22. April 2019
Weihnachten ist DAS Fest des Jahres. Ende August stehen die ersten Lebkuchen in den Regalen und mit jedem Grad weniger, suchen die Menschen nach Wärme und Geborgenheit und hängen eine weitere Lichterkette auf. Schließlich beginnt dann der Endspurt, die Adventkalender hängen, teilweise beinhalten sie täglich Spielsachen und finden ihren Höhepunkt an Heilig Abend, wenn der Geschenkeberg unterm Tannenbaum liegt und das Urgefühl der Heimeligkeit und Gemütlichkeit in den Wohnzimmern Einzug hält.
Weihnachten ist schon lange kein rein religiöses Fest mehr, es ist ein wichtiger Grund, um mit der Familie zusammen zu kommen, sich zu beschenken, zu schlemmen und irgendwo ganz am Rande vielleicht auch an die Geburt Jesu zu denken.
Die Weihnachtsgeschichte ist ein Evergreen mit aufregendem Anfang, abenteuerlichem Mittelstück und einem Happy End. Kann man gut lesen, gut verstehen und sich am Ende über das Baby freuen.
Ganz anders findet etwa 4 Monate später Ostern statt, das eigentlich höchste Fest der Christen. Vermischt mit Frühlingsdekoration, vielen floralen Mustern und einigen Häschen, ist die Deko- und Merchandisingwelt vor Ostern recht entspannt unterwegs. Die Fastenzeit, welche die eigentliche Vorbereitungszeit ist, wurde in meinem Fitnessstudio dazu genutzt, einen Abnehm-Endspurt zu bewerben und hatte mit dem eigentlichen Fest der Auferstehung Jesu nichts zu tun. Erst in der Karwoche realisiert dann die breite Masse, dass ein Fest bevorsteht, da sie Karfreitag nicht tanzen dürfen. Grund genug sich aufzuregen, Weihnachten hatte man eben noch mitgenommen, jetzt einmal im Jahr auf öffentliche Feierei zu verzichten kommt nicht in die Tüte. Das kurze Aufbegehren währt nicht lange und wird erst im nächsten Jahr kurz vor Karfreitag wieder aufgenommen. Ansonsten freut man sich auf die Ostereiersuche und das Beisammensein mit der Familie, aber an die ganze Geschichte rund um Tod und Auferstehung Jesu traut sich kaum einer ran.
Ist zwar auch mit Happy End, aber die Auferstehung ist eben weniger leicht zu transportieren, als die Geburt eines Babys. Es gehört eben noch eine Glaubensleistung dazu, die wenige bereit sind zu liefern. Die Abenteuerreise von Maria und Josef ist ja auch überhaupt nicht mit der brutalen Geschichte über Jesu Passion zu vergleichen. Die Menschen, die diese Feste weniger aus religiösen, als vielmehr aus kulturellen, familiären Motiven feiern, wollen es nicht schwierig haben: Das passt eben gar nicht zusammen und stellt Ostern in den Schatten von Weihnachten.
Es wird wohl auch nicht so recht gelingen, Ostern aus diesem Schatten heraus zu holen, aber gerade in der heutigen Zeit, in der Religion und Glaube zunehmend aus der Gesellschaft und dem öffentlichen Leben verschwinden, sollten wir uns als Christen dafür einsetzen, dass Ostern inhaltlich wieder mehr in den Fokus rückt.
Im Kindergarten unserer Töchter ist dies wunderbar gelungen. Es gab, analog zur Weihnachtskrippe, eine figürliche Darstellung von Palmsonntag, Jesu letztem Abendmahl, den Soldaten mit Jesu im Garten von Getsemani, der Verurteilung, der Kreuzigung und schließlich der Auferstehung. Die Darstellungen sind treppenförmig angeordnet und finden kurz unter der Decke ihren Höhepunkt, in dem die Auferstehung als großer Sonnenaufgang dargestellt ist.
Die Vorschulkinder durften Führungen mit den jüngeren Kindern durch die Darstellung machen, ihnen erklären was sie sehen und ihnen so die Ostergeschichte näherbringen.
Eine fesselnde Aktion, die alle Kinder nachhaltig beeindruckt hat und die Bedeutung von Ostern tatsächlich aus dem Schatten der Weihnachtserzählung heraus, auf eine neue Ebene gehoben hat.
Vielleicht sollten wir es auch den orthodoxen Christen nachtun und uns nicht nur "Frohe Ostern" wünschen, sondern uns sagen: "Christus ist auferstanden!" "Ja, er ist wahrhaftig auferstanden!"
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