Missbrauchsbetroffene aus München und Freising übergeben Brief an Papst Franziskus

Die Fassade des Petersdoms
EWTN/Paul Badde

Nach Vollendung ihrer Fahrrad-Pilgerreise aus der Erzdiözese München und Freising nach Rom haben neun Missbrauchsbetroffene bei der Generalaudienz einen Brief an Papst Franziskus überreicht.

„Männer und Frauen im Dienst der Kirche haben an den ihnen anvertrauten Menschen schwere körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt ausgeübt und die Seelen junger Menschen oftmals zutiefst verletzt und auch zerstört“, riefen die Betroffenen in Erinnerung. „An den Folgen leiden die Opfer bis zum heutigen Tag und deren Leben ist durch das Geschehene in unterschiedlicher Weise und Intensität beeinflusst und einschränkt.“

Trotz allem gebe es Opfer von Missbrauch, „die nicht endgültig mit ‚ihrer Kirche‘ und dem Glauben abschließen wollen und können, die weiterhin darauf hoffen und erwarten, dass sich die Verantwortlichen in der katholischen Kirche in aller Konsequenz und Entschiedenheit mit dem Missbrauchsgeschehen in der Vergangenheit befassen und alles dafür tun, dass die Kirche ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche ist, wo sie das Schöne und das Befreiende der Botschaft Jesu Christi erfahren können“.

Direkt an Papst Franziskus gerichtet schrieben die Betroffenen: „Wenn wir heute auf Sie, Heiliger Vater – und damit auf die Kirche – zugehen, kommen zu Ihnen verwundete, gedemütigte und für ihr Leben gezeichnete Frauen und Männer. Zugleich aber auch Frauen und Männer, die sich nicht mit dem Geschehenen abfinden. Menschen, die aufrecht stehen, mit Rückgrat und einem starken Lebens- und Überlebenswillen. Auf Augenhöhe wollen wir Ihnen begegnen.“

„Wir erwarten, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, dass in alle Winkel der Weltkirche hinein, dass Thema sexueller, wie spiritueller Missbrauch gesehen, aufgearbeitet und durch entsprechende Präventionsmaßnahmen unterbunden wird“, forderten die Betroffenen. „Anfänge sind gemacht aber aus unserer Sicht braucht es weiterhin ein starkes und klares Engagement aller Verantwortungsträger innerhalb der Kurie und in die Diözesen der Weltkirche hinein.“

„Setzen Sie auch ein klares Zeichen gegenüber Tätern und Bischöfen, die ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und diese bis heute zum Teil nicht wahrnehmen“, so die Opfer von Missbrauch aus der Erzdiözese München und Freising.

Richard Kick vom Betroffenenbeirat des Erzbistums sagte gegenüber katholisch.de mit Blick auf die Begegnung mit dem Pontifex: „Ich habe den Papst dann einfach angesprochen und ihm erzählt, dass wir uns von München aus auf dem Weg nach Rom gemacht haben. Ich habe ihm erzählt, wie die Fahrt abgelaufen ist, dass es anstrengend war, es gab viel Regen, unebene Straßen und so weiter. Wir waren insgesamt elf Tage unterwegs. Er hat sich viel Zeit genommen, um uns zuzuhören.“

„Ich habe den Papst in dem Moment als sehr menschlich und zugewandt erlebt“, so Kick. „Es war etwa eine Viertelstunde, die er bei uns war. Ich hatte den Eindruck, dass er sehr klar und offen uns gegenüber war und das er die Dinge wahrgenommen hat, um die es uns geht. Und dann hat er laut geseufzt.“

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„Ich kann es ihm abnehmen, dass es ihm ernst ist mit der Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche und dass es schwierig ist“, sagte Kick. „Ich erlebe Kirche als nicht sprechfähig bei diesem Thema. Das haben wir auch auf unserer Reise erlebt.“

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