Vatikanstadt - Donnerstag, 14. Januar 2021, 15:40 Uhr.
Bremst ein "böser Vatikan" den "guten Papst Franziskus" oder deutsche "Reformpläne" aus? Vor solchen Wahrnehmungen und Beschreibungen warnt der an der Päpstlichen Unversität Santa Croce lehrende Professor für Kirchenrecht, Stefan Mückl.
in einem Interview mit der "Tagespost" bekräftigt der in Rom lehrende deutsche Priester, dass "der Sender in Rom" sehr wohl funktioniere: "Der Papst hat sich ja in den vergangenen Jahren wiederholt zu den Herausforderungen der Kirche in Deutschland geäußert, bereits 2015 beim Ad limina-Besuch der deutschen Bischöfe, worauf er in dem erwähnten Brief an das pilgernde Gottesvolk in Deutschland von 2019 neuerlich Bezug nahm".
Daß frühere Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz zu Protokoll gaben, sie hätten gelernt, mit römischen Dokumenten umzugehen, habe die Sympathien in Rom für die Kirche in Deutschland ebenso wenig erhöht wie die Bemerkung, es ginge nicht an, dass "Inder in der Gottesdienstkongregation darüber entschieden, welche Lieder in deutschen Pfarreien gesungen werden dürften", so Mückl.
In jüngerer Zeit beruhten nicht wenige römische Irritationen auf der Wahrnehmung, die Kurie werde über Vorgänge von gesamtkirchlicher Relevanz allenfalls partiell und verspätet informiert und damit in die Rolle eines "Blockierers" gedrängt, so der Professor weiter.
Forderungen von Bätzing
Hintergrund der Spannungen sind nicht nur der "Synodale Weg", sondern jüngste Forderungen von Bischof Georg Bätzing. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz setzt sich, wie CNA Deutsch berichtete, für weitreichende Veränderungen in der Katholischen Kirche nach seinen Vorstellungen ein.
So verlangt Bätzing eine Umschreibung des Katechismus der Kirche in Fragen der praktizierten Homosexualität und regt kirchliche Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare und andere an, die nicht das Sakrament der Ehe schließen können.
Mückl erinnert darauf angesprochen gegenüber der "Tagespost" daran, dass der Katechismus "kein Grundsatzprogramm einer politischen Partei" sei, "das man je nach Stimmungen, Umfragewerten oder anderen Tagesopportunitäten ändern könnte".
"Eine Änderung beträfe nicht etwa 'nur' ein Dokument des kirchlichen Lehramtes, sondern grundlegend Anderes: Das Glaubensgut der Kirche", warnt Mückl.
"Das Lehramt, sei es das päpstliche, sei es das bischöfliche, hat es, wie das II. Vatikanische Konzil lehrt, 'voll Ehrfurcht' zu hören, 'heilig' zu bewahren und 'treu' auszulegen. Gerade im Kontext der Lehre über Ehe und Familie hat Papst Franziskus schon 2014 vor der Versuchung gewarnt, das Glaubensgut, das depositum fidei, zu vernachlässigen und "sich selber nicht als Hüter, sondern als Besitzer und Herren zu verstehen".
Bedauerlicherweise aber sei vielen Gläubigen, "auch den regelmäßig Praktizierenden", der Katechismus "kaum bekannt", so der Kirchenrechtler.
"Und die Glaubensunterweisung, für die er ein Hilfsmittel sein möchte, findet man in der Realität des kirchlichen Lebens bereits seit Jahrzehnten nur mit Mühe: Die Katechese ist oft schlicht inexistent".
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