Nach Kritik an „Fastentuch“ doch kein „Ostertuch“ von Schockkünstler im Wiener Stephansdom

Die drei violetten Fastentücher von Helnwein
Screenshot von YouTube

Nach der heftigen Kritik am diesjährigen Fastentuch im Wiener Stephansdom hat das Domkapitel beschlossen, die von Gottfried Helnwein gestalteten „Oster- und Pfingsttücher“ nicht aufzuhängen. Grund dafür sei deren Gestaltung, die „Menschen verstören“ könnte, wie Kathpress berichtete.

Helnweins Fastentuch war am 15. Februar im Stephansdom aufgehängt worden und bestand aus insgesamt drei violetten Tüchern, die den Altar verhüllten.

An den Seitenaltären hingen zwei Totenschädeltücher und in der Mitte der Christus des Turiner Grabtuches mit dem Kopf nach unten, um das „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“ zu veranschaulichen. Dies führte bei vielen Besuchern zu Irritationen, da es an satanische Symbolik erinnere.

Wie die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ berichtete, werden Helnwein Verbindungen zu Mitgliedern der „Church of Satan“ oder eine Mitgliedschaft bei Scientology nachgesagt.

Nach dem Fastentuch war ein weiteres „Ostertuch“ mit der Darstellung eines Kindes mit den Wundmalen Christi geplant. Für das Domkapitel ein „beeindruckendes und ernst zu nehmendes Kunstwerk“, das aber im Hinblick auf Ostern und die Darstellung auch „Menschen verstören“ könnte.

Das Domkapitel hat nun den Beschluss gefasst, das geplante „Ostertuch“ nicht aufzuhängen. Der Stephansdom solle kein „Ort der Polarisierung“ werden. Seelsorge und Gebet hätten im Kirchenraum Vorrang.

Die fotorealistische Darstellung eines blutenden Kindes als 14 Meter hohes dominierendes Element des Altarraums berge die Gefahr, „Menschen zu verstören oder in ihren Gefühlen zu verletzen“, erklärte das Domkapitel.

Das umstrittene violette Fastentuch soll hingegen wie geplant bis Karsamstag hängen bleiben.

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Kritik am Fastentuch

Jan-Heiner Tück, Professor am Institut für Systematische Theologie und Ethik der Universität Wien, schrieb in einem Beitrag für Communio über die Kritik des einfachen Kirchenvolkes am Fastentuch: „Diesen Unmut als naive, kunstfeindliche Äußerung der einfachen Gläubigen beiseitezuschieben, wäre arrogant. Auch widerspräche eine solche Taubheit dem Bild einer lernbereiten, hörenden, synodalen Kirche.“

Den Einwand, dass große Künstler wie Michelangelo immer auf Widerstand gestoßen seien, lässt er nicht gelten: „Helnwein in diese Reihe zu stellen, würde dem österreichischen Schockkünstler wohl doch zu viel der Ehre antun.“

Auch die Darstellung der Totenschädeltücher sei seiner Meinung nach unpassend gewesen, da sie eher „dem Aschermittwoch entsprechen, der an die Sterblichkeit erinnert, nicht aber dem Sinn der vierzig Tage der österlichen Bußzeit, die eigens dazu einladen, das Leben zu wählen und nicht den Tod“.

„Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den HERRN, deinen Gott, hör auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben“, erinnerte Tück an die Lesung am Donnerstag nach Aschermittwoch aus dem Buch Deuteronomium (30,19).

Der Deutungshinweis des Künstlers, dass es sich bei dem umgekehrten Jesus um den Abstieg Christi ins Reich der Toten handele, überzeuge „letztlich nicht“.

Sein Bild „konterkariert den eigentlichen Sinngehalt des Glaubensartikels“. Für die Ikonographie der Ostkirchen etwa sei der Abstieg Christi in die Hölle ein „Akt der Solidarität, der für die Verstorbenen die ersehnte Rettung aus Tod und Hölle bringt“.

Der Descensus, wie es in der Fachsprache heißt, sei ein Symbol der Hoffnung: „Davon ist bei Helnwein nichts zu sehen.“ Er biete einen „verkehrten Christus, der die erlösende Kraft des Descensus zu negieren scheint“.

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„Gehört diese geradezu nekrophile Inszenierung des Todes von Gottfried Helnwein in den Altarraum des Stephansdoms?“, fragt Tück.