Geweihte Jungfrau: Eine vergessene Berufung? Ein Gespräch

Buchautorin und Geweihte Jungfrau: Judith Belz.
privat

Die Lebensform der Virgo Consecrata, der "Geweihten Jungfrau" gibt es bereits in der Urkirche. Über die Jahrhunderte hindurch hat die Kirche dieses besondere Charisma neben der Berufung zur Ehe, zum Priestertum oder Ordensleben, immer als ein "eschatologisches Zeichen" gewürdigt. 

Unter dem Titel Ecclesiae Sponsae Imago hat die Ordenskongregation vor eineinhalb Jahren ein dreiteiliges Dokument vorgestellt, in dem die Instruktionen für jene Frauen festgelegt sind, die als "Braut Christi" leben.

CNA Deutsch sprach mit einer solchen Virgo Consecrata. Ihr Name ist Judith Belz und unter dem Titel "Braut Christi - Virgo Consecrata: Gedanken zur Brautschaft und der Berufung der Geweihten Jungfrau" hat sie ein Buch über ihre besondere Berufung geschrieben. Es erschien beim Fe-Medienverlag.

Frau Belz, in Ihrem Buch beschreiben Sie Ihren Weg zur Berufung zur Geweihten Jungfrau. Was haben Sie bei Ihrer Jungfrauenweihe eigentlich versprochen? 

Wir versprechen, Christus im Stand der Jungfräulichkeit nachzufolgen und erklären uns bereit, dem Herrn und seiner Kirche zu dienen. Im Ritus werden wir für das Stundengebet in Dienst genommen. Ein explizites Versprechen auf Gehorsam und Armut ist dem Wortlaut nach im Ritus nicht enthalten. Doch dürfte es selbsterklärend sein, dass in der Nachfolge Jesus, als Braut Christi, diese evangelischen Räte dadurch nicht ausgeklammert werden können. Die gelebte Konkretisierung dieser beiden evangelischen Räte hängt bei uns von anderen Faktoren als sie es in einer Ordensgemeinschaft tun. In meinem Buch gehe ich auf diese Fragestellungen sehr ausführlich ein.

Sie schreiben unter anderem, dass "wir Virgines Consecratae unsere eschatologische Zeichenhaftigkeit auch sichtbar zeigen und leben dürfen und müssen". Das klingt zunächst mal sehr theologisch - was bedeutet das für Sie konkret im Alltag?

Das bedeutet für mich zunächst einmal, dass ich meine geistliche Berufung nicht verschweige, wenn es für mich unangenehm werden könnte oder weil andere das so lieber hätten, auch in ihrer Begrifflichkeit. Es heißt aber auch nicht, dass ich jedem gleich beim ersten Wortwechsel aufnötige, dass er wahrnimmt, dass ich Geweihte Jungfrau bin.

Sehr konkret wird es beispielsweise dann, wenn man darüber ins Gespräch kommt, warum man keine eigenen Kinder oder einen Lebenspartner hat. Das kann man dann ohne Erklärung als Faktum so stehen lassen oder – wo es sich sinnvoll ergibt – Zeugnis dafür geben, dass man um des Himmelreiches willen freigewählt und freigewollt in Jungfräulichkeit lebt und das durchaus ohne ein Gefühl von Mangel und glücklich möglich ist.

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Die christliche Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen ist ja eine Vorwegnahme der Vermählung mit Christus im himmlischen Jerusalem, wo die Jungfrauenweihe ihre Erfüllung findet. Wir leben in einer Zeit, in der Gott weitestgehend aus der Gesellschaft, dem öffentlichen Leben verdrängt wird. Da ist Zeugnisgeben manchmal schon eine Herausforderung und beginnt im säkularen Umfeld oft schon im grundsätzlichen Bekenntnis zu seinem Glauben an Gott, über die eigene Glaubenspraxis bis hin zu unserer eschatologischen Hoffnung.

Meine von Ihnen angeführte Aussage hat noch einen anderen Hintergrund:

Lange Zeit gab es die Tendenz in Deutschland, dass Jungfrauenweihen bevorzugt unter Ausschluss der Öffentlichkeit, am besten in einer Klosterkapelle im allerkleinsten Rahmen gespendet wurden. Man glaubte, das sei so angemessen, in einigen Regionen beziehungsweise Köpfen ist das heute noch so verankert. Eine geistliche Berufung ist ja nie um ihrer selbst willen da, sondern um Zeugnis zu geben. Da frage ich mich, wie eine Berufung Zeugnis ablegen soll und kann, wenn sie nicht wahrgenommen werden darf.

In Ihrem Buch erzählen Sie, dass das Leben der heiligen Maria Goretti Sie immer sehr beeindruckt hat und letztlich auch zur Entscheidung geführt hat, der Berufung zur geweihten Jungfrau zu folgen. Wie kam das?

Als Kind hat mich ihre Lebensgeschichte sehr fasziniert und berührt, eher auf einer unreflektierten, emotionalen Ebene, ohne wirklich zu erfassen, worin ihre Größe bestand.

Den Mädchen heute wird überwiegend das Bild vermittelt, dass es unnormal sei, nicht schon während der Pubertät erste sexuelle Erfahrungen zu machen. Demgegenüber steht die hl. Maria Goretti, die vermutlich ihr Leben hätte retten können, wenn sie den anhaltenden Nachstellungen ihres späteren Mörders nachgegeben hätte. Stattdessen blieb sie standhaft und nicht nur das, im Angesicht des Todes war sie besorgt um Alessandro und wollte ihn um seines Seelenheiles willen von seinem Vorhaben abbringen.

An ihrem Gedenktag hörte ich eine Predigt, in der sie auf eine brave, liebe und gehorsame Tochter reduziert wurde, während ihre Todesumstände fast schon verschämt verschwiegen wurden. Im ersten Moment hat mich das sehr geärgert, doch wurde mir später schlagartig klar, es braucht dieses bekennende Zeugnis auch heute, und es braucht auch mein ganz persönliches Zeugnis, das über ein Privatgelübde hinausgeht.

Wie bemerkten Sie, dass Ihre Neugier letztlich ein Hinweis auf eine tatsächliche Berufung ist?

Sie sprechen auf eine Aussage in meinem Buch an, bezüglich meiner Neugier, mehr über den Ordo Virginum in Erfahrung zu bringen, als ich erstmals davon hörte und immer wieder darüber gestolpert bin?

Exakt.

In meiner Ausbildung geistliche Begleitung hat man uns beruhigt, dass es nicht so schlimm sei, wenn wir im Gesprächsverlauf eine Aussage vom Gegenüber nicht wahrnehmen. Wir bräuchten keine Sorge haben, dass wir etwas Wichtiges überhören, denn was wichtig sei, komme garantiert wieder - und wieder - zur Sprache.

So kam die Berufung der Geweihten Jungfrau immer wieder bei mir durch verschiedene Dinge in mein Leben. Anfangs habe ich das eher verstandesmäßig reflektiert und regelrecht nachgeforscht.

Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass ich mich immer mehr mit dieser Berufung identifiziere, Partei für sie ergriff, dabei auch Emotionen meinerseits im Spiel waren, wenn sie zum Beispiel in Dialogen angegriffen oder auch mal totgeschwiegen wurde. Bis mir schließlich klar wurde, wenn es nichts mit mir zu tun hätte, würde ich das so nicht tun, würde es mich nicht so beschäftigen. Und dann bin ich mit diesem Gedanken in die Zwiesprache mit Gott gegangen und habe meinen Weg bis dahin reflektiert und so setzte sich ein Baustein zum anderen, bis sich mir ein roter Faden aufzeigte. Die Gewissheit zeigte sich mir dann in einer inneren Ruhe. 

Sie arbeiten in der Personalabteilung eines mittelständischen Betriebs. Was hat Ihr Chef eigentlich zu Ihrer Entscheidung gesagt?

Mein damaliger Chef – er ist mittlerweile im Ruhestand – hat mir gratuliert und wäre gerne zu meiner Weihe gekommen, war aber zeitlich verhindert. Ich habe ihm im Nachgang den Zeitungsartikel gezeigt, der anlässlich meiner Weihe in der örtlichen Presse erschienen war. Dieser Zeitungsartikel erschien am gleichen Tag, als ich nach meiner Weihe erstmals wieder arbeiten ging.

Sehr überrascht war ich, dass einige Kolleginnen und Kollegen diesen Artikel bereits morgens gelesen hatten und freudig auf mich zukamen, um mir zu gratulieren; eine mit den Worten: "Da darf man doch gratulieren, das ist ja quasi wie eine Hochzeit". Ich muss dazu sagen, dass ich in einem Unternehmen in der freien Marktwirtschaft arbeite, in dem ich eine der ganz wenigen Katholiken bin. Es war eine interessante Erfahrung für mich, dass mein berufliches Umfeld so positiv Anteil nahm, während in meinem kirchlichen Umfeld, zumindest in meinem Beisein, meine Weihe eher ausgeklammert wurde, als hätte sie nicht stattgefunden.

Ihr Weg zur Jungfrauenweihe war mit einigen Schicksalsschlägen gepflastert. Wie sehr hat Sie das geprägt?

Ich durfte schon während meiner Kandidatur erfahren, dass Gott ernst macht, aber auch, dass er durch alles Leid hindurch hilft. Im Weihegebet, das der Bischof über uns spricht heißt es: "…sei du ihr Trost in der Traurigkeit, ihr Rat in jedem Zweifel, ihr Schutz in allem Unrecht und ihre Kraft in allem Leiden…". Das wurde für mich sehr konkret, vor allem in der Begleitung meiner Zwillingsschwester während der wenigen Monate ihrer Krebserkrankung und eigener, präventiver Operationen.

Durch unser jungfräuliches Dasein um des Himmelreiches willen sind wir "eschatologisches Zeichen", Hinweis auf das, was noch kommt, was unser Ziel ist und durch meine Zwillingsschwester hatte ich das während meiner Kandidaturzeit sehr präsent vor Augen. Durch diese Erfahrung war meine Kandidaturzeit sehr intensiv und ich habe einen anderen Zugang zum Tod gewonnen, er ist die Geburtsstunde für den Himmel.

In den Jahren davor war meine Wunschvorstellung, in der Todesstunde nicht alleine sein zu müssen, Beistand zu haben durch geliebte Menschen, ich war regelrecht besorgt, da vielleicht ganz alleingelassen zu sein. Mittlerweile sehe ich den Tod als etwas so Intimes an, eine intime Begegnung zwischen meinem Bräutigam und mir, dass ich von diesem ursprünglichen Wunsch ganz abgerückt bin. Der Tod gehört zum Leben dazu und sollte deswegen auch nicht aus der Gesellschaft verdrängt werden und ganz natürlich über alle Generationen hinweg in die Familien integriert sein.

Darüber hinaus haben meine Erfahrungen in einer Krebsfamilie natürlich auch vieles andere geprägt, wie beispielsweise die Gewichtung von Krankheiten und Problemen oder auch meine Wahrnehmung häufig praktizierter Pastoral als eine doch sehr diesseitsorientierte Seelsorge. Ich würde sagen, mein Glaube und meine Berufung sind durch diese Erfahrungen reifer geworden.

Haben Sie jemals an Ihrer Berufung gezweifelt? 

An meiner Berufung zur Geweihten Jungfrau habe ich bisher nicht gezweifelt, gehadert, wie man mit unserer Berufung umgeht habe ich allerdings schon öfter. Es tut mir weh, wenn ich höre, wie man teilweise Versuche unternimmt, unsere Berufung zu missbrauchen für eine kirchenpolitische Agenda, ihr zum Beispiel den Zweck eines weiblichen Diakonats aufoktroyieren will. Ich vermute, dass Ständige Diakone, die aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen Diakone sind, ähnlich empfinden, wenn man ihre Berufung in ihrer Eigenständigkeit beschneidet, indem man sie mit einem Viri-Probati-Priestertum verknüpfen will.

Ich möchte die Frage also doppelt beantworten: ich hatte bisher keine Zweifel an meiner persönlichen Berufung und auch keine Zweifel, dass unsere Berufung in unveränderter Form und Ausgestaltung ihre Sendung gerade für diese Zeit hat.

Haben Sie nie daran gedacht zu heiraten oder in ein Kloster einzutreten? 

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Ich denke, dass so ziemlich jede mir bekannte Geweihte Jungfrau einmal darüber nachgedacht hat zu heiraten und/oder in eine Gemeinschaft einzutreten. Und das ist auch gut so, denn eine Abneigung oder gar Skrupel gegenüber der Ehe wäre aus meiner Sicht ein Hindernis für die Jungfrauenweihe.

Es heißt im Weihegebet: "Obwohl sie die Würde der Ehe anerkennen, verzichten sie dennoch auf sie". Ein gewichtiger Satz, der für mich voraussetzt und beinhaltet, dass ich mir für mich auch grundsätzlich die Ehe hätte vorstellen können, wenn Gott mir nicht einen anderen Antrag gemacht hätte. Schließlich ist er es, der ruft, ob in die Ehe oder in eine andere Berufung.

Für meinen Geschmack wird häufig viel zu leichtfertig mit dem heiligen Sakrament der Ehe umgegangen. Vor der Bindung auf Ewig in einer Gemeinschaft oder der Priesterweihe liegen viele Jahre der begleiteten Vorbereitung, vor der Vermählung reicht formal meist ein kurzes Vorbereitungsseminar von wenigen Stunden – wenn überhaupt gefordert – und ein Gespräch mit dem Priester, das oft nicht weit über die konkreten, praktischen Vorbereitungen der Trauungszeremonie hinausreicht.

Übrigens ist das ein Feld, in das ich mich – auch, wenn es Ihnen erstmal paradox erscheint – gerne einbringen würde, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme.

Wie ergeht es Ihnen, wenn Sie eine Mutter sehen? 

Ich bin ja in der Personalarbeit tätig. Wenn eine Frau zu mir kommt, um ihre Schwangerschaft anzuzeigen, gratuliere ich ihr erstmal und ich gebe zu, dass ich da schon so manche Freudenträne im Auge hatte, weil ich mich aus tiefstem Herzen mitgefreut habe. Für die ein oder andere war das überraschend, da sie mit eher verhaltenen oder gar negativen Reaktionen gerechnet hatten wegen ihres Ausfalls, wegen der Vertretungssuche und so fort.

Ich finde es auch sehr schön, im Umfeld beobachten zu können, wie Frauen in ihrem Muttersein aufblühen, bei allen Entbehrungen, die sie dafür aufnehmen. Es ist sehr bereichernd und für mich persönlich auch wichtig für meine geistliche Mutterschaft, immer wieder auch das natürliche Muttersein vor Augen zu haben. Umgekehrt kann ich in meiner Berufung eine Erinnerung sein, dass Gott der dritte, oder besser gesagt der erste, im Bund der Ehe ist.

Sprechen Sie auch mit Ordensfrauen über Ihre Berufung?

Was den Austausch mit Ordensfrauen anbelangt, da habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die ein wenig damit zusammenhängen, ob es vielleicht wiederkehrende, kurze Begegnungen sind oder ob wir uns über einen längeren Zeitraum näher kennen gelernt haben. Des Öfteren bekam ich spontan gesagt: wenn ich früher davon gehört hätte, dann wäre ich in kein Kloster eingetreten und hätte so mehr Freiheit, wie ihr – oder ähnliche Aussagen. Da beschleicht mich dann der Gedanke, dass man in unserer Berufung eine Art "Ordensfrau light" sieht. Beides hat seine "angenehmen Seiten" gegenüber dem jeweils anderen, aber auch seine eigenen Herausforderungen.

Ein Kloster sollte genauso wenig eine Art "WG mit mehr oder weniger frommen Singles" sein, wie eine Geweihte Jungfrau eine alleinlebende Frau mit etwas Frömmigkeitsübungen, wenn man grad Lust dazu hat. So ist zum Beispiel für die einen vielleicht die Herausforderung, sich an die Tagesordnung der Gemeinschaft halten zu müssen, die andere wiederum der stete Kampf darum, selbst für sein geistliches Leben in seinem normalen Alltag, ohne eigenen Hausgeistlichen und so weiter Sorge zu tragen. Bei der Klärung der eigenen geistlichen Berufung sollte primär nicht die Frage nach meiner eigenen Vorliebe im Vordergrund stehen, sondern die Frage, was Gott von mir will.

Mir persönlich ist ein Austausch über das geistliche Leben mit Priestern bisher häufiger tiefergehend möglich gewesen; das mag bei anderen Geweihten Jungfrauen anders sein. Die Lebensform des Priesters, in der Gemeinde, ohne Lebensgemeinschaft mit ihren Vorteilen und Herausforderungen, eigenem Einkommen, das im Sinne der Nachfolge Jesu eingesetzt werden soll, angefangen von der Wahl des Autos bis hin zur Einrichtung der Wohnung und so weiter ist in der "äußeren Form" einfach näher an unserer Lebensform, als die einer Ordensfrau, wo doch sehr vieles durch die Gemeinschaft geregelt ist.

 

Sie selbst schreiben, die Berufung der Geweihten Jungfrau sei "vollkommen zweckfrei und nicht mit einem bestimmten Apostolat oder einer bestimmten Aufgabe verbunden". Warum gibt es diese Berufung trotzdem?

Diese Frage müsste Ihnen eigentlich Gott selbst beantworten (lacht).

Gemeinschaften haben mit ihrem je eigenen Spezifikum immer eine Art Gegenbewegung zu den jeweiligen Strömungen ihrer Zeit angeboten, quasi gegen die negativen Auswirkungen des Mainstreams. Das können wir durch die ganze Kirchengeschichte hindurch betrachten.

Dass wir als Stand der Geweihten Jungfrauen keine gemeinsame Aufgabe haben, wie beispielsweise Sorge für Kranke oder Arbeit mit Jugendlichen, heißt nicht, dass nicht jede einzelne von uns ihr je eigenes Charisma und ihre Fähigkeiten in die Kirche einbringt. Es ist nur individueller als dies bei Gemeinschaften der Fall ist und auch nicht in einer Satzung oder Regel festgelegt.

Ich frage mich: Warum gibt es unsere Berufung, warum sind gerade wir eine der geistlichen Berufungen mit zunehmendem Nachwuchs?

Ich bin davon überzeugt, dass wir in unserer übersexualisierten Zeit mit unserem Zeugnis immer wieder in Erinnerung bringen können, dass Treue lebbar ist, auch dann, wenn man z. B. aus gesundheitlichen Gründen auf die geschlechtliche Hingabe in der Ehe verzichten muss. Auch weisen wir mit unserer Berufung darauf hin, dass es beim priesterlichen Zölibat nicht um ein Freisein von familiären Bindungen und Verpflichtungen geht, um die notwendigen Freiräume für die Arbeit in der Gemeinde zu haben. Das wäre eine Verzweckung. Es geht bei beiden Berufungen um ein ganz Hingegebensein an Gott und die Kirche.

Die Tendenz, alles verzwecken zu wollen, macht ja auch nicht vor der Kirche Halt, so mancher Verantwortlicher in der Kirche stellt sich insgeheim auch gegenüber geistlichen Berufungen die Frage, was habe ich von diesen und gerät in Versuchung, sie dementsprechend zu bewerten, quasi in einer betriebswirtschaftlichen Auswertung. Da ist es dann nicht verwunderlich, wenn man mit dieser Herangehensweise seine ganze Sorge auf Angestellte in allen möglichen kirchlichen Einrichtungen verwendet, die geistlichen Berufungen aber sich selbst überlässt, weil man zum Beispiel annimmt, von den Gebeten und Opferleben eines kontemplativen Ordens keinen wirklichen Nutzen zu haben.

Es scheint wohl Gottes Wille zu sein, dass wir in unserer Berufung den Finger in diese Wunden unserer Zeit legen.

Buchtipp: 

"Braut Christi - Virgo consecrata: Gedanken zur Brautschaft und der Berufung der Geweihten Jungfrau"

ISBN: 978-3-86357-233-4

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