Kardinal Müller feiert Jahrgedächtnis für Kardinal Pell in Rom

Jahrgedächtnis für Kardinal Pell am 9. Januar 2024
Elizabeth Alva / CNA Deutsch

Anlässlich des ersten Todestages von Kardinal George Pell fand am Dienstagabend in Rom das Jahrgedächtnis statt, das auch die glanzvolle kirchliche Laufbahn des Kardinals würdigte.

Die Messe, die von Kardinal Gerhard Ludwig Müller zelebriert wurde, fand in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kapelle des Domus Australia statt. Zahlreiche Kardinäle und Bischöfe, Priester, Botschafter des Heiligen Stuhls und Gläubige aus Rom und dem Ausland waren gekommen, um für den beliebten Kardinal zu beten.

Der Rektor des Domus Australia und ehemaliger Sekretär von Pell, Joseph Hamilton, sagte in einem exklusiven Interview mit EWTN: „Ich glaube, Seine Eminenz war hier in Rom sehr beliebt. Sein Zeugnis wurde sehr geschätzt und sein Verlust kam sehr unerwartet.“

„Ich denke, dass eine schöne Messe zum Gedenken an sein Leben, zum Gebet für die Ruhe seiner Seele und zur Bitte um seine Fürsprache hier in der Kapelle, die er renoviert hat und die er liebte, Trost und einen gewissen Abschluss für diejenigen bringen wird, die im letzten Jahr um den Kardinal getrauert haben“, fügte Hamilton hinzu.

Pell starb im Alter von 81 Jahren am 10. Januar 2023, nachdem er einen Herzstillstand erlitten hatte. Einige Tage zuvor war ihm im römischen Krankenhaus Salvator Mundi eine neue Hüfte eingesetzt worden. Zuvor war er Erzbischof von Sydney und Melbourne, bevor ihn Papst Franziskus 2014 zum Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats ernannte.

In seiner Predigt ging Müller auf das lange und glanzvolle Leben des verstorbenen Kardinals ein und stellte fest, dass Pell und Papst Benedikt – der weniger als zwei Wochen vor dem Kardinal verstarb – „Vorbilder des wahren Glaubens“ waren.

Müller blickte auf das frühe Leben des Kardinals zurück und stellte fest, dass er große „sportliche Fähigkeiten“ und eine „hohe intellektuelle Begabung“ besaß, was ihm „eine glänzende Karriere in der Welt“ eingebracht hätte. Aber, so Müller weiter, Pell verzichtete auf weltliche Ziele und entschied sich dafür, „dem Ruf Christi zum priesterlichen Dienst zu folgen“.

Pell war bekannt für seine Schlagfertigkeit und seine überragende Statur. Müller, der über seine persönliche Beziehung zu dem verstorbenen Kardinal reflektierte, hob Pells Engagement für „Ehe und Familie im Geiste Christi und gegen die Relativierung dieses Themas durch säkularistisch gesinnte Teilnehmer der Synode“ hervor.

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Müller ging auch auf das dunkelste Kapitel in Pells Leben ein, das „ein großes Zeugnis christlicher Geduld“ sei.

Pell war am 11. Dezember 2018 wegen fünf Anklagepunkten des sexuellen Missbrauchs während seiner Amtszeit als Erzbischof von Melbourne in den späten 1990er Jahren verurteilt worden. Nachdem er 404 Tage in Einzelhaft verbüßt hatte, hob der Oberste Gerichtshof Australiens die Verurteilungen im April 2020 einstimmig auf.

„Er wurde von einem blutrünstigen Mob unerbittlich verfolgt und von antikatholischen Hetzern in den Medien und im Polizeiapparat zum Opfer der Justiz gemacht“, sagte Müller mit Blick auf die Verunglimpfung des verstorbenen Kardinals in den Mainstream-Medien.

Weihbischof Richard Umbers von der Erzdiözese Sydney sprach nach der Messe mit EWTN und merkte an, dass der Abend eine Gelegenheit sei, „den Jahrestag eines Mannes zu feiern, der ein Löwe in der Kirche war. Ich denke, es ist eine angemessene Anerkennung für jemanden, der im Leben Australiens, wenn nicht sogar der ganzen Welt, sehr wichtig war.“

Pell sei zwar ein „Blitzableiter für die Kirche“ gewesen, erklärte Umbers, aber auch ein Mann „von großer Stärke und ungeheurem Mut“.

Pells Vermächtnis beschränke sich nicht nur auf seinen theologischen Scharfsinn oder die Reformen im Umgang des Vatikans mit Finanzangelegenheiten, sondern sei am deutlichsten in der Wiederbelebung der Kirche in Sydney zu sehen.

„Ich denke, dass der Einfluss von Kardinal Pell in Sydney sehr sichtbar ist“, sagte Umbers. „Er war ein großer Mann mit einer großen Vision, und in den letzten 20 Jahren gab es in der Erzdiözese Sydney ein echtes Wachstum und ein Führungsbewusstsein unter einer Reihe junger Katholiken.“

„Man findet dort ein Umfeld vor, das ganz außergewöhnlich ist. Es gibt viel Leben, vor allem im Bereich der Universitätsseelsorge. Er [Pell] hat viel in diesen Bereich investiert und großes Interesse an der nächsten Generation von Führungskräften gezeigt“, fügte Umbers hinzu.

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Laut Hamilton, dem Rektor des Domus Australia, wird eines der Markenzeichen von Pells Vermächtnis sein, dass er ein Beispiel für Stärke und Einheit für die Kirche ist, die gerade eine Zeit der Spaltung und Krisen durchlebt.

„Wir sind eine katholische Kirche, wir haben einen Glauben, wir haben einen Papst, wir sind ein Volk. Wenn wir zusammenstehen, sind wir stark. Wenn wir gespalten sind, sind wir schwach, und ich denke, dass sein [Pells] Zeugnis für uns und sein Vermächtnis für die Kirche darin besteht, dass sie eine einzige, heilige, katholische, apostolische Kirche ist, der zu dienen er stolz war, und in der er auf sehr bescheidene Weise stolz war, ein Bekenner zu sein. Ich denke, dass er uns ein erstaunliches und leuchtendes Beispiel hinterlässt“, sagte er.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.