Neuer Glaubens-Präfekt schließt Segensfeiern für homosexuelle Verbindungen nicht aus

Erzbischof Víctor Manuel Fernández
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Der von Papst Franziskus ernannte neue Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Erzbischof Víctor Manuel Fernández, hat in einem Interview am Mittwoch Segensfeiern für homosexuelle Verbindungen nicht ausgeschlossen. Die Glaubenskongregation hatte noch im Jahr 2021 erklärt, die Kirche habe keine Vollmacht, derartige Verbindungen zu segnen.

Im Gespräch mit InfoVaticana wurde Fernández, bislang Oberhirte von La Plata in Argentinien, auf das Dokument von 2021 angesprochen. Er antwortete zunächst ausweichend: „Sehen Sie, genauso wie ich entschieden gegen Abtreibung bin (und ich fordere Sie heraus, jemanden in Lateinamerika zu finden, der mehr Artikel gegen Abtreibung geschrieben hat als ich), verstehe ich auch, dass ‚Ehe‘ im strengen Sinne nur eine Sache ist: die stabile Vereinigung zweier Wesen, die so unterschiedlich sind wie ein Mann und eine Frau, die in dieser Unterschiedlichkeit fähig sind, neues Leben zu zeugen.“

Es gebe „nichts Vergleichbares, und es ist weder gut noch richtig, diesen Namen zu verwenden, um etwas anderes auszudrücken“.

Dann sagte Fernández aber: „Gleichzeitig denke ich, dass wir Gesten oder Handlungen vermeiden sollten, die etwas anderes ausdrücken könnten. Deshalb bin ich der Meinung, dass man mit größter Sorgfalt darauf achten sollte, Riten oder Segnungen zu vermeiden, die dieser Verwirrung Vorschub leisten könnten. Wenn nun ein Segen so erteilt wird, dass er diese Verwirrung nicht hervorruft, muss er analysiert und bestätigt werden.“

Insofern gebe es „einen Punkt, an dem wir uns von einer wirklich theologischen Diskussion entfernen und zu einer Frage übergehen, die eher eine Frage der Klugheit oder der Disziplin ist“.

Die Glaubenskongregation hatte 2021 zwar den eheähnlichen Charakter verurteilt, den eine versuchte Segnung homosexueller Verbindungen hätte: „Da die Segnungen für Personen in Beziehung zu den Sakramenten stehen, kann darüber hinaus die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen nicht als zulässig angesehen werden, weil sie in gewisser Weise eine Nachahmung oder einen analogen Hinweis auf den Brautsegen darstellen würde, der auf den Mann und die Frau herabgerufen wird, die sich im Sakrament der Ehe vereinigen, da ‚es keinerlei Fundament dafür [gibt], zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn‘.“

Der eigentliche Punkt sei aber: „Um der Natur der Sakramentalien zu entsprechen, ist es deshalb erforderlich, dass, wenn über einige menschliche Beziehungen ein Segen herabgerufen wird, abgesehen von der rechten Absicht derjenigen, die daran teilnehmen, die zu segnende Wirklichkeit objektiv und positiv darauf hingeordnet ist, die Gnade zu empfangen und auszudrücken, und zwar im Dienst der Pläne Gottes, die in die Schöpfung eingeschrieben und von Christus dem Herrn vollständig offenbart sind. Mit dem Wesen der von der Kirche erteilten Segnung ist daher nur vereinbar, was an sich darauf hingeordnet ist, diesen Plänen zu dienen.“

Bei homosexuellen Verbindungen sei dies nicht der Fall: „Aus diesem Grund ist es nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist. Das Vorhandensein positiver Elemente – die in sich betrachtet dennoch zu schätzen und hervorzuheben sind – in solchen Beziehungen ist trotzdem nicht in der Lage, diese zu rechtfertigen und sie daher rechtmäßig zum Gegenstand einer kirchlichen Segnung zu machen, weil diese Elemente im Dienst einer Verbindung stehen, die nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet ist.“

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Möglich sei, „dass Segnungen einzelnen Personen mit homosexueller Neigung gespendet werden, die den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden; sie erklärt jedoch jede Segnungsform für unzulässig, die dazu neigt, ihre Verbindungen anzuerkennen. In diesem Fall würde die Segnung nämlich die Absicht zum Ausdruck bringen, nicht bestimmte Einzelpersonen dem Schutz und der Hilfe Gottes im oben genannten Sinne anzuvertrauen, sondern einen Entschluss und eine Lebenspraxis zu billigen und zu fördern, die nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden können.“

Fernández betonte derweil, die Lehre der Kirche könne sich nicht ändern, aber eine „andere Sache“ sei „unser Verständnis dieser Lehre, und das hat sich in der Tat geändert und wird sich weiter ändern. Deshalb sagt Dei Verbum zum Beispiel, dass die Arbeit der Exegeten die Meinung der Kirche reifen lassen kann.“

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