Beliebter CDU-Politiker Bosbach: „Die Kirchentage sind für mich mittlerweile eher Parteitage“

Wolfgang Bosbach
Superbass / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

In einem am Dienstag veröffentlichten Domradio-Interview hat der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach gefordert, die Kirche müsse „unabhängig von der politischen Überzeugung ihrer Mitglieder“ alle Menschen erreichen. Bosbach war von 1994 bis 2017 Bundestagsabgeordneter und Experte für Innenpolitik. In politischen Debattensendungen war er ein gerngesehener Gast.

„Ich fühle mich in der Kirche – auch nach allen Skandalen – wohl, weil ich weiß, was ich meiner Kirche zu verdanken habe“, sagte der CDU-Politiker.

Dennoch bereite ihm die Kirche seit Jahren „Kummer“. In vielen Gottesdiensten fehle „eine ganze Generation“, sagte er und zog zugleich Parallelen zu politischen Parteien wie der CDU und SPD und deren Mitgliederschwund. „Das, was oben ausscheidet, wächst unten nicht mehr nach, das haben Kirche und Politik gemeinsam“, so Bosbach.

Wenn er etwas ändern könnte, dann würde er sich an die politische Positionierung der Kirche in Deutschland machen: „Die Kirchentage sind für mich mittlerweile eher Parteitage, und ich finde das keine gute Entwicklung. Die Kirche muss immer sehen, dass sie auch unabhängig von der politischen Überzeugung ihrer Mitglieder jeden erreicht. Wenn die Kirchenmitglieder das Gefühl haben, sie passen mit ihrer politischen oder gesellschaftlichen Haltung nicht mehr in ihre Kirche, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Kirche an Akzeptanz verliert.“

Bosbach ging auch auf die tätlichen Angriffe auf verschiedene Politiker ein, darunter aus der Partei der Grünen, aus SPD und AfD: „Tatsächlich ist das Klima rauer geworden. Da, wo früher geschubst wurde, wird heute geschlagen. Wo früher geschlagen wurde, benutzt man heute eine Waffe. Die Bedrohungen sind massiver geworden.“

Er erinnerte sich an ein persönliches Erlebnis an der Universität Göttingen, als die CDU dort eine Veranstaltung zur doppelten Staatsbürgerschaft organisierte.

„Die Union hatte eine Unterschriftenaktion gestartet und in dem Hörsaal, wo die Veranstaltung stattfand, wurden Stinkbomben geschmissen. Draußen tobte der Mob, Barrikaden wurden errichtet, Hundertschaften der Polizei waren da. Das ist also kein vollkommen neues Phänomen“, sagte Bosbach.

Er hoffe, dass „die Menschen jetzt wieder mehr zur Besinnung kommen“. Nicht umsonst lautete Bosbachs letzter Satz im Deutschen Bundestag: „Geht immer ordentlich miteinander um!“

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