte ich damit gerechnet, mindestens noch 20 Jahre zu leben. Aber ich bin überzeugt, dass dieses kommen wird. Ganz sicher.“ Die Frauenordination sei in „allen Teilen der Welt Thema“, das habe man „jetzt bei der Weltsynode gesehen“.

Im Gegensatz „zu vielen Anderen“ war Rath „nicht enttäuscht“ über die Formulierung im abschließenden Dokument der Weltsynode. „Ich hatte damit überhaupt nicht mehr gerechnet, sondern bin eigentlich eher positiv erstaunt, dass die Frage wieder offen ist. Eigentlich hatte Papst Johannes Paul II. die Frage in einem Schreiben für beendet erklärt, und die Türe war zu“, so die Ordensschwester.

Papst Johannes Paul II. hatte die Frauenweihe in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von 1994 feierlich ausgeschlossen und betont, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.

Die drei Weihegrade – Diakonat, Priesteramt und Bischofsamt – sind im einen Weihesakrament miteinander verbunden, sodass der Zugang von Frauen zum Diakonat automatisch bedeuten würde, dass Frauen auch Bischöfe werden könnten. Das Weihesakrament ist indes aufgrund der Tradition, des Vorbildes Christi und der beständigen Praxis der Kirche nur Männern vorbehalten.

„Das ist 30 Jahre her. Oder 32. Wir haben eigentlich in unseren Gruppen und in unserem Engagement immer gesagt, das ist kein Dogma, was Papst Johannes Paul damals gesagt hat. Und diese Frage muss weiter diskutiert werden und offenbleiben“, so Rath zu dem Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von Johannes Paul II.

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Es gebe eine „ganze Reihe von sehr engagierten Bischöfen, die klar Stellung beziehen“ zu der Thematik der Frauenordination. In Deutschland sei der Synodale Weg in den Synodalen Ausschuss gemündet, von dem aus „weitere Initiativen starten werden“. Man dürfe „nicht lockerlassen, bis dieses Thema wirklich von der hinteren auf die vorderste Ebene der Agenda kommt“.

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Rath zeigte sich in dem Podcast erfreut über die Verleihung des Edith-Stein-Preises. Sie erhielt 2023 den mit 5.000 Euro dotierten Preis für ihr Engagement im Synodalen Weg, ihre Publikationen zur Berufung von Frauen und ihren Einsatz für Frauen in der katholischen Kirche.

„Edith Stein hat ja schon vor 100 Jahren auch davon gesprochen, dass das Priesteramt der Frau möglich ist. Dogmatisch möglich. Das war damals eine Revolution und ist es heute immer noch“, kommentierte Rath ihre Auszeichnung.

Damit spielt die Ordensschwester auf ein Zitat der Heiligen an: „Dogmatisch scheint mir nichts im Wege zu stehen, was es der Kirche verbieten könnte, eine solche bislang unerhörte Neuerung durchzuführen“.

Nach Informationen der Initiative „Neuer Anfang“ schrieb Edith Stein dieses Zitat, weil es dazu noch keine Entscheidung des kirchlichen Lehramtes gab, denn bis zu Edith Steins Zeit wurde in der Kirche kein ernsthafter öffentlicher theologischer Streit darüber geführt. Das sei inzwischen jedoch völlig anders. Die Frage wurde in europäischen und amerikanischen Ländern im Zuge der Frauenbewegung – der säkular-feministischen und dann der „Feministischen Theologie“ – auch in der Kirche diskutiert.

Edith Stein werde in aktuellen Diskussionen, etwa im Kontext des Synodalen Wegs, oft verkürzt zitiert und dabei fälschlicherweise als Befürworterin des Frauenpriestertums dargestellt. Dabei werde der Zusammenhang ihrer Argumente übersehen: Sie betonte die Bedeutung der Geschlechterdifferenz und die symbolische Sichtbarkeit der Braut-Bräutigam-Theologie, die sie in ihren Werken stark hervorhob.