Bischöfe in Zentralafrikanischer Republik: Öffnung gegenüber Russland hat Land geschadet

Gläubige im Bistum Bangassou
Kirche in Not

Die Kooperation der Zentralafrikanischen Republik mit Russland habe das Land „ins Abseits gedrängt“ und sich nachteilig ausgewirkt. Das kritisierten katholische Bischöfe aus der Zentralafrikanischen Republik bei einem Besuch in der internationalen Zentrale des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) in Königstein im Taunus. „Die Bevölkerung sollte nicht für die Entscheidungen der Regierung bestraft werden. Ich appelliere an die internationale Gemeinschaft, unser Volk weiterhin in ihrem Streben nach einer friedlichen Entwicklung zu unterstützen“, erklärte Bischof Nestor-Désiré Nongo-Aziagbia aus Bossangoa im Nordwesten der Zentralafrikanischen Republik.

2021 hatte die Regierung die russische Wagner-Miliz (jetzt „Africa Corps“) ins Land geholt, um den seit 2013 anhaltenden Bürgerkrieg einzudämmen. Die Söldnertruppe startete gemeinsam mit der von der EU trainierten und von Russland aufgerüsteten Armee eine Offensive gegen die Rebellen. Diese war zwar militärisch erfolgreich, aber mit vielen Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung verbunden. Andere internationale Einflussnahmen bewerten die Bischöfe positiver, so zum Beispiel die Stationierung von UN-Blauhelmtruppen.

Gemeinsamer Einsatz von Christen und Muslimen zeigt Erfolg

Der Friede sei zwar fragil, aber das Land insgesamt auf einem guten Weg: „Es keimt wieder Hoffnung auf. Kinder können zur Schule gehen, Bauern können die Felder bestellen, Händler ihre Arbeit fortsetzen und Kranke erhalten wieder Medikamente“, erklärte Erzbischof Dieudonné Kardinal Nzapalainga.

Der Kardinal, der das Hauptstadt-Bistum Bangui leitet, macht dafür die Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen verantwortlich: „Religion trennt uns nicht voneinander, sie verbindet uns.“ Christen und Muslimen komme eine Führungsrolle zu, „Nein zu Gewalt zu sagen und Ja zu Frieden und Versöhnung“.

Dass sich der Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik nicht zu einem Krieg der Religionen ausgeweitet habe, sieht Bischof Bertrand Guy Richard Appora-Ngalanibé aus Bambari im Süden des Landes als Erfolg der muslimischen und christlichen Geistlichen: „Sie sind zusammengekommen, um sich für den Erhalt des Friedens in der Zentralafrikanischen Republik einzusetzen.“ Geopolitische Interessen wie die Kontrolle von Transportwegen und Rohstoffen hätten diese Bemühungen jedoch jahrelang überlagert.

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Heute versuchten die Religionsgemeinschaften in der Zentralafrikanischen Republik mit der Regierung zusammenzuarbeiten, zum Beispiel im Schul- und Gesundheitsbereich. „Alle, die uns helfen, ermöglichen die Fortsetzung dieser Arbeit für die positive Entwicklung unseres Landes“, betonten die Bischöfe.

Bürgerkrieg ist nicht vorbei

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Der Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik dauert seit 2013 an. Damals nahmen aus dem Norden kommende mehrheitlich muslimische Séléka-Milizen die Hauptstadt Bangui ein. Regierungstruppen und überwiegend christliche Milizen, die sogenannte Anti-Balaka, eroberten die Macht zurück. Beide Gruppen werden für schwere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht.

2019 wurde ein Friedensvertrag geschlossen und schon ein Jahr später wieder aufgekündigt. Die Rebellen haben sich mittlerweile in zahlreiche Untergruppen aufgespalten und sind gerade in ländlichen Regionen noch aktiv. Die Vereinten Nationen sprechen von bis zu 700 000 Binnenflüchtlingen.

Die Zentralafrikanische Republik gilt als eines der ärmsten Länder der Erde. Rund drei Viertel der fünf Millionen Einwohner sind Christen, 13 Prozent Muslime.