Synodaler Weg will Tür für verheiratete Priester öffnen

Synodaler Weg
Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

Bei der letzten Abstimmung am Donnerstagabend haben die Mitglieder des Synodalen Wegs mit deutlicher Mehrheit einen Handlungstext zum Zölibat angenommen, der Papst Franziskus bittet, „die Verbindung der Erteilung der Weihen mit der Verpflichtung zur Ehelosigkeit neu zu prüfen“. Ein Antrag, die Worte „neu zu prüfen“ durch „aufzuheben“ zu ersetzen wurde dabei abgelehnt.

Fast 95 Prozent der Mitglieder der Synodalversammlung stimmten für den Handlungstext „Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung“, darunter 44 von 60 Bischöfen. Nur fünf Bischöfe stimmten mit „Nein“, während sich 11 Bischöfe enthielten. Enthaltungen wertet der Synodale Weg wie nicht abgegebene Stimmen. Die Aufschlüsselung der namentlichen Abstimmung liegt noch nicht unmittelbar vor.

Inhalt des Handlungstexts

Im Handlungstext heißt es: „Die Synodalversammlung bittet daher den Heiligen Vater, im Synodalen Prozess der Weltsynode (2021-2023) die Verbindung der Erteilung der Weihen mit der Verpflichtung zur Ehelosigkeit neu zu prüfen.“ Die Weltsynode zur Synodalität wurde von Papst Franziskus inzwischen um ein Jahr bis 2024 verlängert.

Der Papst solle „Dispensen im Einzelfall“ erteilen, „wie sie beispielsweise bei zur katholischen Kirche konvertierten verheirateten evangelischen Pastoren vorkommen“, so der Text. Derartige Dispensen seien dem Heiligen Stuhl vorbehalten. Ein Ortsbischof könnte also nach einem „innerdiözesanen synodalen Prozess und Konsultationen mit der Bischofskonferenz“ darum bitten, von der Verpflichtung zur Ehelosigkeit für Priester zu dispensieren: „Wenn der Heilige Stuhl dem zustimmt, liegt dann die Vollmacht zur Dispens beim Ortsbischof, der die Situation vor Ort einschätzen kann.“ Schon jetzt solle der Pontifex „die Weihe von viri probati“ ermöglichen.

Und weiter: „Die Synodalversammlung bittet den Heiligen Vater, wenn die allgemeine Freistellung des Zölibatsversprechens erfolgt ist, zu prüfen, ob auch bereits geweihten Priestern die Möglichkeit eröffnet werden kann, sich vom Zölibatsversprechen entbinden zu lassen, ohne die Ausübung des Amtes aufgeben zu müssen.“

Ein solcher Schritt ist auch in den katholischen Ostkirchen nicht möglich, weil es immer um eine lebenslange Bindung geht. Ein Priester kann also nicht heiraten – auch dann nicht, wenn seine Ehefrau schon in jungen Jahren stirbt.

Der Handlungstext fordert außerdem, jenen Priestern, die wegen einer Beziehung zu einer Frau von ihrem Dienst suspendiert wurden, andere kirchliche Berufe trotzdem zugänglich zu machen.

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Debatte

Gleich am Anfang der Debatte erklärte der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp: „Der Text weist in guter Weise darauf hin, dass die Lebensform und Lebensgestaltung der zölibatär lebenden Priester immer wieder der Überprüfung bedarf und das zum Beispiel einige Vergewisserungen der letzten Jahrzehnte weggefallen sind, zunehmend: das Getragenwerden durch die Pfarrei oder die eigene Familie und andere.“

„Es wird auch bemerkt, dass nur wenige in einer vita communis leben“, sagte Schwaderlapp. „Hier möchte ich nur anmerken, dass der Wunsch gerade bei jüngeren Priestern in einer vita communis zu leben, immer stärker wird. Da muss man sich dieser Frage stellen.“

„Zu meinen, die Ehe sei die leichtere Lebensform halte ich ehrlich gesagt für naiv“, mahnte der Weihbischof. „Der Zölibat als Lebensform ergibt nur dann Sinn, wenn es Jesus Christus gibt. Die Übernahme der Lebensform Jesu für einen Priester zeigt, dass er mehr ist als nur ein Funktionsträger, und dass es sich lohnt, für Christus sich ganz zu verschenken.“

Die Verbindung zwischen Zölibat und Priestertum aufzugeben halte er „für einen Verarmung“. In der Kirchengeschichte sei es nur dann zu einer echten Reform gekommen, „wenn ein Mehr ein Hingabe gekommen ist“. Daher plädiere er dafür, diese Verbindung nicht aufzugeben.

Der Görlitzer Bischof Ipolt sagte seinerseits, man lebe „in einer Zeit, in der beide Lebensformen, die ehelose wie auch die Ehe, ins Wanken gekommen [sind], schwierig geworden [sind] und nicht mehr verstanden [werden]. Wir wissen, wie es um das Ehesakrament steht. Ich habe da auch große Solidarität mit den Eheleuten, die sich heute für die Ehe entscheiden.“

„Von daher ist meine Sorge, in einer solchen Zeit die Berufung zur Ehelosigkeit wegzudiskutieren“, führte Ipolt aus. „Das halte ich für schwierig, weil jetzt beide Berufungen neu entdeckt werden müssten, auch durch Vertiefung des Sakramentalen, des Glaubens. Da sollten wir – jetzt sage ich [das] mal an unsere Adresse als Priester – auch vor allen Dingen den Eheleuten zur Seite stehen.“

In jedem Fall sei „das Misslingen einer Berufung“ nicht „Maßstab“, denn da brauche es „diese positive Haltung, diesen positiven Blick auf auf das, was dahinter steckt, was ja an kostbarem Schatz in beiden Berufungen zu finden ist. Wenn wir beim Eheversprechen nur auf das schauen würden, wo es misslingt, da wäre es schlecht bestellt. Nein, wir müssen auf das schauen, wo es gelingt, und das wirklich hochhalten.“

Viele Redebeiträge forderten, die Formulierung zu wählen, der Papst solle den Zölibat neu prüfen, nicht aufheben. Bei der Forderung nach einer Aufhebung, so war herauszuhören, würden manche Bischöfe nicht mitgehen. Bischof Karl-Heinz Wiesemann von Speyer etwa räumte ein: „Es ist doch klar, wenn wir sagen die Sache soll geprüft werden in welche Richtung das geht.“

Er wisse von Personen, welche sich nicht zur Formulierung der Aufhebung durchringen können, die Angelegenheit der priesterlichen Ehelosigkeit aber „gewissenhaft geprüft haben wollen“. Obwohl also, wie Wiesemann sagte, „klar“ sei, „in welche Richtung“ die Anfrage in Rom gehe, stimmten nur fünf Bischöfe dagegen.