Katholiken gegen Kirchenschließung werfen Bistum Aachen „Machtmissbrauch“ vor

St. Johann Baptist, Krefeld
Hauke Musicaloris / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)

Gläubige, die seit Monaten gegen die Schließung ihrer Kirche in Krefeld kämpfen und inzwischen die Messe in einem Zelt feiern müssen, haben dem Bistum Aachen „Machtmissbrauch“ vorgeworfen, weil dort eine Entscheidung über den Erhalt des Gebäudes verzögert werde.

Während der Förderverein die Kirche übernehmen und selbst sanieren will, wurde sie planmäßig vom Bistum vor rund zwei Monaten geschlossen. Ein millionenschwerer Geldgeber, der CNA Deutsch bekannt ist, steht hinter den Bemühungen um den Erhalt der Kirche St. Johann Baptist in Krefeld.

Laut Gutachten im Auftrag des Fördervereins ist eine Sanierung zu einer erheblich geringeren Summe möglich, als es aus einem Gutachten im Auftrag der Kirchengemeinde von 2014 hervorgeht. „Unter Berücksichtigung der Kostensteigerung der vergangenen zehn Jahre muss heute mit Kosten in Höhe von rund 2,5 bis 3 [Millionen Euro] für eine Gesamtsanierung des Kirchengebäudes gerechnet werden“, erklärte das Bistum Aachen. Der Förderverein rechnet mit Kosten von weniger als 500.000 Euro in den nächsten 15 bis 20 Jahren.

Wie Vertreter des Fördervereins gegenüber CNA Deutsch erklärten, könnten zudem sofort Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen mobilisiert werden – aber das Bistum Aachen hat den Antrag bislang nicht unterschrieben. Überhaupt würden sowohl Telefonanrufe als auch schriftliche Anfragen des Fördervereins inzwischen vom Bistum Aachen überhaupt nicht mehr beantwortet.

Vor diesem Hintergrund sprechen Vertreter des Fördervereins inzwischen von „Machtmissbrauch“ durch das Bistum Aachen bzw. durch den Kirchenvorstand, der nach Annäherung an die Position des Fördervereins nun die Bemühungen um den Erhalt der Kirche blockiert, wie es aus dem Förderverein heißt.

Eine Pressesprecherin der Diözese Aachen wies den „vermeintlichen Vorwurf“ des Machtmissbrauchs auf Anfrage von CNA Deutsch „mit Nachdruck zurück“.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser hatte sich zuvor bereits „klar für den Erhalt der Kirche ausgesprochen“, wie die Rheinische Post am 20. August berichtete. Aber: Dieser habe „bislang weder über die Entwidmung noch über das Modell der Übereignung des Kirchengebäudes an den Förderverein der Gemeinde entschieden. […] Über Gründe, warum Aachen zögert, hüllt sich das Bistum in Schweigen.“

Das Bistum Aachen erklärte gegenüber CNA Deutsch lediglich: „Alle Beteiligten sind aufgefordert einen Kompromiss zu finden. Vor Ort soll in gemeinsamen Gesprächen mit allen Beteiligten eine tragfähige Lösung und ein vorläufiger Ausweichort für die Gemeinde gefunden werden. Das Bistum Aachen berät und unterstützt bei diesen Gesprächen.“

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Der Förderverein indes wartet nicht auf Beratung und Unterstützung, sondern auf eine Entscheidung aus dem Bistum – und kann die zugewiesenen Ansprechpartner derzeit überhaupt nicht mehr erreichen.

Nicht nur Katholiken wollen sich für den Erhalt der Kirche einsetzen. Auch die Türkische Union „hat ihre Hilfe angeboten“, wie der WDR berichtete. „Sie würde einen Teil der Sanierungskosten übernehmen. ‚Das ist für uns als allererstes etwas Nachbarschaftliches‘, erklärt Tufan Ünal, der Vorsitzende der Türkische Union in Krefeld. ‚Wir sehen die Sache nicht als Religionsthema. Das ist für Krefelder von Krefeldern. Eine Unterstützung von Leuten, die gemeinsam in einer Stadt leben.‘“

Wie die Rheinische Post berichtete, werde in St. Johann Baptist „ein eher konservatives, an Volksfrömmigkeit orientiertes Glaubensleben gepflegt. Es gibt eine ausgeprägte Marienfrömmigkeit; es gibt eine Darstellung der Hirtenkinder von Fatima, die mit Marienerscheinungen Frömmigkeitsgeschichte geschrieben haben; es gibt eine Anbetungskapelle, in der die 2016 heiliggesprochene Mutter Teresa verehrt wird. Der Pfarrer von St. Johann Baptist, Joachim Schwarzmüller, pflegt mit Überzeugung konservative Liturgieformen. So steht er weiter gerne mit dem Rücken zur Gemeinde und dem Gesicht zum Altar; und er feiert regelmäßig lateinische Messen.“

Außerdem gebe es „eine erstaunliche karitative Arbeit“, so die Zeitung. „Im Geiste von Mutter Teresa hat die Gemeinde die ‚Johannes-Stube‘ eingerichtet, in der täglich rund 30 bis 50 Bedürftige ein Frühstück und sonntags bis zu 140 Personen ein Mittagessen bekommen – finanziert aus privaten Spenden. Die Bedürftigen – Obdachlose, Drogenabhängige oder schlicht sehr arme Menschen – finden zugleich immer wieder den Anschluss ans gottesdienstliche Leben, nehmen an Messen teil und werden besonders von Segenshandlungen gerührt und berührt, wenn etwa Pfarrer Schwarzmüller durch die Reihen geht und jeden einzelnen in den Kirchenbänken segnet.“

„Ein sozialer Schatz“, kommentierte die Rheinische Post. Laut Förderverein könnte auch dieses Angebot einer endgültigen Kirchenschließung zum Opfer fallen.

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