Fribourg - Donnerstag, 17. Dezember 2020, 10:15 Uhr.
Bischof Charles Morerod von Lausanne, Genf und Freiburg in der Schweiz möchte die Anzahl der Priester in seinem Bistum halbieren. Dies teilte der 59-jährige Dominikaner am Samstag in der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) mit. Gegenüber dem Nachrichtenportal "kath.ch" erläuterte der Bischof erneut seine Pläne.
Laut Morerod gebe es zu viele Gottesdienste für zu wenige Gläubige. Die aktuell 345 Priester seines Bistums könne man demnach langfristig auf 170 reduzieren. Für die Umsetzung des Planes wolle er neben der – so wörtlich – "natürlichen Entwicklung" vor allem künftig die Aufnahme "der zahlreichen Priester, die in die Schweiz kommen möchten", überdenken.
Bischof Morerod deutete gegenüber "kath.ch" an, dass es immer wieder Probleme mit ausländischen Priestern gebe, aufgrund "teilweise deutliche kulturelle Unterschiede". Allerdings sei der Einsatz ausländischer Priester "auch nützlich", vor allem in seiner Diözese, "in der mehr als 60 Prozent der Katholiken ausländischer Herkunft ist".
Hinsichtlich eines Aufnahmestopps bei Priestern aus dem Ausland könne man zudem einem "Brain Drain" entgegenwirken. Dies sehe auch der Vatikan so, argumentiert Morerod. Zu häufig hätte man in der Vergangenheit gut ausgebildete Priester beispielsweise aus Dritt-Welt-Ländern abgezogen.
Auf die Frage, ob es Widerstand gegen die Reduktion der Priester gebe, beteuerte der Bischof gegenüber "kath.ch":
"In Frage gestellt wird nicht dies, sondern etwas anderes: Muss man die Aktivitäten in allen Kirchen konstant beibehalten wie vor 50 Jahren?"
Schon jetzt würden sich "die jungen Gläubigen in gewissen zentral gelegenen Kirchen versammeln", so Morerod. "Für viele von ihnen ist dieser Zusammenschluss bereits Realität".
Pater Charles Morerod OP wurde am 3. November 2011 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg ernannt. Das Bistum umfasst das Gebiet der Kantone Freiburg, Genf, Neuenburg und Waadt. Nach jüngsten Zählungen sind in dem Bistumsgebiet etwa 650.000 Katholiken beheimatet.
Rekord an Kirchenaustritten in der Schweiz
Ähnlich wie in Deutschland ist die Katholische Kirche im Land in einer schweren Krise. Zuletzt sind dort so viele Katholiken aus der Kirche ausgetreten wie bislang noch nie. Demnach haben 2019 insgesamt 31.772 Mitglieder die Kirche verlassen. Insgesamt leben 3,1 Millionen Katholiken in der Schweiz. (Lesen Sie hier eine ausführliche Analyse zur Situation der Kirche in der Schweiz)
Um auf die Rekord-Austrittszahlen und die Kirchenkrise zu reagieren, hat die Schweizer Bischofskonferenz unterdessen einen "Prozess" in Aussicht gestellt, der eine "Erneuerung der Kirche" herbeiführen soll.
Beobachter bezeichnen die Situation innerhalb der Katholischen Kirche in der Schweiz als extrem angespannt. Immer wieder flammen kirchenpolitische Grabenkämpfe auf, die teilweise ganze Diözesen zu spalten drohen – und medial befeuert werden.
Kürzlich gab die Schweizer Bischofskonferenz deshalb bekannt, dass man einen "Prozess zur Erneuerung der Kirche" plane, bei dem das "Charisma des Zuhörens" im Mittelpunkt stehen soll. Ein Startpunkt oder ein Zeitrahmen wurde noch nicht genannt.
Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, stellte jedoch klar, dass dieser "Prozess" sich deutlich vom sogenannten "Synodalen Weg" in Deutschland unterscheiden soll. Gmür wörtlich:
"Wir vermeiden die Begriffe 'synodal' oder 'Synode'."
Die Synode sei ein Rechtsinstrument, das vielen Regeln unterliege, erläuterte der Vorsitzende der Bischofskonferenz weiter. Wie das Nachrichtenportal "kath.ch" berichtet, wolle man "keine Synode oder Pseudosynode veranstalten, diese Gefahr bestehe in Deutschland". Damit spielte Gmür Beobachtern zufolge auf die Tatsache an, dass der "Synodale Weg", der von den deutschen Bischöfen aktiv mitinitiiert wurde, keinerlei Rechtswirkung besitzt und die Bischöfe am Ende auch nicht an die sogenannten "Beschlüsse" der dortigen Gremien gebunden sind (mehr Infos hier).
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