Vatikanstadt - Montag, 9. Oktober 2023, 10:00 Uhr.
Ein afrikanischer Kardinal, der an der Weltsynode zur Synodalität in Rom teilnimmt, hat sich am Samstag bei einer Pressekonferenz zuversichtlich gezeigt, das Ergebnis des Prozesses werde „von allen als der Wille Gottes begrüßt werden“.
Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu OFMCap wandte sich auch gegen die seiner Ansicht nach „überzogenen Erwartungen“ einiger Kirchenvertreter, dass die Synode „Lösungen für alle ihre Probleme“ bringen werde. Stattdessen wies er darauf hin, es gehe bei der Initiative darum, „neue Wege zu finden, um Probleme, welcher Art sie auch sein mögen“, mit „einem Geist der Synodalität“ anzugehen.
„Ich glaube nicht, dass die Ziele der Synode darin bestehen, sich in diese oder jene Richtung zu wenden, sondern in einer neuen Art, Kirche zu sein, in einem neuen Geist“, sagte Besungu, der sowohl Erzbischof von Kinshasa als auch Präsident des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar ist.
Seine Äußerungen riefen bei der Pressekonferenz am Samstag Fragen über die tatsächliche Autorität der Synode hervor, einen Kurs für die Kirche festzulegen – ein Thema, das in einem kürzlich stattgefundenen Austausch zwischen Papst Franziskus und einer Gruppe von fünf hochrangigen Kardinälen aufkam, die kurz vor Beginn der Synode mit ihren schwerwiegenden Vorbehalten gegenüber dem Prozess an die Öffentlichkeit traten, der nun im Vatikan im Gange ist.
Unter anderem wurde Besungu gefragt, wie das Ergebnis der Synode als autoritativer Ausdruck des Willens Gottes angesehen werden könne, da sie nicht den besonderen Status eines ökumenischen Konzils habe, wie es das Zweite Vatikanische Konzil hatte.
Der Kardinal wies auf die „Methode der Unterscheidung“ hin, die den synodalen Prozess belebe, und auf die Autorität, welche die Teilnehmer aufgrund ihrer Taufe hätten. Zum ersten Mal auf einer solchen – eigentlich als Bischofssynode konzipierten – Veranstaltung sind 27 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder Nicht-Bischöfe, und die Diskussion wird von einer Methode des „Gesprächs im Geist“ geleitet, bei der gesprochen, zugehört und unterschieden werden soll.
„Kraft der Taufe haben wir die gleiche Verantwortung vor der Kirche, und ich denke, alle Anwesenden haben die Autorität, im Namen der Kirche zu sprechen“, sagte der Kardinal.
Auf die Frage von Edward Pentin von der Zeitung „National Catholic Register“, ob er ein Ergebnis der Synode, das die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften befürwortet, als Willen Gottes akzeptieren würde, winkte Besungu ab und erklärte, er wolle seine eigene Meinung zu derartigen Angelegenheiten nicht äußern, weil „der Herr selbst uns durch kollektive Unterscheidung sagen wird“, welche Richtung die Kirche einschlagen müsse.
„Niemand ist mit seiner oder ihrer eigenen Agenda hierher gekommen“, sagte er. „Wir sind alle Brüder und Schwestern, die auf den Willen Gottes für seine Kirche hören.“
Der Kardinal äußerte sich, nachdem fünf Kardinäle am 2. Oktober mit Fragen an Papst Franziskus an die Öffentlichkeit gegangen waren, von denen eine die Autorität der Synode betraf. Noch am selben Tag veröffentlichte der Vatikan die Antworten des Papstes auf die ersten Fragen der Kardinäle.
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Auf die Frage, ob „die Synodalität das oberste regulative Kriterium der ständigen Leitung der Kirche sein“ könne, ohne mit dem hierarchischen Charakter der Kirche in Konflikt zu geraten, sagte Papst Franziskus, der Status der Kirche als „Geheimnis der missionarischen Gemeinschaft“ impliziere „notwendigerweise eine wirkliche Beteiligung: dass nicht nur die Hierarchie, sondern das ganze Volk Gottes auf verschiedene Weise und auf verschiedenen Ebenen seine Stimme erheben und sich als Teil des Weges der Kirche fühlen kann“.
Nach dem Kirchenrecht ist die Synode ein beratendes Gremium und hat nicht die Aufgabe, „Angelegenheiten zu regeln oder Dekrete zu verfassen, es sei denn, der Papst hat ihr in bestimmten Fällen eine Beratungsbefugnis übertragen. In diesem Fall obliegt es dem Papst, die Beschlüsse der Synode zu ratifizieren.“
Die Pressekonferenz am Samstag bildete den Abschluss des ersten Moduls der einmonatigen Synode, in dem die 365 Delegierten das Thema „synodale Kirche“ diskutierten. Die bisherigen Beratungen konzentrierten sich auf „die charakteristischen Zeichen einer synodalen Kirche“ und einen „Weg nach vorn für die synodale Kirche: Gespräch im Geist“.
Die Synodenteilnehmer sprachen auch über die Erfahrungen des ersten Moduls. Ruffini sagte, dass viele der öffentlichen Reden der Synodenteilnehmer die Dankbarkeit für „die Gnade dieses Augenblicks, der es uns ermöglicht, die Größe der Kirche zu erfahren“, zum Ausdruck brachten.
Die erste Phase der Synode endete damit, dass jeder der 35 „circuli minores“, der „kleinen Kreise“, seine Abschlussberichte an das Sekretariat der Synode übermittelte, das für die Erstellung eines Synthesedokuments verantwortlich ist, das von der Versammlung in der Schlussphase der Synode angenommen werden soll.
Bevor sie ihre Berichte vorlegten, hatte jeder Tisch einen mehrstufigen Prozess durchlaufen, in dem alle zwölf Tischgenossen ihre Ansichten zum Thema darlegten, Rückmeldungen zu den Beiträgen der anderen gaben und die ersten Berichte der anderen Tische hörten. Jeder Tisch wählte einen „Berichterstatter“, der für die Ausarbeitung des abschließenden zusammenfassenden Berichts verantwortlich war, der mit der einfachen Mehrheit der Tischmitglieder angenommen wurde.
Zu den Schwerpunkten des ersten Moduls gehörten die Mitverantwortung der Getauften, die Ausbildung in den Seminaren und „die Energie, über neue Formen und Orte der Beteiligung nachzudenken“.
Ruffini sagte, einige der Worte, die am häufigsten in den Tischberichten auftauchten, seien „Jesus“, „Kirche“, „Gemeinschaft“, „Familie“, „Zuhören“, „Gemeinde“, „die Armen“ und „Liebe“ gewesen.
Nachdem Modul A des „Instrumentum Laboris“, des Arbeitspapiers der Synode, nun abgeschlossen ist, beginnen die Synodenteilnehmer am Montag mit der Diskussion des nächsten Moduls mit dem Titel „Eine Gemeinschaft, die ausstrahlt“. Zu den Themen, die im Rahmen dieses Moduls zur Diskussion stehen, gehören die Begleitung von Migranten und Armen, konkrete Schritte zur Einbeziehung von Menschen, die sich als LGBT bezeichnen, sowie die Überwindung der Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.