Kardinal Aveline leitet jetzt französische Bischofskonferenz

Kardinal Jean-Marc Aveline
screenshot / YouTube / KTO TV

Kardinal Jean-Marc Aveline leitet ab heute die französische Bischofskonferenz und folgt damit Erzbischof Éric de Moulins-Beaufort von Reims, wie Vatican News berichtete. Der 66-jährige neue Präsident ist seit 2019 Erzbischof von Marseille.

Aveline gilt laut der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ als franziskusnaher Theologe mit „eher liberaler“ Orientierung, der sich jedoch nicht einfach in ideologische Schubladen einordnen lasse.

Seine theologischen Überzeugungen wurzeln in der von ihm mitentwickelten „Mittelmeertheologie“, die verschiedene Epochen, Kulturen und Religionen in einen Dialog zu bringen sucht.

Der interreligiöse Dialog steht bei Aveline im Mittelpunkt seines Wirkens. Als Konsultor des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog von 2008 bis 2013 entwickelte er eine Theologie, die den Dialog mit anderen Religionen nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung versteht. Seine Erfahrungen in der multikulturellen Stadt Marseille, wo 90 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund hat, prägten seine dialogorientierte Haltung.

Bei kontroversen kirchlichen Themen wie dem Zölibat, der Rolle der Frauen oder der Sexualmoral zeigte sich Aveline vorsichtig reformorientiert, aber nicht radikal. Zur Frage des Frauendiakonats äußerte er sich aufgeschlossen, bewahrte aber eine zurückhaltende Haltung.

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Aveline spielte eine wichtige Rolle bei der Weltsynode in Rom, wo er als Mitglied der Synodenkommission für die Ausarbeitung des Abschlussdokuments fungierte. Er setzte sich für eine stärkere Dezentralisierung der Kirche ein und diskutierte intensiv über die Kompetenzen von Bischofskonferenzen gegenüber der römischen Zentrale.

Seine Position zur Synodalität orientiert sich am Franziskus-Kurs einer „hörenden Kirche“, die stärker auf die Bedürfnisse der Gläubigen eingeht.

Herausforderungen der französischen Bischofskonferenz

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Aveline übernimmt die Leitung der französischen Bischöfe in einer Zeit großer Herausforderungen. Die Kirche in Frankreich kämpft mit den Nachwirkungen des Missbrauchsskandals, in dessen Folge seit 1950 Berichten zufolge 330.000 Minderjährige in kirchlichen Einrichtungen Opfer sexueller Gewalt wurden.

Gleichzeitig ist die Zahl der praktizierenden Katholiken, Priester und Ordensleute seit Jahrzehnten stark rückläufig. Ein Hoffnungszeichen ist der starke Anstieg bei Erwachsenentaufen in jüngster Zeit.