Birgit Weiler, die neue Beraterin der Weltsynode, befürwortet Frauenpriester

Sr. Birgit Weiler
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Am vergangenen Samstag hatte der Vatikan bekanntgegeben, dass Papst Franziskus die aus Deutschland stammende Sr. Birgit Weiler als Beraterin des vatikanischen Generalsekretariats der Synode ernannt hat. Weiler, die im peruanischen Amazonasgebiet lebt, ist eine bekannte Akademikerin, die sich für kontroverse Positionen wie Frauenpriester ausgesprochen hat.

Hier sind einige wichtige Einblicke in das Denken dieser Ordensschwester, die an der Weltsynode zur Synodalität teilnimmt.

Akademische Ausbildung

Birgit Weiler, 1958 in Duisburg geboren, ist Theologin. Im Jahr 2011 promovierte sie in Philosophie mit dem Schwerpunkt Interkulturelle Theologie an der Goethe-Universität in Frankfurt.

Sie trat 1978 in die Kongregation der Missionsärztlichen Schwestern ein und ist seit 29 Jahren als Missionarin im peruanischen Amazonasgebiet tätig. Sie war auch im Bereich der Pastoral für die Güter der Schöpfung der peruanischen bischöflichen Kommission für soziale Aktion tätig.

Viele Jahre lang war sie Dozentin an der Universität Antonio Ruiz de Montoya, die mit den Jesuiten verbunden ist, in der Stadt Lima. Seit 2020 ist sie Professorin und Wissenschaftlerin an der akademischen Abteilung für Theologie der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru. Außerdem ist sie ständige Beraterin des theologisch-pastoralen Reflexionsteams des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM).

Frauen im Amazonasgebiet spenden die Krankensalbung

Im April 2023 sagte Weiler, im Amazonasgebiet gebe es Menschen, die keine Priester sind, aber dennoch mit Erlaubnis des Ortsbischofs das Sakrament der Krankensalbung spenden, obwohl das Kirchenrecht besagt, dass nur Priester dieses Sakrament gültig spenden können.

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In einem Interview mit kath.ch sagte Weiler: „Es gibt im Amazonasgebiet Bischöfe, die aus pastoralen Gründen den Standpunkt haben, dass es gar nicht anders geht: weil es einfach keine Priester im Umkreis vieler Gemeinden gibt. Und wenn Menschen schwer krank und Ordensschwestern vor Ort sind, dann spenden diese das Sakrament, um das die Kranken und ihre Familien bitten. Die Ordensschwestern tun das mit der Erlaubnis des jeweiligen Bischofs.“

Dies sei aber im Amazonasgebiet „keine weit verbreitete Praxis“, merkte Weiler an und beklagte den Priestermangel.

Weiler sprach auch die Frage der Beauftragung von Laien mit der Spendung der Taufe an, die das Kirchenrecht in bestimmten Fällen vorsieht, sowie die Frage der Beichte bei Laien, wobei sie betonte, dass eine Lossprechung „formal“ nicht erteilt werden könne.

„Es braucht dringend ein grundlegendes Überdenken unserer Theologie der Sakramente“, sagte Weiler in dem Interview. „Kirchliche Vertreter auf allen Ebenen sind sich bewusst, dass ein Umkehrprozess geschehen muss. Es gibt ein klares Bewusstsein, dass wir klerikale Strukturen aufbrechen und uns auf den Weg hin zu einer synodalen Kirche machen müssen, die bereit ist, an die gesellschaftlichen und existentiellen Peripherien zu gehen.“

 

Zölibat

Auf die Frage, ob sie von Papst Franziskus über die Nichtabschaffung des Pflichtzölibats nach der Amazonas-Synode 2019 enttäuscht sei, antwortete Weiler im selben Interview: „Der erste Schritt ist gemacht.“

„Es war uns von vornherein klar, dass das Konzept der ‚viri probati‘ noch weiterer Ausarbeitung bedarf“, sagte sie. „Aber die Frage der ‚viri probati‘, also der erfahrenen verheirateten Männer, die zu Priestern geweiht werden können, ist in Amazonien drängender als anderenorts.“

Auf die Frage nach der Möglichkeit, in Zukunft verheiratete Männer zu weihen, sagte Weiler, sie bleibe hoffnungsvoll, dass „in spätestens zehn Jahren“ die Möglichkeit der Weihe von „viri probati“ geschaffen werde.

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Synode soll Rolle von Frauen in der Kirche untersuchen

Als eine der Expertinnen auf der Amazonas-Synode 2019 setzte sich Weiler für eine stärkere Rolle von Frauen in der Kirche ein.

Im Oktober 2019 erklärte Weiler gegenüber ‚The Tablet‘, es sei notwendig, „eine breitere Debatte über die Rolle von Frauen in Führungspositionen innerhalb der Kirche zu fördern“. Darüber hinaus sprach sie sich für eine Synode aus, die sich ausschließlich mit der Rolle von Frauen in der katholischen Kirche befassen sollte.

„Die Kirche muss einen bewussten Schritt machen und es Frauen ermöglichen, Führungspositionen zu besetzen, wenn sie die Gaben, die Fähigkeiten und das Wissen haben, und nicht einfach Männer gegenüber Frauen bevorzugen“, sagte sie.

Im Oktober 2023 durften erstmals in der Geschichte der 1965 von Papst Paul VI. ins Leben gerufenen Bischofssynode mehr als 50 Frauen an der Versammlung teilnehmen.

 

Weibliche Diakone und Priester

Im Interview mit kath.ch sagte Weiler, der Frauendiakonat „könnte eigentlich sehr bald kommen. Da gibt es dann keine theologischen Hürden, wenn man den Diakonat als ein eigenständiges Amt in der Kirche versteht, durch das Christus in der Kirche vergegenwärtigt wird in seinem Dienst am Leben der Menschen.“

Im Mai 2019 sagte Papst Franziskus zur Möglichkeit der Weihe von weiblichen Diakonen, dass die mit der Prüfung dieser Frage beauftragte Kommission nicht zu einem ausreichenden Konsens gelangt sei.

Bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von seiner Reise nach Mazedonien im Jahr 2019 sagte der Papst: „Das Wesentliche ist, dass es keine Gewissheit gibt, dass es sich um eine Weihe mit der gleichen Form und dem gleichen Zweck wie die Weihe von Männern handeln würde. Einige sagen, dass es Zweifel gibt. Lasst uns weitermachen und studieren. Ich habe keine Angst vor der Studie, aber bisher hat sich nichts ergeben.“

Im Jahr 2020 wurde eine neue Studienkommission eingesetzt, die im September 2021 zum ersten Mal tagte.

Auf die Frage von kath.ch nach theologischen Argumenten für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt betonte Weiler: „Das ergibt sich zum einen aus unserer Würde als Menschen. Männer und Frauen sind in gleicher Weise Ebenbild Gottes. Wenn man es biblisch sagen möchte, dann sind wir alle Christusträgerinnen und Christusträger. Wir haben alle dieselbe Taufwürde. Da ist nicht für den einen mehr und für die andere weniger. Deshalb muss es meines Erachtens möglich sein, dass Frauen, die sich dazu berufen fühlen, zum Priesteramt zugelassen werden.“

Weiler betonte, eine Zulassung des Frauenpriestertums werde länger dauern als die Priesterweihe von verheirateten Männern: „Aber die Kirche muss sich unbedingt der Dringlichkeit dieser Frage bewusstwerden.“

Im Juni 2018 versicherte Papst Franziskus, dass die Tür zu einem Frauenpriestertum in der katholischen Kirche geschlossen sei, weil es „dogmatisch nicht geht“. Darüber hinaus hat Franziskus mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Frage bereits von Papst Johannes Paul II. endgültig geregelt worden ist: „Zur Weihe von Frauen in der katholischen Kirche hat der heilige Johannes Paul II. das letzte klare Wort gesprochen, und das bleibt bestehen.“

„Die Priesterweihe, durch welche das von Christus seinen Aposteln anvertraute Amt übertragen wird, die Gläubigen zu lehren, zu heiligen und zu leiten, war in der katholischen Kirche von Anfang an ausschließlich Männern vorbehalten“, so das Apostolische Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von 1994.

Die Kirche verweise auf „das in der Heiligen Schrift bezeugte Vorbild Christi, der nur Männer zu Aposteln wählte, die konstante Praxis der Kirche, die in der ausschließlichen Wahl von Männern Christus nachahmte, und ihr lebendiges Lehramt, das beharrlich daran festhält, daß der Ausschluss von Frauen vom Priesteramt in Übereinstimmung steht mit Gottes Plan für seine Kirche“, so Papst Johannes Paul II. unter Berufung auf Papst Paul VI.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.