Ex-Chef von Trägerverein des Katholikentags: Das ZdK „schiebt und dreht“, wie es will

Erfurter Dom (links) und Severikirche
Eremeev / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Der ehemalige Vorsitzende des Trägervereins des Katholikentags, der in diesem Jahr in Erfurt stattfinden soll, hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) für mangelnde „Ausgewogenheit und Offenheit“ im Programm scharf kritisiert. Manfred Ruge war Ende 2023 von seinem Amt zurückgetreten – Medienberichten zufolge auch wegen Spannungen und Differenzen angesichts der Frage, „ob ostdeutsche Perspektiven bei dem fünftägigen Großevent ausreichend berücksichtigt werden“.

Im Gespräch mit dem Magazin „Cicero“ sagte Ruge nun mit Blick auf das ihm vom ZdK vorgelegte Programm: „Die großen Podien hatten weitgehend mit unseren Ideen und Vorstellungen absolut gar nichts zu tun. Die Themen Christsein in der Diaspora, Ökumene, Kirchenaustritte und Kirchenbindung kamen alle nicht vor. Stattdessen stehen im Programm Podien zu den Themen ‚Der Leib Christi ist queer – und jetzt‘, ‚Decolonize Church‘ oder ‚Anti Gender und die neue Rechte‘.“

„Damit ich nicht falsch verstanden werde: Wir können über Homosexualität und Vielfalt sprechen, wir können über historische Aufarbeitung sprechen“, fügte er noch hinzu. „Aber was ich nicht verstanden habe, warum nicht auch wir in Erfurt Ideen umsetzen durften.“

„Der Grund für meinen Rücktritt war vor allem eine riesig große Enttäuschung“, konstatierte Ruge vor diesem Hintergrund. „Ich habe das Amt übernommen, weil ich etwas für meine Heimatstadt und meine Kirche tun wollte. Ich habe am Anfang meine Vorstellungen skizziert, mir wurden Zusagen gemacht, die dann alle nicht eingehalten wurden.“

„In Stuttgart, beim letzten Katholikentag, haben wir vereinbart, dass Erfurt eine besondere Begegnung von Ost und West wird“, erinnerte Ruge. „Davon ist nahezu nichts übrig geblieben. Besonders enttäuscht hat mich das Verhalten des Erfurter Bischofs, der sich in keiner Weise für meine Anregungen und Vorschläge eingesetzt hat.“

„Der Anspruch ist immer, dass alles demokratisch und partizipativ läuft“, betonte er mit Blick auf die Programmgestaltung. „Tatsächlich habe ich aber erlebt, dass am Ende das ZdK es so schiebt und dreht, wie es das ZdK will.“

Angesprochen auf eine Veranstaltung mit dem Titel „Deutschland einig Vaterland“ sagte Ruge, er freue sich darüber, um dann die Frage zu stellen: „Aber warum musste auch hier die Aufstellung der Teilnehmer aus dem Westen kommen?“ Und weiter: „Warum wurde nicht ausgewogener eingeladen, mehr Leute, die unter der DDR gelitten und gegen sie gekämpft haben?“

„Auch beim Thema Ökumene fehlt der ostdeutsche Blick“, führte er aus. „Wir haben Erfahrung mit Ökumene. Evangelische und katholische Christen leben ihren Glauben gemeinsam in einer säkularen Welt. Papst Benedikt hat in Erfurt das Augustinerkloster besucht, dort, wo Martin Luther gelebt hat. Das aber kommt alles nicht vor.“

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Der Erfurter Katholikentag soll vom 29. Mai bis zum 2. Juni stattfinden.

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