Augsburg - Freitag, 9. Juli 2021, 12:24 Uhr.
Bischof Bertram Meier von Augsburg hat am Donnerstagabend eine heilige Messe um geistliche Berufungen gefeiert und dabei die Evangelisierung als "Dauerauftrag" für alle getauften und gefirmten Katholiken bezeichnet.
Meier erklärte in seiner Predigt auch seine Umstruktierung der Arbeit der Neuevangelisierung in der Diözese. Es gehe ihm darum, das bisherige Institut für Neuevangelisierung des süddeutschen Bistums mehr in das "diözesane pastorale Leben einzugliedern".
Meier wörtlich: "Die Kirche wäre nicht Kirche, wenn sie nicht evangelisiert, das heißt, wenn sie das Evangelium Jesu Christi nicht bezeugt".
Der Bischof betonte weiter: "Wenn die Kirche nicht evangelisierend unterwegs ist, verrät sie ihren Auftrag. Sie wäre nicht mehr Kirche Jesu Christi, dessen letztes Wort vor seiner Himmelfahrt lautet: 'Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen'.“
Meier zitierte den Völkerapostel Paulus aus dem Korintherbrief der Heiligen Schrift: "Caritas Christi urget nos - die Liebe Christi drängt uns". Bischof Bertram drückte damit den Wunsch aus, "dass unsere Bemühungen zu evangelisieren, junge Menschen mit der Frohen Botschaft vertraut zu machen und ihnen auf dem Weg ihrer Berufung zu helfen, noch mehr vom caritativen Engagement getragen und durchdrungen werden. Wir brauchen nicht nur Menschen, die anbeten, sondern die anpacken."
Dafür zeichnete der Bischof einige Grundgedanken auf. Wort und Sakrament seien in der katholischen Kirche nicht zu trennen, so Bischof Bertram: "Wort und Sakrament sind nicht als 'aut-aut", entweder-oder zu sehen, sondern als 'et-et': Sowohl Wort als auch Sakrament, also ganz katholisch."
Das Bischöfliche Jugendamt und den BDKJ bat er, ein noch stärkeres Miteinander zu entwickeln: "In den Augen des Bischofs gibt es hier kein Ranking, weder Bevorzugung noch Benachteiligung. Ich schätze Euch beide! Daher nochmals meine Bitte: Rückt noch mehr zusammen!"
Aus dem bisherigen christliche Orientierungsjahr "Basical" solle nun ein "Lernort" werden, so der Bischof, "für Weite und Offenheit, fürs Suchen und Fragen, vor allem aber für die nötige Freiheit zu einem tragenden Lebensentwurf, der Entscheidungsfindung für Beruf und Berufung."
Meier erinnerte sich an seine frühen Erfahrungen im caritativen Dienst: "Als ich die ersten Semester im Priesterseminar absolvierte, gehörten Praktika im Altenheim, auf der Sozialstation oder in der außerschulischen Jugendarbeit zum Pflichtprogramm. Ich konnte einen Einblick in die Pflege, in die Bedürfnisse und Freuden, ja auch die Not meiner Mitmenschen gewinnen, die mich nachhaltig prägten. Das caritativ-soziale Charisma, das in jedem jungen Erwachsenen schlummert, zu stärken, das wünsche ich mir vom Jahr der Orientierung."
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Denn zum Evangelisieren gehöre nicht nur Begeisterung für die Frohe Botschaft, sondern auch Sensibilität und Empathie für den Anderen. Jesus selbst habe zuallererst die Menschen angeschaut und zugehört, was sie brauchten.
Bischof Bertram: "Immer wieder ist die Rede davon, dass Jesus Menschen, die zu ihm kamen, zuerst intensiv wahr-nahm, mit ihnen sprach und ihnen dann das gab, was sie nötig hatten. So setzt auch bei uns Evangelisieren Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für die voraus, denen ich die Botschaft Jesu anbiete. Leider gibt es ja so etwas wie einen 'Evangelisierungsübereifer', der die Menschen zurückschrecken lässt".
Wahrscheinlich habe jeder es schon erlebt, fuhr Meier fort: "Jemand überfällt mich regelrecht mit seinem Glaubenseifer oder kann sich nicht zurückhalten, anderen immer wieder von seinem Bekehrungserlebnis zu erzählen, ohne sensibel dafür zu sein, ob sein Gegenüber gerade dafür offen ist oder nicht".
Es gehe ihm beim Evangelisieren darum, "feinfühlig zu unterscheiden, was wann 'dran' ist. Das Wort aus dem 1. Petrusbrief kann uns dafür wegweisend sein: 'Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen'."
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