Kardinal Fernández distanziert sich, würde Buch „heute sicher nicht mehr schreiben“

Kardinal Víctor Manuel Fernández
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Kardinal Víctor Manuel Fernández, einer der mächtigsten Männer im Vatikan, hat auf Kritik an einem Buch reagiert, das er in den 1990er Jahren über Spiritualität und Sinnlichkeit geschrieben hatte.

„Ich würde das Buch heute sicher nicht mehr schreiben“, sagte Fernández, der als Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre tätig ist, gegenüber Crux und wies darauf hin, dass er das Buch geschrieben habe, als er jünger war.

„Lange nach diesem Buch schrieb ich viel ernstere Bücher wie ‚Die heilende Kraft der Mystik‘ und ‚Die verwandelnde Kraft der Mystik‘“, so Fernández gegenüber Crux.

Der Kardinal merkte an, dass er das Buch mit den sexuellen Themen kurz nach seiner Veröffentlichung zurückzog und „nie erlaubte, dass es nachgedruckt wurde“. Er fügte hinzu, er habe es für junge Paare geschrieben, „die die spirituelle Bedeutung ihrer Beziehungen besser verstehen wollten“, dann aber festgestellt, dass es „falsch interpretiert werden könnte“.

„Deshalb halte ich es für keine gute Sache, es jetzt zu verbreiten“, sagte Fernández. „Tatsächlich habe ich es nicht autorisiert und es ist gegen meinen Willen.“

Das Buch von 1998 stellt eine imaginäre sinnliche Interaktion zwischen Christus und einem Teenager dar, setzt den menschlichen Orgasmus mit der göttlichen Nähe in Beziehung und spricht über unerlaubte – homosexuelle – sexuelle Aktivitäten, die auf eine Weise durchgeführt werden, „ohne schuldig zu werden und ohne die Gnade Gottes oder die Erfahrung seiner Liebe zu verlieren“.

Im siebten Kapitel des Buches geht Fernández auf das Thema Pornografie und sexuelle Erregung ein und stellt fest, dass „eine Frau … weniger als ein Mann davon angezogen wird, Fotos mit gewalttätigen Sexszenen, Orgien usw. anzusehen. Das bedeutet nicht, dass sie sich durch Hardcore-Pornografie weniger erregt fühlt, sondern eher, dass sie diese weniger genießt und schätzt.“

Der Text fährt fort, die Möglichkeit zu erörtern, „in unserer Beziehung zu Gott eine Art erfüllenden Orgasmus zu erreichen, der nicht so sehr körperliche Veränderungen voraussetzt, sondern einfach, dass es Gott gelingt, das seelisch-körperliche Zentrum der Lust zu berühren, so dass eine Befriedigung erlebt wird, die den ganzen Menschen umfasst“.

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Zuvor, im sechsten Kapitel, beschreibt das Buch „eine Erfahrung der Liebe, eine leidenschaftliche Begegnung mit Jesus, von der mir ein 16-jähriges Mädchen erzählte“. Der Text handelt von einer Begegnung mit Christus am See Genezareth, als er badet und im Sand liegt. Der Text beschreibt ausführlich, wie sie seinen Körper von Kopf bis Fuß küsst und streichelt, während die Gottesmutter daneben steht und die Begegnung billigend zulässt.

Dies ist nicht das erste Mal, dass Fernández wegen sexuell expliziter Texte in die Kritik gerät. Letztes Jahr tauchte sein Buch von 1995, „Heile mich mit deinem Mund. Die Kunst des Küssens“, wieder auf, das ebenfalls erotische Themen enthielt. Auch dieses Buch verteidigte er, indem er damals sagte, es sei „eine Katechese eines Pastors für Jugendliche“ und „kein theologisches Buch“.

Mitte Dezember 2023 veröffentlichte das von Fernández geleitete Dikasterium für die Glaubenslehre eine Erklärung, die es Priestern erlaubt, „gleichgeschlechtlichen Paaren“ und anderen Paaren „in irregulären Situationen“ einen „spontanen“ pastoralen Segen zu erteilen. Sie erlaubt jedoch keine liturgischen Segnungen, keine Anerkennung von Lebenspartnerschaften und keine Handlungen, welche die Segnungen wie eine Ehe erscheinen lassen würden.

Die Erklärung hat bei den Bischöfen in aller Welt gemischte Reaktionen hervorgerufen, wobei die afrikanischen Bischöfe die deutlichste Kritik geäußert haben.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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