Kardinal Woelki über Alternative zwischen gerechtem Krieg und Pazifismus

Kardinal Rainer Maria Woelki
Erzbistum Köln / Reiner Diart

Beim Martinsempfang am Donnerstagabend in Mainz hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki über eine Alternative zwischen reinem Pazifismus sowie einem gerechten Krieg gesprochen. Seine Vision sei „nicht einfach ein Ja zum ‚bellum iustum‘ und ein Nein zum Pazifismus. Ein gemäßigter Pazifismus ist vielmehr ein wichtiges Korrektiv, vor dem ich hohen Respekt habe.“

Der Martinsempfang wird jährlich vom Katholischen Büro in Mainz organisiert und begrüßt Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft. Neben Woelki und Gastgeber Bischof Peter Kohlgraf waren auch Bischof Georg Bätzing von Limburg Bischof Stephan Ackermann aus Mainz und Bischof Karl-Heinz Wiesemann von Speyer vor Ort.

„Unser Auftrag ist es, in einer kriegerischen Welt Boten des Friedens zu sein, den bangenden, oftmals verängstigten Menschen eine Orientierung zu geben“, sagte Woelki über die Rolle der Kirche in der Gegenwart.

„Am Ende halte ich einen unbedingten einseitigen Gewaltverzicht für nicht vertretbar“, betonte der Kölner Erzbischof. „Auch angesichts der aktuellen Ereignisse unserer Tage sehe ich im breiten ökumenischen Konsens, mit dem Katechismus und den Vereinten Nationen Notwehrgewalt unter strengsten Voraussetzungen für christlich legitimiert. Sie kann und soll als Ultima Ratio den Weg zum Frieden ebnen.“

Vor diesem Hintergrund gelte für den von ihm ins Spiel gebrachten gemäßigten Pazifismus, dieser gebe „der christlichen Friedensethik die Richtung vor und bewahrt vor Kriegstreiberei. Und das pragmatisch geduldete Übel der Notwehrgewalt bewahrt uns auf diesem Weg vor ungezügelter Barbarei. Dieses wertschätzende Zueinander des nur scheinbar Gegensätzlichen drückt den dialogischen Charakter christlicher Friedensethik aus. Es ist zugleich ein Vorbild auch für glaubwürdige christliche Streitkultur. Wenn also Pazifismus und ,bellum iustumʼ miteinander Frieden schließen, können und sollten wir es in all unserem notwendigen Ringen und Streiten allemal.“

Es gelte, „hier und heute schon den noch langen Weg zu einer gewaltfreien Welt zu bereiten: etwa durch gewaltlosen Widerstand, durch eine lang angelegte weltweite friedensethische Bildung“.

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