26. Dezember 2017
Am 11.11. um 11.11 Uhr hat der Karneval begonnen, der seinen Höhepunkt in den vielen feucht-fröhlichen Festen, Umzügen und Fastnachtssitzungen in den Tagen vor Aschermittwoch finden wird. Heute – am 26. Dezember – sind wir also mitten drinnen in der tollen Zeit. Wenn man sich manche "Weihnachtsfeiern" in Betrieben und Vereinen ansieht, so könnte man tatsächlich meinen, es sei Fasching. Bunte, blinkende Lichter, viel Alkohol und als Glanzpunkt der Show ein mit einem roten Flanellanzug verkleideter bärtiger Mann, der "hohoho" ruft – fast klingt das wie "helau-helau-helau" – und kleine Geschenke verteilt. Es fehlte nur noch, dass er Bonbons in die Menge wirft und die Polonaise anführt – dann wäre wirklich Karneval.
Unglaublich, aber wahr: Das Christkind war kein Mädchen!
Weihnachten ist nicht selten ein tolles Kostümfest. Neben dem von Coca-Cola zum Star erhobenen Santa Claus, gibt es in unseren Breiten die blond gelockten Christkinder der Weihnachtsmärkte, die komischerweise immer Mädchen oder junge Frauen sind, die ein glänzendes Gewand und – wie kommt man eigentlich auf diese Idee? – goldene Engelsflügel tragen. Es sind sonderbare Fabelwesen, die von Balkonen und Kirchtürmen über Bockwurstbuden und Zuckerwattestände hinweg den Menschen "frohe Weihnachten" wünschen. Jesus, das wahre Christkind, war ein jüdischer Junge, mit wahrscheinlich dunklen Haaren, dem in der Heiligen Nacht sicherlich nicht glitzernde Flügel aus den Schulterblättern gewachsen sind. Ja, Weihnachten scheint mit solchen feenhaften Gestalten zu einem besonderen Moment innerhalb der Faschingszeit geworden zu sein!
Buntes Treiben, tolle Feste, super Stimmung – Weihnacht oder Fastnacht?
Wer es nicht so bunt und laut mag, flieht die mit "Jingle Bells" beschallten Weihnachtsmärkte und Kaufhäuser, um Besinnlichkeit bei Punsch und Kerzenschein zu suchen.
Aber auch hier geht es oft nicht um das Geburtstagskind, das wir feiern sollten, sondern um Ruhe und Erholung nach all den stressigen Festvorbereitungen. Haben wir es uns nicht verdient, nach dem harten Arbeitsjahr endlich ein paar Tage auf der Couch zu entspannen? Die Füße hochlegen und im Fernsehen die "stade" (stille) Zeit mit Florian Silbereisen oder Helene Fischer genießen...
Das sind "frohe Weihnachten" in vielen Häusern Deutschlands. Fastnacht oder Heilige Nacht – wo ist der Unterschied! Wem die Karnevalsparty zu laut und turbulent wird, der verschwindet mal kurz an die Bar und genießt es, nicht zwischen den dröhnenden Bässen des Faschingballes zu stehen. An Fastnacht und an Weihnacht verbrüdern sich die Leute. Sie liegen sich in den Armen und schunkeln – vor dem blinkenden Christbaum oder im Kreis der tollen Narren. Diese singen "Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind"; jene dagegen sprechen vom lieben Christkindl, das uns alle, alle belohnt, weil wir so brav und lieb waren. In der Bütt werden die Leviten gelesen, in Opas Ohrensessel trägt sie der Weihnachtsmann zu Heilig Abend in rhythmischen Reimen – zur fast fastnächtlichen Erheiterung der ganzen Familie – vor. Ende Dezember sind Jahr für Jahr manche Häuser heimliche Hochburgen jecker Tollheit – Karneval mit Lametta und Kerzenschein.
Jesus liebt und beschenkt uns nicht, weil wir so brav sind – und alle, alle kommen schon gar nicht schunkelnd in den Himmel! – sondern er mag uns, ja er liebt uns, obwohl wir oft so böse und gemein sind. Christus ist auf diese Erde gekommen, damit aus Feinden Gottes, seine Freunde werden; aus Sündern Heilige; aus lauen Leuten, vor Liebe brennende Menschen. Es geht nicht darum, dass wir brav sind, damit wir dann geliebt und beschenkt werden, sondern viel mehr darum – es ist genau umgekehrt! – dass wir uns von Gott so sehr geliebt und so reich beschenkt wissen, dass wir gerne seine Gebote achten und ihn in Wort und Tat lieben wollen.
Aus dem gleichen Holz geschnitzt – Krippe und Kreuz
Während wir noch lauthals "o, du fröhliche, o, du selige Weihnachtszeit" singen, stellt uns die Kirche am heutigen Tag den heiligen Stephanus, den ersten der Märtyrer, vor Augen, um uns daran zu erinnern, dass Krippe und Kreuz zusammengehören; ja, so scheint es, aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Der Pflegesohn eines Zimmermanns schläft als Neugeborener auf harten Brettern in einem Stall. Dreißig Jahre später hängt sein geschundener Leib an den rohen Balken eines Kreuzes vor den Toren Jerusalems. Jesus in diese Welt gekommen, um seinen Leib zum Opfer für das Heil der Welt zu darzubringen. Die Krippe ohne das Kreuz ist Kitsch. Das kleine Kind im Stall ist das Lamm Gottes, das am Kreuz die Sünden der Welt hinwegnehmen wird. Unser Heil kostet das Leben dieses Neugeborenen. Das ist die frohe und doch so ernste Botschaft von Weihnachten.
Ohne das Kreuz wird Weihnachten zum karnevalistischen Fest des Weihnachtsmannes oder eines sonderbaren Zwitterwesens, das manche für das Christkind halten. Ohne das Kreuz wird die Heilige Nacht zur Flucht aus dem stressigen Alltag, obwohl wir doch gerade in ihr lernen sollten, mutig durch die dunklen Stunden des Lebens zu gehen.
Die Krippe ohne das Kreuz ist Kitsch!
Die deutschen Bischöfe haben den heutigen Stephanstag zum Gebetstag für die verfolgten Christen erklärt. Jährlich sind es 10 Millionen Menschen, die wegen ihres Glaubens an Jesus, ermordet, gefoltert, ins Gefängnis geworfen oder gesellschaftlich isoliert und ausgegrenzt werden, weil man ihnen den Zugang zu Bildung und Arbeit verweigert. Noch nie zuvor in der Geschichte haben so viele Christen Verfolgung erleiden müssen wie heute. Und noch nie – so die pessimistische Vermutung – ist diese traurige Tatsache so wenig beachtet worden wie heute. Brennende Synagogen und Moscheen wecken zu Recht und Gott sei Dank die Empörung der breiten Öffentlichkeit. Stehen Kirchen in Flammen – auch in unseren Breiten! – so kommen oft nur kurze Meldungen in den lokalen Medien. Wer in Saudi-Arabien oder in Nordkorea mit einer Bibel im Koffer erwischt wird, kann im Gefängnis landen. Die Terroristen des Islamischen Staats köpfen Priester, verbrennen bekennende Christen und kreuzigen Kinder, die nicht auf ein Kruzifix treten wollen. Diese mutigen Leute – ja, gerade diese minderjährigen Christen – sind weihnachtliche Menschen, die dank des Glanzes, der von der Krippe aufstrahlt, mit Jesus ihr Kreuz tragen.
Wir müssen...
Am heutigen Tag sind wir aufgefordert, diesen Helden des Glaubens durch unser Gebet zu helfen. An uns ist es, im Kreis unserer Familie, unserer Freunde, Stammtische und Vereine deutlich zu machen, dass Christen weltweit die größte Gruppe sind, die unter Verfolgung und Diskriminierung leiden. Wir müssen von denen reden, die mit ihrem Blut deutlicher den Glauben bezeugen als wir es mit Worten je könnten. Wir müssen Leserbriefe schreiben, Unterschriften sammeln und Hilfsorganisationen finanziell unterstützen. Wir müssen unseren leidenden Brüdern und Schwestern im Mittleren Orient, in Pakistan, China, Nordkorea und so vielen anderen Orten in der Welt gerade zu Weihnachten unsere geistliche und materielle Solidarität zeigen. Tun wir das nicht, dann sind unsere frohen Feiern billige Fastnachtskulisse.
Die Krippe ohne das Kreuz ist Kitsch. Stephanus aber, und mit ihm die unzähligen Blutzeugen durch alle Jahrhunderte, zeigen uns, dass der Weg nach Golgatha schon in Betlehem beginnt.
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— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) November 24, 2016
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