Vatikanstadt - Mittwoch, 17. August 2022, 9:50 Uhr.
Bei der Generalaudienz am Mittwochmorgen hat Papst Franziskus betont: "Das hohe Alter muss den Kindern bezeugen, dass sie ein Segen sind." Gegen Ende brach ein Schweizer Gardist zusammen, der unweit von Papst Franziskus auf der Bühne stand.
Der Pontifex sprach zunächst über das schneeweiße Haar als "uraltes Symbol für eine sehr lange Zeit, für eine unendliche Zeit, für eine ewige Existenz". "Wir brauchen nicht alles für Kinder zu entmythologisieren", erklärte er in der Audienzhalle. "Das Bild eines Gottes, der mit schneeweißem Haar über alles wacht, ist kein albernes Symbol, es ist ein biblisches Bild, es ist edel und sogar zärtlich."
Sodann sprach er über die Darstellung des Herrn im Tempel und die dortige Begegnung Jesu mit Simeon und Hanna, die gemäß der Überlieferung beide im vorgerückten Alter waren. "Das hohe Alter, das auf dem Weg zu einer Welt ist, in der die Liebe, die Gott in die Schöpfung hineingelegt hat, endlich ungehindert ausstrahlen kann, muss diese Geste von Simeon und Anna vollziehen, bevor es sich verabschiedet", sagte der Papst.
Und weiter: "Das hohe Alter muss den Kindern bezeugen, dass sie ein Segen sind. Dieses Zeugnis besteht in ihrer – schönen und schwierigen – Einführung in das Geheimnis unserer Lebensbestimmung, die niemand auslöschen kann, nicht einmal der Tod."
Franziskus erklärte:
Das Zeugnis der älteren Menschen ist für die Kinder glaubwürdig. Jugendliche und Erwachsene sind nicht in der Lage, auf so authentische, zärtliche und ergreifende Weise Zeugnis abzulegen, wie es ältere Menschen können. Es ist unwiderstehlich, wenn ein alter Mensch das Leben segnet, wenn es ihm begegnet, und den Groll über das Leben ablegt, wenn es vergeht. Das Zeugnis der alten Menschen vereint die Generationen des Lebens, ebenso wie die Dimensionen der Zeit: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es ist schmerzlich – und schädlich – zu sehen, dass die Lebensalter als getrennte Welten betrachtet werden, die miteinander konkurrieren und von denen jede versucht, auf Kosten der anderen zu leben. Die Menschheit ist alt, sehr alt, wenn wir die Zeit mit der Uhr messen. Aber der Sohn Gottes, der von einer Frau geboren wurde, ist der Erste und der Letzte für jede Zeit. Das bedeutet, dass niemand aus seiner ewigen Generation, aus seiner glorreichen Macht, aus seiner liebenden Nähe herausfällt.
Der Bischof von Rom zeigte sich überzeugt, dass das "Bündnis zwischen den Alten und den Kindern" die Menschheitsfamilie retten werde.
"Können wir bitte den Kindern, die lernen müssen, geboren zu sein, das zärtliche Zeugnis der Alten zurückgeben, die die Weisheit des Sterbens besitzen?", schloss Papst Franziskus. "Wird diese Menschheit, die bei all ihren Fortschritten wie eine gestern geborene Heranwachsende wirkt, die Gnade eines Alters zurückgewinnen können, das den Horizont unserer Bestimmung fest im Blick hat? Der Tod ist sicherlich ein schwieriger Abschied vom Leben – aber er ist auch einer, der die Zeit der Ungewissheit beendet und die Uhr zurückwirft. Denn genau dann beginnt der schöne Teil des Lebens, der keine Befristung mehr hat."
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