Vatikanstadt - Sonntag, 25. Juni 2023, 13:52 Uhr.
Papst Franziskus hat sich am heutigen Sonntag beim Gebet des Angelus zum Fall der verschwundenen Emanuela Orlandi geäußert und ihrer Mutter seiner Verbundenheit versichert.
Am Donnerstag dieser Woche kam es zu einer neuen Wende im mysteriösen Fall der 15-jährigen: Der Chefankläger des Vatikanstaates, der den 40 Jahre alten Fall des verschwundenen Teenagers untersucht, hat der Staatsanwaltschaft in Rom Informationen übermittelt mit dem Hinweis, dass er diese für "untersuchenswert" hält.
Staatsanwalt Alessandro Diddi sagte am 22. Juni, dem Jahrestag des Verschwindens Emanuelas, sein Büro habe "alle verfügbaren Beweise" im Fall des sogenannten "Vatikanmädchens" gesammelt.
Papst Franziskus ergriff heute in seiner Ansprache vom Fenster des Apostolischen Palastes das Wort.
"In diesen Tagen", so der Pontifex am 25. Juni, "jährt sich das Verschwinden von Emanuela Orlandi zum 40. Mal. Ich spreche ihrer Familie und insbesondere ihrer Mutter meine Verbundenheit aus und versichere sie meiner Gebete. Mein Gedenken gilt auch den Familien, in denen ein geliebter Mensch verschwunden ist".
Poster der vermissten Emanuela Orlandi / Wikimedia (CC0)
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Emanuela Orlandi war die 15-jährige Tochter von Ercole Orlandi, einem Vertreter der Präfektur des Päpstlichen Hauses und Bürger des Staates der Vatikanstadt. Ihr Verschwinden am 22. Juni 1983, nachdem sie zu einer Musikstunde in Rom gegangen war, beherrschte die Schlagzeilen und ist seit Jahren Gegenstand von Spekulationen.
Wenige Tage nach ihrem Verschwinden erwähnte Papst Johannes Paul II. sie in seinem wöchentlichen Angelusgebet und forderte die Verantwortlichen für ihr Verschwinden auf, sich zu melden.
Kurz darauf erhielt ihre Familie Anrufe von Personen, die behaupteten, mit türkischen nationalistischen Gruppen in Verbindung zu stehen, und sagten, sie hätten Orlandi als Druckmittel entführt, um die Freilassung von Mehmet Ali Ağca, der auf Papst Johannes Paul II. geschossen hatte, zu erreichen. Ağca hat später mehrmals behauptet, zuletzt 2006, dass Orlandi am Leben sei, dass es ihr gut gehe, und dass sie sich vielleicht in einem Kloster befinde. Dies wurde jedoch nie bestätigt.
Andere spekulieren, dass die italienische Mafia in ihr Verschwinden verwickelt war oder dass sie im Auftrag eines Geistlichen entführt wurde, um eine Botschaft an ihren im Vatikan angestellten Vater zu übermitteln.
Im April 2020 schloss ein vatikanischer Richter den Fall offiziell ab, der im Jahr zuvor wieder aufgenommen worden war, nachdem Mitglieder von Orlandis Familie einen Hinweis erhalten hatten, dass sich die Überreste des Mädchens auf einem vatikanischen Friedhof befinden könnten.
Im Rahmen dieser Untersuchung wurde schließlich die Öffnung von zwei Gräbern auf dem Campo Santo Teutonico genehmigt, der sich auf einem an den Stadtstaat angrenzenden Grundstück im Besitz des Vatikans befindet. Diese Gräber erwiesen sich als völlig leer. In einer unerwarteten Wendung entdeckten Vatikanbeamte "Tausende" menschlicher Knochen – nicht aber die von Orlandi – in einem bisher unbekannten Ossuarium in der Nähe.
Wissenschaftliche Untersuchungen, die im Juli 2019 an Knochenfragmenten durchgeführt wurden, die im Zusammenhang mit den Ermittlungen gefunden wurden, ergaben, dass die Knochen zu alt sind, um Orlandis Überreste zu sein, wie der Vatikan damals erklärte.