Redaktion - Donnerstag, 3. Juli 2025, 13:00 Uhr.
Der designierte Bischof von St. Gallen, Beat Grögli, hat wenige Tage vor seiner Bischofsweihe am 5. Juli erklärt, er sei offen für die Frauenordination sowie für die Abkehr vom verpflichtenden Zölibat der Priester. Grögli sprach am Dienstag mit dem Portal kath.ch.
„Die theologische Argumentation gegen das Frauenpriestertum finde ich schwach“, gab er dabei zu Protokoll. „Und auch gesellschaftlich verstehen es viele nicht mehr, warum man den Frauen den Zugang weiterhin verwehrt. Als Mann der Kirche sehe ich aber, dass es etwas komplexer ist. Die Vorstellung, dass Frauen das Priesteramt ausüben – sofern es Rom erlaubt – macht mir keine Angst.“
Gefragt, ob er sich für die Frauenordination einsetzen werde, sagte Grögli, er werde sich „gut überlegen, wo ich meine Energie einsetzen werde. Für mich beginnt Förderung von Frauen schon viel früher. Etwa, dass Seelsorgerinnen sich geschätzt fühlen und gefördert werden, aber auch, dass sie sich weiterentwickeln und mehr Verantwortung übernehmen können. Das ist mir wichtig. Ich hatte starke Frauen im Dom-Team. Sie haben mich im besten Sinn gefordert.“
Papst Johannes Paul II. hatte 1994 die Frauenordination unter Berufung auf die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche verbindlich ausgeschlossen. „Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“, erklärte er damals.
Zur priesterlichen Ehelosigkeit sagte Grögli: „Ich verstehe den Zölibat als Zeichen für das Himmelreich. Ich finde, dass das heute noch immer eine Kraft hat. Es hat mein Priestersein inspiriert. Die verpflichtende Verbindung zwischen Priesteramt und Zölibat darf man aus meiner Sicht ändern.“
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Die Segnung homosexueller Verbindungen, die der Vatikan mit Gutheißung von Papst Franziskus 2021 noch ausgeschlossen hatte, weil sie nicht „objektiv und positiv darauf hingeordnet“ seien, „die Gnade zu empfangen und auszudrücken“, hatte dasselbe Dikasterium für die Glaubenslehre 2023 dann aber ebenfalls mit Gutheißung von Papst Franziskus unter bestimmten Umständen erlaubt.
Grögli sagte diesbezüglich: „Jeden Sonntag feiern homosexuelle Menschen die Gottesdienste in der Kathedrale mit; ich schätze sie, und ich glaube, sie schätzen mich. Daraus hat sich jedoch nie eine Anfrage ergeben für eine Segnungsfeier.“
Auch das Thema der überlieferten Liturgie, wie sie seit Jahrhunderten bis in die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefeiert wurde und im Kern bis auf die Zeit vor Papst Gregor dem Großen zurückgeht, kam in dem Interview zur Sprache.
„Oft ist die Alte Messe mit bestimmten theologischen Vorstellungen, Weltanschauungen und politischen Meinungen verknüpft, die gar nicht meine sind“, kommentierte der designierte Bischof. „Schwierig an diesen Gruppen ist, dass sie sich aus der grossen Gemeinschaft verabschiedet haben. Die Liturgie, die sie feiern, entwickelt sich nicht weiter. Sie koppeln sich damit ab von der Entwicklung, in der die Kirche als Gemeinschaft steht.“