Passau - Dienstag, 18. April 2023, 10:20 Uhr.
Erzbischof Georg Gänswein, der langjährige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., hat den deutschen Synodalen Weg scharf kritisiert: „Der Glaubensverlust ist durch den Synodalen Weg eher noch gewachsen. Die Antwort muss von einer anderen Seite gegeben werden und zwar in dem der Glaube und nicht Strukturfragen vertieft werden.“
„Glaube wird, wenn ich es ernst nehme, nur durch wirkliche persönliche Umkehr und Vertiefung zu neuem Leben erwachen“, erklärte Gänswein im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse am Dienstag. „Das freilich setzt ein persönliches Mühen und Entschiedenheit voraus. Es ist ein Ringen und bleibt ein Ringen.“
„Ich bezweifle, dass der Synodale Weg, so wie er sich entwickelt hat, die richtige Antwort auf die Missbrauchskrise gewesen ist“, so der Erzbischof. „Der Synodale Weg wurde im Anschluss an das MHG-Gutachten von 2018 ‚erfunden‘. Die Themen, die dort behandelt wurden, gehen allerdings über die notwendige Beantwortung der Missbrauchskrise weit hinaus.“
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„Wer sehenden Auges die Diskussionen und Entscheidungen der Synodalversammlungen verfolgt hat, konnte erkennen, dass inzwischen ganz andere Ziele im Mittelpunkt stehen“, sagte Gänswein. „Dabei ist die Gefahr erwachsen, dass Sonderwege aus der Einheit der Universalkirche hinausführen.“
Er selbst „bete und hoffe“ vor diesem Hintergrund, dass es nicht zu einer Spaltung komme. Aus Rom verfolge er die Entwicklungen in Deutschland „aus einer anderen Perspektive“: „Aus dieser Sicht halte ich den Synodalen Weg für keine hilfreiche Antwort auf die tatsächlichen Nöte der Gläubigen. Wenn ich als Kanonist das ganze Unternehmen Synodaler Weg beurteilen soll, muss ich sagen, dass dieser kirchenrechtlich keinerlei bindende Rechtskraft besitzt. Das ist keine Frage der geographischen Nähe oder Ferne, das ist eine nüchterne Feststellung zum Sachverhalt.“
Gänswein war am Samstag in Altötting, um dort seine Erinnerungen an die Zeit als Privatsekretär von Kardinal Joseph Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI. unter dem Titel „Nichts als die Wahrheit“ vorzustellen. Auch Verleger Manuel Herder war mit von der Partie.