Tschechischer Kardinal Duka: Kirche in Europa hat "missionarischen Elan" verloren

Kardinal Dominik Duka OP ist der 36. Erzbischof von Prag und Primas von Böhmen.
(CC BY-SA 4.0)

Der tschechische Kardinal Dominik Duka hat im Gespräch mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (aktuelle Ausgabe) eingeräumt, die Kirche in Europa habe "den missionarischen Elan weitgehend verloren", während man in Rom "stärker denn je mit technischen und ökologischen Problemen beschäftigt" sei.

Außerdem betonte er: "Ich bin überzeugt, dass weder die Abschaffung des Zölibats noch die Zulassung von Frauen zum Weiheamt einen Weg darstellen, um das eigentliche Problem zu lösen."

"Es gibt keine Religion ohne Zölibat", so Duka, der scheidende Erzbischof von Prag. "Wenn nun gesagt wird, es fehlen die Berufungen, so ist zu sagen: Sie fehlen bei allen christlichen Kirchen – und zwar bei anderen noch mehr als in der römisch-katholischen Kirche."

"Wir brauchen wissenschaftliche Theologie, nicht nur narrative Theologe", forderte der Kardinal. "Und Identität sowie die Bereitschaft, zu dienen. Warum hat mehr als die Hälfte der jungen Leute Angst, eine Ehe einzugehen? Warum fehlen die Pflegerinnen in den Krankenhäusern? Wir brauchen lebendige Christen, Frauen und Männer."

Theologen seien eher "ängstlich, wie man in der Debatte um gleichgeschlechtliche Paare gesehen hat. Ärzte, Juristen und Psychologen haben sich klar gegen die 'Ehe für alle' ausgesprochen; die Theologen nicht."

In Tschechien stehe die Kirche vor einer "Kulturrevolution", sagte Duka. Dabei bestehe das Problem für die Kirche darin, "dass die Mehrheit der Katholiken davon überzeugt ist, dass diese Entwicklung eine positive Veränderung darstellt".

"Natürlich gibt es positive Neuerungen in Wissenschaft und Technik, aber das ist nur ein Teil unseres Lebens", erklärte der Dominikaner-Kardinal. "Nach der Euphorie der Wende, in der wir Zahlen in Klöstern und Seminaren hatten wie in der Barockzeit, erleben wir nun eine Krise. Die jungen Männer und Frauen in Seminaren und Klöstern sind auf die neuen Ideologien nicht vorbereitet. Wir müssen wieder einmal für unsere christliche Zivilisation kämpfen – wie im 16. Jahrhundert zur Zeit des Konzils von Trient."

Gefragt, welche Rolle Rom in diesem Kampf spiele, sagte Duka, dort sei man "stärker denn je mit technischen und ökologischen Problemen beschäftigt. Dafür hat die Kirche aber keine Kompetenz, nur wenige können in fachlichen Diskussionen qualifiziert mitreden. Wir können nur die theologischen und ethischen Fragestellungen beurteilen."

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