Redaktion - Freitag, 20. Juni 2025, 9:00 Uhr.
Deutschland und Österreich stehen vor einer demografischen Krise: Die Geburtenzahlen sinken auf historische Tiefstände und gefährden langfristig die Stabilität von Sozialsystemen, Arbeitsmarkt und gesellschaftlicher Struktur. Auf diese Tatsachen machte zuletzt die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ aufmerksam.
Während die beiden Länder mit dramatisch sinkenden Geburtenzahlen kämpfen, zeichnen die Abtreibungsstatistiken ein ebenso alarmierendes Bild. In Deutschland werden bereits nach aktueller Rechtslage jährlich mehr als 100.000 ungeborene Kinder im Mutterleib getötet. Von 1996 bis 2023 wurden ungefähr 1,8 Millionen Kinder abgetrieben.
Die Datenlage in Österreich gestaltet sich deutlich schwieriger, da Abtreibungen nicht meldepflichtig sind und somit keine offizielle landesweite Statistik existiert. Hochrechnungen gehen von jährlich etwa 35.000 Abtreibungen aus. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Österreich vor historischem Tief bei Geburten
Nach aktuellen Prognosen könnte Österreich das geburtenschwächste Jahr seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erleben, wie das Nachrichtenportal exxpress.at berichtete. Bereits im ersten Quartal 2025 wurden so wenige Kinder geboren wie seit über 70 Jahren nicht mehr, wobei besonders der Februar einen historischen Tiefpunkt markierte.
Setzt sich dieser Trend fort, ist 2025 nur noch mit etwa 74.000 Neugeborenen zu rechnen – deutlich unter dem bisherigen Negativrekord von 2001 mit 75.458 Geburten.
2024 wurden in Österreich lediglich 76.873 Kinder geboren, was einem Rückgang von 0,9 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Die Gesamtfertilitätsrate sank 2024 auf einen neuen Allzeit-Tiefstand von 1,31 Kindern pro Frau. Bereits 2023 hatte Österreich mit 77.605 Geburten den niedrigsten Wert seit 2009 verzeichnet, was einer Gesamtfertilitätsrate von 1,32 Kindern pro Frau entsprach.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Geburtenbilanz in Österreich zum fünften Mal in Folge negativ ausfiel. 2024 starben 10.534 Menschen mehr als geboren wurden, 2023 waren es sogar 12.000 mehr Verstorbene als Neugeborene – das höchste Geburtendefizit seit Ende des Zweiten Weltkriegs.
Deutschland erstmals seit 2013 mit unter 700.000 Geburten
Deutschland verzeichnet eine ähnlich beunruhigende Entwicklung. Nach vorläufigen Angaben kamen 2024 rund 677.000 Kinder zur Welt – der fünftniedrigste Wert seit der deutschen Vereinigung.
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Damit sank die Geburtenzahl erstmals seit 2013 wieder unter die symbolische Marke von 700.000. Der Rückgang setzt sich auch 2025 fort: Im ersten Quartal wurden etwa 152.000 Kinder geboren, was einem Minus von 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Die Gesamtfertilitätsrate in Deutschland fiel von 1,58 Kindern pro Frau im Jahr 2021 auf nur noch 1,35 im Jahr 2023. Dieser Rückgang innerhalb von nur zwei Jahren wird von Experten als „ungewöhnlich“ bezeichnet, da sich sinkende Geburtenraten in der Vergangenheit eher langsamer vollzogen haben.
Besonders stark betroffen sind die ostdeutschen Bundesländer, wo die Geburtenzahl zwischen 2021 und 2023 um 17,5 Prozent sank, während der Rückgang in Westdeutschland bei 13 Prozent lag.
Europäischer Kontext der demografischen Krise
Die Entwicklung in Deutschland und Österreich fügt sich in einen europaweiten Trend ein. Die Europäische Union verzeichnete 2023 mit einem Rückgang von 5,5 Prozent den stärksten jährlichen Geburtenrückgang aller Zeiten. Die Zahl der Geburten in den EU-Mitgliedstaaten sank von 3.879.509 im Jahr 2022 auf 3.665.142 im Jahr 2023. Die durchschnittliche Gesamtfertilitätsrate in der EU fiel von 1,46 im Jahr 2022 auf nur noch 1,38 im Jahr 2023.
Österreich liegt mit seiner Fertilitätsrate von 1,32 also deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Alle europäischen Länder weisen heute Geburtenraten unter dem Reproduktionsniveau von 2,1 Kindern pro Frau auf, das zur Erhaltung der Bevölkerungszahl notwendig wäre.
Langfristige gesellschaftliche Auswirkungen
Der anhaltende Geburtenrückgang wird weitreichende Folgen haben. Bildungsforscher Klaus Klemm prognostiziert für Deutschland bis 2030 bundesweit 664.000 Kinder weniger im Krippen- und Kita-Alter als 2023. Bis 2035 werden voraussichtlich 536.000 weniger Sechs- bis Neunjährige erwartet.
Die demografische Entwicklung führt zu einer rapiden Alterung der Gesellschaft, da größere Jahrgänge ins Rentenalter eintreten, während weniger junge Menschen in das Erwerbsleben starten. Dies bringt erhebliche Herausforderungen für die Finanzierung der Sozialsysteme mit sich.