Wer sind die Kardinäle, die sich mit Fragen zur Lehre an Papst Franziskus gewandt haben?

Die Kardinäle Brandmüller, Sarah, Íñiguez, Burke und Zen
Bohumil Petrik/CNA; Intermirifica.net; Daniel Ibáñez/CNA

Fünf Kardinäle haben eine Reihe von Fragen – Dubia – an Papst Franziskus geschickt, um im Vorfeld der Eröffnung der Weltsynode zur Synodalität ihre Bedenken zum Ausdruck zu bringen sowie um eine Klärung von Punkten der Lehre und der Disziplin zu erreichen.

Nach Ausbleiben einer Antwort des Papstes sind die Kardinäle am Montag in die Öffentlichkeit getreten. CNA Deutsch stellt die fünf Autoren der Dubia – die Kardinäle Brandmüller, Burke, Íñiguez, Sarah und Zen – kurz vor:

Kardinal Walter Brandmüller

Der 94-jährige Kardinal stammt aus Deutschland und hat sich bereits in der Vergangenheit mit Papst Franziskus zum das Thema der kirchlichen Lehre auseinandergesetzt. So gehörte er zu den vier Kardinälen, die 2016 fünf Dubia an Papst Franziskus bezüglich des kurz zuvor erschienenen Apostolischen Schreibens „Amoris Laetitia“ veröffentlichten, nachdem er nicht darauf geantwortet hatte.

Diese Dubia zielten darauf ab, mehrere umstrittene Passagen in „Amoris Laetitia“ mit Blick auf zivil geschiedene und wiederverheiratete Katholiken anzusprechen, wobei die Kardinäle argumentierten, das Dokument könne so interpretiert, dass es „eine Änderung der Disziplin der Kirche“ in Bezug auf die Ehe und die Sakramente lehrt.

Im August 2022 kritisierte Brandmüller die Gestaltung eines Konsistorium, das der Pontifex einberufen hatte. Er argumentierte, dass die Veranstaltung so organisiert worden sei, dass eine vollständige und offene Diskussion der teilnehmenden Kardinäle verhindert werde.

Kardinal Raymond Burke

Der 75-jährige Burke, der in Wisconsin geboren wurde und zuvor Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur war, verfasste gemeinsam mit Brandmüller die Dubia 2016. Die beiden Kardinäle sind die einzigen noch lebenden Prälaten dieser ursprünglich aus vier Kardinälen bestehenden Gruppe. Burke kritisierte 2019 die von Papst Franziskus einberufene Amazonas-Synode und erklärte, das Arbeitsdokument der Versammlung stehe „nicht nur im Widerspruch zur authentischen Lehre der Kirche, sondern sogar im Gegensatz zu ihr“.

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Burke hat außerdem die Autorität von Franziskus angezweifelt, die überlieferte lateinische Liturgie der Kirche abzuschaffen. Zu Beginn des Jahres 2023 hat er sich dem deutschen Kardinal Gerhard Müller angeschlossen, um den deutschen Synodalen Weg zu kritisieren, der für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Verbindungen sowie Beziehungen von zivil geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken gestimmt hat.

Kardinal Juan Sandoval Íñiguez

Íñiguez, 90 Jahre alt, ist der emeritierte Erzbischof von Guadalajara in Mexiko. Er nahm an den Konklaven teil, die sowohl Papst Benedikt XVI. als auch Papst Franziskus wählten. Er ist bekannt für kontroverse Äußerungen über Homosexuelle und Protestanten und war einer von zwei mexikanischen Kardinälen, die des „Proselytismus“ für schuldig befunden wurden, weil sie angeblich Katholiken ermutigt hatten, für bestimmte Kandidaten zu stimmen, was nach mexikanischem Recht verboten ist. Die mexikanische Bischofskonferenz antwortete, die Prälaten hätten sich lediglich „persönlich zur sozialen Wirklichkeit des Landes geäußert“ und nicht für einen bestimmten Kandidaten geworben.

Kardinal Robert Sarah

Der 78-jährige Sarah, der weltweit für seine siebenjährige Tätigkeit als Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung bekannt ist, wirkte auch als Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum unter Papst Benedikt XVI. und als Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker unter Papst Johannes Paul II.

Der aus Guinea stammende Prälat hatte bei seinem Ausscheiden aus dem Amt des Präfekten im Jahr 2021 seine Treue zu Franziskus betont und erklärt, er habe versucht, „ein loyaler, gehorsamer und demütiger Diener der Wahrheit des Evangeliums zu sein“. Er habe sich dem Papst „nie widersetzt“.

In diesem Sommer betonte Sarah auf einer Konferenz in Mexiko, dass „kein Konzil, keine Synode“ ein „weibliches Priestertum erfinden“ könne, und bezog sich damit offenbar auf die Besorgnis über die in diesem Monat stattfindende Weltsynode und deren mögliche Erwägung der Frauenordination.

Die Kirche könne nicht so handeln, argumentierte er, „… ohne die immerwährende Physiognomie des Priesters, seine sakramentale Identität, innerhalb der erneuerten ekklesiologischen Vision der Kirche, des Mysteriums, der Gemeinschaft und der Mission ernsthaft zu beschädigen“.

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Der Kardinal forderte die Katholiken im Juni auf, sowohl die Heilige Schrift als auch das Gebet und andere spirituelle Bemühungen zu nutzen, um als „Zeugen der Wahrheit in einer Welt in der Krise“ zu dienen.

Kardinal Joseph Zen

Der 91-jährige Zen, der vor seiner Emeritierung als sechster Bischof von Hongkong wirkte, hat sich mehrfach mit dem Vatikan gestritten, indem er etwa sagte, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin habe den Papst in Bezug auf die Kirchenpolitik im kommunistischen China „manipuliert“. Der Kardinal hatte sich Ende 2020 erfolglos um ein Treffen mit Papst Franziskus in Rom bemüht und den Heiligen Vater gebeten, einen neuen Bischof für Hongkong zu ernennen. Der Sitz war dort seit Januar 2019 vakant. Franziskus ernannte im Mai 2021 Bischof Stephen Chow für dieses Amt.

Franziskus und Zen trafen sich schließlich im Januar dieses Jahres, als letzterer zur Beerdigung von Papst Benedikt XVI. in Rom war. „Es war wunderbar. Er war so warmherzig!“, sagte Zen damals der Zeitschrift „America Magazine“.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.