„Eine Überraschung im guten Sinne“: Jerusalem-Abt Nikodemus Schnabel über Leo XIV.

Abt Nikodemus Schnabel OSB
EWTN

Abt Nikodemus Schnabel OSB von der Dormitio-Abtei in Jerusalem hat die Wahl von Papst Leo XIV. als „eine Überraschung im guten Sinne“ charakterisiert. Im Interview mit EWTN-Programmdirektor Martin Rothweiler sagte der Abt am Freitag, er glaube, „dass der Heilige Geist wirkt und dass die Kardinäle wirklich hören, wen es jetzt im 21. Jahrhundert braucht“.

Leo XIV. habe bei seinem ersten Auftritt auf der Benediktionsloggia des Petersdoms am Donnerstagabend klar gemacht: „Ich bin Papst für alle.“ Gleichzeitig habe er, so Abt Nikodemus, „ganz bewusst gesagt: Ich habe eine Biografie. Und es gibt zwei wichtige Wurzeln, die ich benennen will. Ich bin Augustiner – und hat Augustinus benannt und seinen Orden. Und ich war Bischof in Peru – [er] hat dann sogar ins Spanische gewechselt.“

„Mich freut es sehr, dass er Ordensmann ist“, betonte der Benediktiner-Abt. Robert Francis Prevost, wie der Papst mit bürgerlichem Namen heißt, ist Augustiner.

„Ein Ordensmann hat also natürlich erst einmal gelernt zuzuhören, Kritik anzunehmen, sich auf andere einzustellen“, erläuterte Abt Nikodemus. „Und natürlich, was im Orden auch wichtig ist: Wir können im Orden jetzt nicht nur sagen: Na gut, wir sind Theologen, und ich beschäftige mich jetzt nur noch mit Theologie. Sondern: Er war ja Generaloberer, er war Novizenmeister.“

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

„Auch ich als Abt kann das sagen: Ich muss mich auch mit Finanzen beschäftigen, ich muss mich mit Personalverantwortung beschäftigen, ich muss mich mit vielem beschäftigen, wo andere vielleicht eher ausweichen könnten.“

Abt Nikodemus ging auch auf die Spannung zwischen Bewahrung der Tradition und Fortschritt ein: „Das fand ich so schön, weil er nonverbal klar gemacht hat: Ich bekenne mich zur Tradition. Auch heute Morgen in der Liturgie – also, ich bekenne mich zur Tradition. Das heißt, er hat eigentlich allen Bewahrern gesagt: Ich fühle, was euch beschäftigt, und ich stehe in dieser Tradition.“

„Verbal hat er aber immer wieder klargemacht: Ich stehe komplett zu dem, was Franziskus gesagt hat“, stellte der Abt gleichzeitig klar. „Sei es die Bewahrung der Schöpfung, sei es die Frage von Migration – all diese Fragen, die Franziskus unter den Nägeln gebrannt haben, hat er auch benannt. Um eben auch den anderen zu sagen: Ich bin jetzt niemand, der quasi auf die Bremse drückt, sondern ich möchte im Geist von Franziskus weitermachen.“

Mehr in Europa

„Ich freue mich auf die nächsten Predigten und nächsten Zeichen von ihm, weil er eben auch genau diese Angstfreiheit – das habe ich auch gehört – verkörpert“, betonte Abt Nikodemus. „Ich glaube, gerade der Kirche im deutschsprachigen Raum tut so ein Papst gut, der Tempo und Lust auf Zukunft reinbringt. Denn das muss ich sagen: Manchmal, wenn ich in Deutschland zu Besuch bin, erlebe ich doch eine Haltung der Depression, des Abbruchs, auch manchmal des Selbstmitleids. Ich glaube, das ist mit diesem Papst nicht zu machen.“