Neuer Anfang: Katholisches Narrativ von systemischen Missbrauchsursachen ist gescheitert

Beflaggung „Synodaler Weg“
Synodaler Weg / Max von Lachner

Die Initiative „Neuer Anfang“ hat mit Blick auf die am Donnerstag vorgestellte evangelische Missbrauchsstudie betont, „das Dauernarrativ des Synodalen Weges, nach dem Missbrauch systemische Ursachen spezifisch katholischer Prägung habe“, sei nun „endgültig vom Tisch gefegt“.

Der Synodale Weg, den „Neuer Anfang“ von Beginn an kritisch begleitet hatte, „hat immer wieder eine vorgeblich typisch katholische Dimension von sexuellem Missbrauch mit seinen Forderungen verknüpft“, teilte die Initiative am Freitag mit. „Kritiker haben schon lange auf die wissenschaftliche Unhaltbarkeit dieser Verknüpfung hingewiesen, die sich zu Unrecht auf die MHG-Studie beruft.“

Die MHG-Studie von 2018 war die erste große Missbrauchsstudie innerhalb der katholischen Kirche und Ausgangspunkt sowohl für weitere Studien in den einzelnen Bistümern als auch für den Synodalen Weg, der wenige Monate später bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Lingen angekündigt wurde.

Die nun vorliegende protestantische Studie, ForuM genannt, sprach aufgrund von 4.300 untersuchten Disziplinarakten sowie 780 untersuchten Personalakten und 1.320 weiteren Unterlagen von 1.259 Beschuldigten und 2.174 Betroffenen. Eine Hochrechnung spricht gar von 3.497 Beschuldigten und fast 10.000 Betroffenen.

„Ein Vergleich mit der MHG-Studie ist nicht ganz leicht“, so „Neuer Anfang“. „Bei der MHG-Studie sind die Ordensleute nicht einbezogen und sie bezieht sich ausschließlich auf Diözesan-Priester und Diakone. ForuM ist in dieser Hinsicht breiter aufgestellt, jedoch auf viel schmalerer Quellenbasis. Die MHG-Studie wertet für den Zeitpunkt 1945–2014 40.000 Personal(!)akten aus. Die Zahl der Beschuldigten beträgt 1.670, die der Betroffenen 3.677.“

Es gebe, betonte „Neuer Anfang“, „tatsächlich systemische Ursachen für sexuellen Missbrauch, wie Machtgefälle, unklare Rollenmuster, die Manipulationsfähigkeit potentieller Täter in asymmetrischen Beziehungskonstellationen u. a. m. Diese Strukturen, tatsächlich dispositiv für Missbrauch, sind weder spezifisch katholisch noch konfessionsgebunden, sondern institutionsübergreifend: Wo mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet wird, können sie Missbrauch ‚systemisch‘ begünstigen – in Kirchen unterschiedlicher Konfession, in Sport und Schule.“

Nun habe sich nämlich gezeigt: „Beide Kirchen haben in ähnlicher Dimension ein Problem, das sie beide lange Zeit nicht gut bewältigt und beantwortet haben. Eine spezifische konfessionell-katholische Kontur ist in der Dimension des Missbrauchs in keiner Weise greifbar. Damit ist das Narrativ des Synodalen Weges gescheitert, das eine liberale Reformagenda für die Kirche durch das spezifisch katholische Format des Missbrauchs rechtfertigen wollte.“

„Auf Grund eines unhaltbaren Narrativs, dessen Behauptungen zu keinem Zeitpunkt wissenschaftlich gedeckt waren – weder durch die MHG-Studie selbst noch durch das weltweit vorliegende Studienmaterial insgesamt – hat die katholische Kirche in Deutschland einen falschen Weg eingeschlagen, der sie in zunehmender Deutlichkeit in den Abgrund der Spaltung treibt“, kritisierte „Neuer Anfang“.

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