Kolumbien: „Ist die Kirche nicht da, ist sonst niemand da“

Schwester Gloria Gelpud Mallama verteilt Suppe
Schwester Gloria Gelpud Mallama verteilt Suppe
Kirche in Not
Schwester Gloria Gelpud Mallama verteilt Suppe
Schwester Gloria Gelpud Mallama verteilt Suppe
Kirche in Not

Die Strände von Necoclí im Nordwesten Kolumbiens waren einst ein Traumziel von Touristen. Mittlerweile sind die Karibik-Strände zu einer Durchgangsstation für Auswanderer geworden, die von hier aus nach Panama und weiter in die USA gelangen wollen. Viele von ihnen stammen aus Venezuela. Die anhaltende Krise in ihrem Land lässt sie alles zurücklassen. Sie sind oft bereits seit Wochen zu Fuß unterwegs, tragen ihre Kinder und ein wenig Gepäck bei sich.

Manchen versuchen in Necoclí ein Schiff zu finden, dass sie nach Panama bringt. Die meisten wählen jedoch den gefährlichen Landweg durch den dichten, bergigen Regenwald. 2022 sollen auf diesem Weg rund eine Viertelmillion Menschen ins Land gelangt sein, berichten Panamas Behörden. Von dort geht es tausende Kilometer weiter durch Costa Rica, Nicaragua, Honduras, Guatemala, Mexiko bis in die USA – wenn die Migranten durchkommen.

Früh auf den Beinen

Fünf Uhr morgens: Franziskaner-Schwester Gloria Gelpud Mallama ist mit ihren Mitschwestern schon am Strand und in den Straßen von Necoclí unterwegs, wo die meisten Auswanderer unter freiem Himmel übernachten. „Die Leute brechen immer sehr schnell auf, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Wenn wir frühmorgens dran sind, haben wir noch eine Chance, die Menschen anzutreffen und ihnen Hilfe anzubieten.“

Die Not ist groß: Viele Auswanderer sind unterernährt, erschöpft oder krank. Die Schwestern verteilen in einem nahen Gemeindezentrum Lebensmittel, vermitteln sie weiter an Ärzte. In ihrem Dienst wechseln sie sich mit Ordensfrauen aus anderen Klöstern ab.

Vor allem schenken die Schwestern ein offenes Ohr, denn jeder, dem sie begegnen, hat eine erschütternde Geschichte zu erzählen: „Viele wurden auf der Reise bestohlen“, berichtet Schwester Gloria. „Sie haben an vielen Orten das Gefühl, niemandem vertrauen zu können. Deshalb kommen sie zu uns.“ Nicht nur Auswanderer aus Venezuela, sondern auch aus Haiti, Kuba und sogar aus Angola, Indien und China habe sie bei ihrer Tour getroffen.

„Unsere Hilfe ist für alle da“

„Wir diskriminieren niemanden, unsere Hilfe ist für alle da“, betonte auch ihre Mitschwester Diana Sanchez. Die Kirche und ihre Einrichtungen seien ein Bezugspunkt für viele Migranten. Es gehe darum, Erste Hilfe zu leisten. „Ist die Kirche nicht da, ist sonst niemand da.“ Staatliche oder andere öffentlichen Hilfe gibt es so gut wie keine.

Mehr in Welt

Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) unterstützt deshalb die Ordensfrauen von Necoclí bei ihrer täglichen Arbeit. So konnte zum Beispiel die Einrichtung für eine Armenküche angeschafft und ein Begegnungsraum eingerichtet werden. Aber die Schwestern bitten auch um katechetisches Material wie Bibeln und Gebetbücher.

Denn immer wieder bitten die Migranten die Schwestern, mit ihnen und für sie zu beten. Sie suchen Trost im Glauben. Für viele von ihnen endet die Reise tödlich, wissen die Ordensfrauen. Umso mehr freuen sie sich, wenn sich einige Migranten oft nach Monaten wieder bei ihnen melden. Es sind Botschaften des Dankes, weil sie bei ihrer gefährlichen Reise in den Schwestern tätige Nächstenliebe und Barmherzigkeit gefunden haben.

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