London - Montag, 17. Dezember 2018, 20:04 Uhr.
Die Church of England hat Leitlinien für liturgische Feiern veröffentlicht, mit denen der Vollzug einer Geschlechtsumwandlung von Anglikanern, die sich selbst als transgender identifizieren, festlich gewürdigt werden soll.
Die Leitlinien wurden als "Pastorale Orientierungshilfe zur Verwendung im Zusammenhang eines Gender Transitioning mit der Bekräftigung des Taufversprechens" veröffentlicht.
Zuvor hatte das House of Bishops – ein Gremium der Generalsynode – die Leitlinien genehmigt, berichtet CNA. Die Pastorale Handreichung gilt nur für die Church of England und nicht für andere Zweige der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft.
Die Leitlinien besagen, dass die Taufe der "natürliche liturgische Kontext für die Anerkennung und Feier der Identität [einer Transgender-Person] in Christus und der Liebe Gottes zu ihnen" sei. Und ob die Transgender-Person etwa als Mann oder Frau angesprochen werden möchte, sollen die Seelsorger berücksichtigen, mahnt die Handreichung.
Getauften Mitgliedern der Church of England sollen zukünftig eigens angepasste Rituale angeboten werden, "um den Geschlechtswechsel einer Person liturgisch zu würdigen", heißt es in den Leitlinien.
Eine solche Liturgie würde es dem Einzelnen ermöglichen, eine neue "Gender Präferenz" zu bekräftigen – und gleichzeitig das Taufversprechen zu erneuern.
Die Leitlinien stellen fest, dass die Church of England "die bedingungslose Anerkennung von Trans-Personen begrüßt und ermutigt". Die Anerkennung der "neuen Identität" durch die Kirche sollte einen "festlichen" Charakter haben.
Die Handreichung enthält Leitlinien für die angemessene Verwendung von Anreden und Pronomen während des Gottesdienstes und erklärt, dass sich die Seelsorger "an den Wünschen des Kandidaten orientieren sollten", was die Frage betrifft, inwiefern die Person das ihr angeborene Geschlecht anerkennt.
Vorausgegangen ist der Orientierungshilfe eine Abstimmung der Generalsynode der Church of England im vergangenen Jahr. Dabei stimmten 284 Teilnehmer für neue Feier-Rituale, um eine Geschlechtsumwandlung – wörtlich "gender transition" – liturgisch zu würdigen. 78 Teilnehmer stimmten dagegen.
Als Kompromiss wurde daraufhin die Änderung bestehender Tauf-Liturgien der Anglikaner in Angriff genommen – die Bischöfinnen und Bischöfe der Church of England sind, was die Kreation neuer Liturgien, auch und gerade rund um eine Geschlechtsumwandlung, tief gespalten.
Aber ist das wirklich ein Kompromiss – oder eher eine Abkehr von der bisherigen Lehre?
Für Pater James Bradley ist der Schritt problematisch. Er ist ein ehemaliger Diakon der Church of England und heute katholischer Priester des Ordinariats Unserer Lieben Frau von Walsingham. Gegenüber CNA sagte er, dass dieser Schritt eine dramatische Abänderung der Lehre der Church of England darstellt.
"Das scheint nicht nur eine weitere Neuerung in der anglikanischen Praxis zu sein, sondern auch eine grundlegende Veränderung im Verständnis der Church of England von der menschlichen Person und dem Sakrament der Taufe", sagte Bradley.
Anders sieht es der anglikanische Bischof von Blackburn, Julian Henderson, der auch das Komitee leitet, das die Leitlinien entwickelt hat. Jeder sei nach dem Bild Gottes geschaffen und sollte in seiner Pfarrgemeinde willkommen sein, so Henderson in einer Pressemitteilung der Church of England vom 11. Dezember.
Die neuen liturgischen Feiern bezeichnet der Bischof als "eine in der Heiligen Schrift verwurzelte Gelegenheit" für Trans-Personen, ihren Wechsel der geschlechtlichen Identität "in Präsenz ihrer Kirchenfamilie, die der Leib Christi ist" zu feiern.
Die Entscheidung hat auch innerhalb der Church of England einigen Kontroverse ausgelöst.
Andrea Williams, Mitglied der General-Synode der Church of England, sagte Reportern, dass der Schritt eine "verheerende Entwicklung hin zu einer völligen Leugnung Gottes und seines Wortes" und ein "fehlgeleiteter Versuch, zu lieben" sei, der "die Wahrheit opfert".
Die Church of England ist Teil der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft, und ihr Oberhaupt, der Erzbischof von Canterbury, fungiert als primus inter pares, als "Erster unter Gleichen". Die Anglikanische Gemeinschaft wurde in der jüngeren Vergangenheit wiederholt durch die Spaltung in moralischen und sexuellen Fragen schwer belastet.
Beispiel Ehe-Verständnis: Der amerikanische Zweig der Episcopal Church hat 2015 eine "gleichgeschlechtliche Ehe" eingeführt, während die Church of England zu einer "Diskussion" über Liturgie und Segen aufrief – die Rede war von "Ringen um Öffnung" – um im vergangenen Jahr dann gleichgeschlechtliche Verbindungen anzuerkennen. Einige Mitgliedskirchen, insbesondere in Afrika, haben sich diesen Bewegungen völlig widersetzt und an traditionelleren christlichen Lehren festgehalten.
Ein Sprecher der Church of England betonte gegenüber CNA, dass die neuen Leitlinien "nur eine Beratung über die Pastorale Handreichung zur Nutzung der Liturgie in den Gottesdiensten der Church of England" seien und daher nicht Anglikanischen Gemeinschaft insgesamt beträfen.
Doch die Entscheidung könnte nicht nur innerhalb anglikanischer Gruppen für Spannungen sorgen.
Die Ankündigung der Church of England könnte auch zukünftige ökumenische Bemühungen zwischen ihr und der katholischen Kirche belasten.
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Papst Franziskus hat die so genannte "Gender-Theorie" und den westlichen Trend, grundlegende Aspekte der menschlichen Identität als "fließend" oder veränderlich zu behandeln, immer wieder scharf verurteilt. Franziskus betont immer wieder, dass zwar das "biologische Geschlecht und die soziokulturelle Rolle des Geschlechts (Gender) voneinander unterschieden, aber nicht getrennt werden können".
Im Schreiben Amoris Laetitia aus dem Jahr 2016 mahnt Papst Franziskus, dass "Jugendlichen geholfen werden muss, ihren eigenen Körper zu akzeptieren, wie er geschaffen wurde".
Der Pontifex hat sich auch gegen vorschnelle Operationen und medizinische Eingriffe ausgesprochen, zum Beispiel in seiner Rede vor der Päpstlichen Akademie für das Leben im Jahr 2017, in der er vor den Gefahren biomedizinischer Technologie warnte – wie CNA Deutsch berichtete.
"Traurige" Folgen für die Ökumene
Viele Christen, die in der Ökumene engagiert sind, bedauern die Entscheidung der Church of England, so Dr. Chad Pecknold, Professor für Theologie an der Catholic University of America und Fellow des Institute of Human Ecology, gegenüber CNA.
"Als Katholik, der sich um ökumenische Freundschaften mit unseren getrennten Brüdern bemüht, kann ich diese Entscheidung nur als zutiefst tragisch für die Sache der christlichen Einheit und als einen tiefen Verrat an einem gemeinsamen christlichen Zeugnis betrachten", sagte Pecknold.
Die Anerkennung und Feier von Geschlechtsumwandlungen verstoße klar gegen grundlegende christliche Lehren über die menschliche Natur und sakramentale Gnade, so der Theologie-Professor gegenüber CNA.
Die katholische Kirche habe die wesentlichen menschlichen Wahrheiten sowohl durch Vernunft als auch durch Offenbarung gelernt – auch mit Blick auf diese Fragen, im Ringen um die Überwindung alter Häresien, so Pecknold gegenüber CNA.
"Katholische Christen haben von Anfang an gnostische, manichäische und albigensische Versuche abgelehnt, Körper und Seele gegeneinander auszuspielen. Heute sehen wir, dass Transgender-Aktivisten den gnostischen Dualismus wiederbelebt haben, indem sie biologisches Geschlecht mit Gender-Identität in Widerspruch setzen."
Viele Gemeinschaften sind darum bemüht, ein Gleichgewicht zwischen der Annahme von Menschen zu finden, die an Geschlechterdysphorie oder anderen Störungen leiden, und gleichzeitig die allen gemeinsamen Wahrheiten und Werte zu bekräftigen, sagte Pecknold gegenüber CNA. Die Änderung der Liturgie, insbesondere der Liturgie der Taufe, um einen "Geschlechtswechsel" zu feiern, sei vor diesem Hintergrund besonders problematisch.
"In der Taufe, die das erste Sakrament ist, heiligt Gott sein geliebtes Geschöpf", so der Theologieprofessor. "Nur Gott hat die Macht, unsere Natur als solche zu verändern und zu heilen, und nur Gott kann uns einen neuen Namen geben", sagte Pecknold. Es sei nicht Auftrag der Kirche, Identitäten zu segnen, sondern zu heilen.
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