Kardinal Kasper: Vatikanische Absage an Synodalen Rat kann nicht „ausgehebelt“ werden

Kardinal Walter Kasper
screenshot / YouTube / K-TV Katholisches Fernsehen

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich nachdrücklich hinter den vatikanischen Brief vom 16. Januar gestellt, welcher der Einführung eines Synodalen Rats zur Verstetigung des Synodalen Wegs in Deutschland eine Absage erteilt. Das Schreiben könne nicht „durch trickreiche Umdeutungen ausgehebelt werden“, betonte der einstige Bischof von Rottenburg-Stuttgart.

„Der Brief, hinter dem die Autorität des Papstes und letztlich das [Zweite] Vatikanische Konzil steht, ist völlig eindeutig“, so Kasper. „Jedem Bischof wurde bei seiner Bischofsweihe in der Nachfolge der Apostel das Hirtenamt in seiner Diözese übertragen. Auf die Ausübungen dieser sakramental übertragenen Vollmacht kann er ohne Verletzung der ihm persönlich übertragenen Verantwortung nicht nachträglich durch Selbstbindung an einen Synodalen Rat ganz oder teilweise verzichten.“

Hintergrund

Die Etablierung eines Synodale Rats war von der Synodalversammlung des Synodalen Wegs am 10. September 2022 mit deutlicher Mehrheit auch der Bischöfe beschlossen worden.

Im Beschluss selbst heißt es: „Der Synodale Rat berät als Beratungs- und Beschlussorgan über wesentliche Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft und trifft auf dieser Basis Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung zu pastoralen Planungen, Zukunftsfragen der Kirche und Finanz- und Haushaltsangelegenheiten der Kirche, die nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden.“

„Der Synodale Rat wird entsprechend der Proportionen der Synodalversammlung in transparenten Verfahren und Wahlen geschlechter- und generationengerecht zusammengesetzt“, so der Beschluss außerdem. Der Synodale Rat soll, nach den entsprechenden Vorbereitungen durch den Synodalen Ausschuss, „bis spätestens März 2026“ in die Realität umgesetzt werden.

In einem vierseitigen Schreiben, unterzeichnet von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie den Präfekten des Glaubensdikasteriums, Kardinal Luis Ladaria SJ, und des Bischofsdikasteriums, Kardinal Marc Ouellet PSS, hat der Vatikan nun klargestellt, „dass weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine Bischofskonferenz die Kompetenz haben, den ‚Synodalen Rat‘ auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten“.

Papst Franziskus hat den Brief „in forma specifica approbiert und dessen Übermittlung angeordnet“, wie aus dem Schreiben hervorgeht.

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Kardinal Kasper erklärte in einer am Freitag von der Initiative „Neuer Anfang“ veröffentlichten Stellungnahme: „Die Theorie vom Selbstverzicht der Bischöfe ist in Wahrheit eine unredliche und in sich widersprüchliche Trickserei. Der Widerstand gegen das römischen Schreiben oder seine trickreiche Umdeutung und Umgehung führen entgegen allen gut gemeinten Beteuerungen unausweichlich an den Rand eines Schismas und stürzen das Volk Gottes in Deutschland damit in eine noch tiefere Krise.“

Ausdrücklich verwies Kasper auf die paulinischen Briefe an Timotheus und Titus im Neuen Testament. Dort sei „von einer Zeit die Rede, in der man die gesunde Lehre nicht mehr erträgt und der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken will, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln“. Gerade in einer solchen Situation gelte aber: „Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören oder nicht“ (2 Tim 4,2).

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