Redaktion - Montag, 29. Januar 2024, 17:29 Uhr.
Angesichts der brodelnden Kontroverse und vehementen Reaktionen auf Fiducia Supplicans hat Papst Franziskus in einem weitreichenden Interview mit einer italienischen Zeitung die Hoffnung geäußert, dass sich die Erklärung des Glaubensdikasteriums doch noch durchsetzen wird.
Das weitreichende Gespräch mit La Stampa berührte zahlreiche andere Themen, darunter die Meinung des Papstes zur Künstlichen Intelligenz, Einsamkeit und Reisepläne.
Mit Blick auf die Kontroverse über Fiducia Supplicans sagte der Pontifex: „Diejenigen, die vehement protestieren, gehören zu kleinen ideologischen Gruppen.“
Er fürchte kein Schisma, sondern vertraue darauf, so Franziskus weiter, „dass sich allmählich alle mit dem Geist der Erklärung Fiducia Supplicans des Dikasteriums für die Glaubenslehre anfreunden können: Sie will einschließen, nicht spalten. Sie lädt die Menschen ein, Gott aufzunehmen und sich ihm anzuvertrauen.“
Ablehnung und Kritik
Die auf Italienisch geschriebene Erklärung des Vatikans mit dem lateinischen Titel Fiducia Supplicans wurde am 18. Dezember veröffentlicht — mit der Zustimmung von Papst Franziskus, der das Schreiben gegenzeichnete und bereits in einer italienischen Talk-Show verteidigte.
Nach scharfer Kritik und klarer Ablehnung aus weiten Teilen der Weltkirche präzisierte der Autor der umstrittenen Erklärung, Kardinal Victor Manuel Fernandez, dass die Segnungen nur wenige Sekunden dauern dürfen und an einem unwichtigen Ort spontan passieren sollen.
Bischöfe in aller Welt haben die Möglichkeit der Segnung homosexueller Paare wie Verbindungen in ihrem Zuständigkeitsbereich ausgeschlossen — und auch kritisiert, dass dieser Vorstoß ohne Beratungen erarbeitet wurde.
In Afrika, den Ostkirchen sowie den Niederlanden, Polen, Ungarn und anderen Ländern lehnen die Bischöfe geschlossen den Vorstoß ab. Renommierte Theologen und eine ganze Reihe prominenter Kardinäle haben das Schreiben scharf kritisiert.
„Sonderfall Afrikaner“?
Papst Franziskus sagte gegenüber La Stampa: „Ein Sonderfall sind die Afrikaner: für sie ist Homosexualität etwas ‚Hässliches’ aus kultureller Sicht, sie tolerieren sie nicht.“
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Tatsächlich haben die afrikanischen Bischöfe ihre Ablehnung der Segnungen biblisch begründet.
Unterdessen weitet sich die Kontroverse aus: Der Präsident der afrikanischen Bischofskonferenzen hat die Frage aufgeworfen, welche Rolle die Synodalitätssynode der Weltkirche beim Vorstoß des Vatikans spielte.
Auch die Ökumene ist nach Angaben des „Ökumene-Ministers“ des Papstes durch Fiducia Supplicans belastet worden.
Auf die Frage, ob er unter Einsamkeit leide, sagte Franziskus: „Wir alle erleben Einsamkeit. Jeder, der sagt: ‚Ich weiß nicht, was Einsamkeit ist’, ist ein Mensch, dem etwas fehlt. Wenn ich mich einsam fühle, bete ich zuallererst.“
August am Äquator
Auf die Frage, wohin er dieses Jahr gerne reisen möchte, sagte der Pontifex, er plane eine Reise nach Belgien.
„Eine weitere, im August, nach Osttimor, Papua-Neuguinea und Indonesien. Dann gibt es noch die Hypothese Argentinien, die ich aber vorerst in Klammern halte: Die Organisation des Besuchs hat noch nicht begonnen”, so der Papst.
Künstliche Intelligenz
Mit Blick auf die neue Ära künstlicher Intelligenz betonte der Papst gegenüber der Zeitung: „Jede wissenschaftliche und technologische Innovation muss einen menschlichen Charakter haben und es dem Menschen ermöglichen, ganz Mensch zu bleiben. Wenn der menschliche Charakter verloren geht, ist die Menschlichkeit verloren.“
„Künstliche Intelligenz ist ein wunderbarer Schritt nach vorn, der viele Probleme lösen kann, aber sie kann, wenn sie unethisch gehandhabt wird, der Menschheit auch viel Schaden zufügen. Das Ziel muss sein, dass die künstliche Intelligenz immer im Einklang mit der Würde des Menschen steht. Wenn es diese Harmonie nicht gibt, ist es Selbstmord.“