Redaktion - Montag, 1. April 2024, 16:04 Uhr.
In Deutschland ist ab dem heutigen Montag der Besitz von Cannabis legalisiert worden, auch wenn viele Fragen weiter offen sind. Fest steht: Die Entscheidung ist äußerst umstritten. Im Mittelpunkt der Diskussion steht neben den medizinischen, gesellschaftlichen und ethischen Fragen auch die nach dem konkreten Risiko dieser Entscheidung für gläubige Menschen, Familien und Pfarreien.
Das neue Gesetz zielt nach Angaben der Befürworter darauf ab, den Gesundheitsschutz zu verbessern, Aufklärung und Prävention zu stärken, den Kinder- und Jugendschutz zu fördern und den illegalen Markt für Cannabis einzudämmen. Es erlaubt Personen über 18 Jahren den Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum oder den Eigenanbau von bis zu drei Hanfpflanzen.
Was aber ist die Haltung der katholischen Kirche zu diesem Thema?
„Der Genuß von Drogen führt zu schweren Schädigungen der Gesundheit und des menschlichen Lebens. Abgesehen vom rein medizinischen Gebrauch ist er eine schwerwiegende sittliche Verfehlung“, stellt der Katechismus der Katholischen Kirche fest (KKK 2291).
Wie ist vor diesem Hintergrund das deutsche Gesetz einzuordnen? Klar scheint, wie auch in den USA mehrere Bischöfe betont haben: Freizeit-Konsum ist auf keinen Fall vertretbar. Aber wie ist medizinischer Nutzen zu verstehen?
Das Kommissariat der deutschen Bischöfe – Katholisches Büro in Berlin – hat bereits 2023 in einer Stellungnahme detailliert Position bezogen.
Die Kirche betont in ihrer Stellungnahme, dass der Mensch und seine Würde sowie sein Schutz, insbesondere der Schutz der Jugend, im Vordergrund stehen müssen. Sie weist darauf hin, dass exzessiver Cannabis- und Drogenkonsum oft mit Krisen, Belastungen und Einsamkeit verbunden ist, und betont die Notwendigkeit eines heilsamen und produktiven Umgangs mit solchen Problematiken.
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Die bisherige Sanktionspolitik habe sich als nicht zielführend erwiesen, findet die Stellungnahme. Cannabis sei zu einer „Jugenddroge“ geworden, die leicht verfügbar erscheine und deren Konsum unter jungen Erwachsenen zugenommen habe.
Die katholische Kirche unterstreicht somit die Bedeutung der Prävention und Unterstützung und begrüßt grundsätzlich eine Strategie, die diesen Aspekten Rechnung trägt. Dennoch sieht sie vorgesehene Maßnahmen kritisch, da diese den Jugend- und Gesundheitsschutz ihrer Meinung nach nicht ausreichend in den Vordergrund stellen.
Erfahrung mit der Legalisierung hat der Erzbischof von Denver (USA) gemacht: In seinem Bundesstaat, Colorado, ist Cannabis bereits vor einiger Zeit legalisiert worden, und Erzbischof Samuel Aquila schrieb dazu einen eigenen Hirtenbrief (hier die Originalversion).
Der Erzbischof von Denver sagte, dass das Motiv für einen Drogenkonsum in der Regel aus zwei Aspekten besteht: „Einer Krise der Werte und einem Mangel an Beziehungen. Das macht Menschen offen — oder anfällig — für den Konsum von Drogen“.
„Während Drogen ein flüchtiges Vergnügen bieten“, erklärte Aquila, „will Jesus uns eine Fülle von Liebe, Freude und Frieden geben, die in den Höhen und Tiefen des Lebens konstant bleibt. Anstatt zu chemischen Mitteln zu greifen, wenn wir uns müde und belastet fühlen, lädt Jesus uns ein, uns an ihn zu wenden, der uns Ruhe und die ganze Fülle des Seins verspricht.“
Abschließend stellt der Erzbischof fest, dass „das Wichtigste, was wir als Christen als Antwort auf die Drogenkultur tun können, die Verkündigung des Evangeliums ist“.
„Durch die Liebe, die Barmherzigkeit, den Sinn und die Hoffnung, die wir in Christus finden, werden die Menschen vom Drogenkonsum abgehalten oder dazu inspiriert, sich von seinem Einfluss zu befreien“, betonte Aquila.